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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob
Autoren: Laura Peyton Roberts
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die ihr Einlass in den Hauptarbeitsbereich gewährte.
    Die rauen Betonwände und die dunkle hohe Decke verliehen dem Hauptquartier etwas beinahe Höhlenartiges, ein Eindruck, der noch verstärkt wurde durch das Fehlen jeglicher Fenster. Kaltes Neonlicht erhellte von oben den Raum, doch die weitaus interessanteren Lichtquellen bestanden aus Reihen über Reihen flimmernder Computerbildschirme, die auf völlig identischen, ebenso schlichten wie neutralen
    Schreibtischen standen.
    Eines Tages wird einer dieser Tische meiner sein,
    dachte Sydney stolz, während sie an ihnen vorüberschritt.
    Im Augenblick jedoch arbeiteten lauter Agenten, die sie nicht kannte, an Projekten, in die sie nicht eingeweiht war, und kümmerten sich derweil ohne sie um die Sicherheit des Landes.
    »Sydney!« Wilson kam aus seinem Büro, um sie zu begrüßen. Als Rekrutenanwerber und Ausbildungsleiter der Geheimdienststelle war Wilson einer der wenigen Mitarbeiter, zu deren Privilegien auch ein eigener Schreibtisch mit vier Wänden drum herum gehörte, auch wenn diese nur aus Glas bestanden. »Ins Op-tech, bitte. Jetzt gleich.«
    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend folgte Sydney Wilson in den großen abgetrennten Konferenzraum, der das so genannte Op-tech, das Besprechungszimmer des SD-6, darstellte. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch mit Stühlen. Jeder der Plätze war mit einem TFT-Display ausgestattet, die dazu dienten, die Agenten für ihre Einsätze zu briefen.
    Warum sind wir hier?, fragte sich Sydney. Heißt das, ich bekomme heute meinen ersten richtigen Auftrag?
    Doch als sie auf einem der Stühle Platz nahm, fiel ihr Blick auf einen schwarzen Bildschirm. Bei einem echten Briefing wäre dort sicherlich mehr zu sehen.
    Sie spürte einen Anflug von Enttäuschung, doch war sie nicht wirklich überrascht. Zwar hatte sie beim Training binnen kürzester Zeit riesige Fortschritte gemacht, die allenthalben als viel versprechend und durchaus beeindruckend gewürdigt wurden, aber sie war noch weit davon entfernt, alles zu wissen - und davon, eine richtige Agentin zu sein. Die Ausbildung beim SD-6 war, als würde man sich zusätzlich eine ganze Ladung von College-Kursen aufhalsen, mit Schwerpunkten in
    Sprachen, Geographie, Politikwissenschaft und, nicht zu vergessen, in Selbstverteidigung. Nie wusste sie, womit Wilson sie heute wieder drangsalieren mochte, doch bislang war die einzige Herausforderung, bei der sie nicht geglänzt hatte, der Wassertank gewesen.
    Mit Schaudern erinnerte sich Sydney an jenen Tag vor einer Woche, als sie in den engen, sargähnlichen Behälter gesteckt worden war, der sich wenige Sekunden darauf mit Wasser zu füllen begann. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Kammer so schnell und vor allem komplett voll laufen würde, und als dann auch noch von außen das Licht ausgeschaltet wurde, hatte Panik sie erfasst. Die ihr gestellte Aufgabe bestand darin, drei Minuten die Luft anzuhalten und dann in einer bestimmten Abfolge eine Reihe von Hebeln umzulegen, die einen Mechanismus auslösten, der das Wasser wieder ablaufen ließ.
    Tatsache war, dass es nicht einmal dreißig Sekunden gedauert hatte, bevor sie anfing, hektisch an den Hebeln herumzuhantieren - und als das Wasser keinerlei Anstalten machte, wieder abzufließen, hatte sie den Notschalter gedrückt. Das Protokolldiagramm ihrer Körperfunktionen hatte ausgesehen wie das eines Erdbebens der Stufe 8.0 auf der nach oben offenen Richterskala.
    Wilson hatte es gelassen genommen. »Immerhin wissen wir jetzt, dass Sie auch nur ein Mensch sind«, waren seine Worte gewesen, als er den Bericht des Testleiters las.
    »Ich. fühle mich unter Wasser einfach nicht wohl«, hatte Sydney ihm gestanden.
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Doch sie wusste es genau. Unter Wasser hatte ihre
    Mutter den Tod gefunden, nach einem Unfall, bei dem ihre Eltern mit dem Auto von der Fahrbahn abgekommen und von einer Brücke gestürzt waren. Damals war Sydney gerade sechs Jahre alt gewesen. Und immer wenn sie seitdem.
    »Ich kann schwimmen«, versicherte sie Wilson rasch. »Ich bin sogar eine ziemlich gute Schwimmerin. Ich. bleib nur meist in der Nähe der Wasseroberfläche.«
    »Nun gut, vielleicht können wir den Wassertank zunächst überspringen«, hatte er erwidert und den Bericht auf einen Stapel Dokumente gelegt. »Sehen Sie zu, dass Sie in irgendeinem Schwimmbecken trainieren.«
    »Das werde ich«, hatte sie ihm versprochen. Und sich daran gehalten. Doch
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