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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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niemahls sich niederbeugen würde, so angenehm ihr sonst seine guten Eigenschaften waren.
    Alfred fand einen Augenblik, da er allein bey der Fräulein war; feyerlich sagte er zu ihr: Es ist geschehen; ich muß diese Burg verlassen, wo ich so viele Güte genossen habe. Aber ich bin undankbar genug zu wünschen, daß ich niemahls in derselben wäre aufgenommen worden. Alswitha schien über den Vortrag befremdet; der verstelte König aber fuhr fort: Es ist mir unmöglich zu verschweigen, daß ich die schöne Alswitha zu oft gesehen habe, und daß ihre Reize und ihre Tugend mein übriges Leben mir unerträglich machen werden.
    Schamhaft färbte sich die Fräulein; der Stolz ihrer Ahnen fuhr über die Erklärung auf, die ein Mensch wagte, der ihrer unwürdig war. Aber etwas sprach in ihrem Herzen für den Unbekanten und hemte die Wallung ihrer Entrüstung. Sie sagte mit einem zweifelhaften Wesen: Wulf vergißt, daß er ein Verwundeter ist, und daß meines Vaters Burg ihn nur als einen Krieger aufgenommen hat, der unsrer Hülfe bedürftig, und nicht unwürdig war. Wulf vergißt Alswithens Würde nicht, unterbrach der Fürst seine Geliebte; er kent allein den Werth der vortreflichen Fräulein, die er beleidigt; aber es giebt Gefühle, die keine Einwürfe der Vernunft unterdrüken können, und niemand hat gefühlt, was ich für Alswithen empfinde. Sterben kan ich, den Todt habe ich oft, und bey nahem gesehn: aber unmöglich ist es mir zu verheelen, wie unglüklich ich mich schäzen würde, wann Alswitha mich verachtete.
    Ich kenne Wulfs Verdienste, fuhr die Fräulein sitsam fort; mein Vater ehrt in ihm einen Krieger, der sein Blut für die Errettung der Sachsen versprizt hat. Es ist keine Verachtung, wann ich Reden vermeiden muß, die keine Wirkung thun können. Es ist nicht an mir, die Unterschiede aufzuheben, die von der Tugend selbst zwischen den Ständen der Menschen gemacht werden. Wulf wird in seinem Stande eine Schöne finden, die seine Liebe anhören und sie belohnen darf.
    Nun so ist mein Urtheil gesprochen, sagte Alfred mit einer Verstellung in seinen Zügen, die die tiefste Betrübniß verrieht. Ich werde ungern diese Burg verlassen, aber Alswitha wird nicht verhindern können, daß ich eine unglükliche Liebe mit mir in die Gefahren trage, in die mein Stand mich führt. Sie wird nicht hindern, daß ihr Bild mein leztes Gefühl, daß ihr Namen mein leztes Wort sey.
    Aber Wulf, sagte die Unschuldige ganz betreten, kan ein bescheidener, ein verdienter Jüngling denn so unbillig seyn, und von einer Fräulein Dinge fodern, die sie nicht gewähren kan, ohne seiner unwürdig zu werden? Kan er hoffen, daß Edelbert seine Liebe billigen, kan er verlangen, daß Alswitha einem verehrungswürdigen Vater ungehorsam seyn werde? Wüßte ich wenigstens, von wem Wulf gebohren wäre, und wie groß die Entfernung sey, die zwischen ihm und Alswithen ist.
    Wulf, fuhr Alfred fort, ist nicht unedel, aber das Glük hat ihm seine Gaben versagt; er ist arm, er hat wegen eines unvermeidlichen Zufals sein Vaterland verlassen müssen. Die Ehre hat ihn gezwungen, ein Blut zu versprizen das nach Rache schreyt, und das Schwerdt der Gesezte hängt über ihm.
    Alswithens Stolz fand sich in etwas beruhigt, da sie vernahm, daß Wulfs Geburt nicht zur unübersteiglichen Hinderniß wurde. Die Gaben des Glüks verachtete sie, tausend edle Sachsen hatten ihre Güter durch die Hand der siegenden Räuber verlohren, und nur das Schwerdt übrig behalten, ohne die Achtung zu verlieren, die man für ihre Herkunft trug. Der Fräulein Herz fand sich erleichtert, aber sie war zu tugendhaft, den sanften Hofnungen sich zu überlassen, die in demselben heimlich und furchtsam aufstiegen. Unsere Unterredung daurt zu lang, sagte sie, wir können sie diesesmal nicht länger fortsezen.
    Alfred sah diese Worte als ein Zeichen eines Gefühls bey seiner Schönen an, das ihm viel versprach, und er glaubte sich berechtigt, noch einige Tage in der Burg sich aufzuhalten. Der Graf stelte bald hernach eine Reigerbeize an, die der sächsischen Edlen liebster Zeitvertreib war; er ehrte den tapfern Wulf viel zu aufrichtig, als daß er ihn von dieser Lustbarkeit hätte ausschliessen sollen. Alfred konte vortreflich einen Falken regieren, die Beize war eine der angenehmsten Beschäfftigungen seiner Jugend gewesen. Aus seinem Kentnisse schloß Alswitha, und schloß es gerne, Wulf müßte von einer Herkunft seyn, welcher die adlelichen Uebungen angebohren wären.
    Sein Falk hatte
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