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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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woraus in die übrige Welt der Bernstein verführt wird, den die See an das Ufer ausspült. Er belud sich mit diesem wohlriechenden Peche, das zum Schmuke des Frauenzimmers dienete. Er besuchte die lange Küste von Estland, einen Siz von Edlen und von Sklaven. Die weiten Waldungen dekten das ganze Land, nur einzeln war eine Gegend ausgerottet; ein Sarmatischer Edelmann hatte daselbst seinen Hof, und rings herum wohnten in elenden Hütten seine Sklaven, die das Land für ihn bauen, die den Unterhalt eines jeden Tages von ihm erwarten mußten, deren Leben, und selbst die Ehre ihrer Weiber, von dem Willen des Herren abhing. Der Ritter kannte kein Glük als den Krieg und die Nachahmung desselben die Jagd, er suchte im Dikichte die Auerochsen auf, und wekte den Bären in seiner Winterhöle. Die Künste, die Wissenschaften, die Handlung, waren noch nicht biß zu diesem Size der wilden Natur durchgedrungen. Der elende Bauer wurde täglich durch hartherzige Vögte zur Arbeit angetrieben, damit sein Herr müßig leben könte; zu einer Arbeit, von welcher er nichts zu hoffen hatte, die bloß die Peitsche des unbarmherzigen Treibers erzwang. Die beständige Unterdrükung, unter welcher die Elenden schmachteten, die üble Belohnung ihrer Arbeit, die Verachtung, die keine gute Dienste erleichterten, machten diese Knechte boshaft, und zu Feinden ihrer Herren. Sie wurden träg, weil sie nicht für sich selbst arbeiteten, tükisch, weil sie ihren bösen Willen zwingen mußten, diebisch, weil ihnen die Nohtdurft fehlte, unkeusch, weil keine Jungfrau unbeflekt blieb, oder den trozigen Forderungen der unzüchtigen Edlen widerstehn konte. Es war eine sichtbare Würkung der Knechtschaft der Unterdrükten, daß sie keine Tugend mehr kanten, und ihre Seele zur Aehnlichkeit der Thiere erniedrigt wurde. Der gröste Theil des Landes war eine Wüsteney, und selbst der Aker der sarmatischen Edlen genoß von dem unwilligen Pflüger keine Wartung, die ihn fruchtbar machen konte. Jährlich wurde ein Strich des unbrauchbaren Waldes verbrant, und in die erwärmete Erde säete man etwas Getreid, dessen Wachsthum die Asche begünstigte: aber auf wenige Erndten folgte eine ewige Unfruchtbarkeit. Wie das Vieh, das der Mensch zu seiner Bequemlichkeit füttert, empfieng der Bauer ein dürftiges Brodt, und wiederliches Getränk, das nur die Noht erträglich machte. Das Leben war ihm zur Last, und er sah den Todt als eine Rettung an. Ganze unermeßliche Reiche stunden unter dem eisernen Zepter weniger Edlen. Diese Reise wird dem Wulfsten dem Angel zugeschrieben.
    Auch besaßen diese großen Länder keine eigene Kräfte, und wurden der Raub eines jeden Fürsten, dem seine Unterthanen gehorchten. Keine Bande vereinigten die mächtigen Edlen zu gemeinschaftlichen Absichten, keiner von ihnen nahm vom andern Befehle an, keiner wolte den geringsten Theil seines Vermögens, den kleinsten Theil seiner Freyheit zur Rettung des Ganzen aufopfern. Einzeln wurden sie ohne Mühe bezwungen, ihre knechtischen Unterthanen hatten von ihren harten Herren nichts zu hoffen, und bey dem Untergange derselben nichts zu verlieren.
    Othar kam bis zum Ende des östlichen Meeres, und biß zur Mündung des Flusses, wo damahls einsame Inseln mit Gebüsch und Wild bedekt waren, und wo in den Büchern der Vorsehung eine Stadt gezeichnet war, die nach vielen Jahrhunderten erst in die Höhe steigen, von welcher hundert Völker Befehle annehmen, deren Beherrscher vom Lande der Seren biß zu den Gränzen des Estlandes ein unermeßlich weites Reich aufrichten solten. Othar kam zurük, und brachte die Schäze dieser einsamen Gegenden mit; Felle des häufigen Wildes, den gesuchten Bernstein, und Honig der wilden Bienen, die für den Menschen das Muster eines glüklichen Fleisses vergebens geben.
    Alfred vernahm mit Vergnügen den Zustand des Reiches, wo Wodan sein Ahnvater geherrscht hatte, und wo er vom Thron auf den Altar war versezt worden. Er hörte aufmerksam die Beschreibung des elenden Gebrauchs, den die Menschen von den Gaben der Natur machen, wann keine weise Geseze ihre Kräfte in eine gemeinschaftliche Richtung vereinigen. Er entschloß sich noch eifriger, die Fesseln der Menschen zu zerbrechen, durch die sogar ihre Seele erniedrigt wird, und die großen Vorzüge verliert, die sie zum Bilde Gottes machen. Er belohnte Otharn königlich, und trug ihm den Befehl über zehn zum Kriege ausgerüstete Schiffe auf.

Das sechste Buch.
Alfreds erste Liebe.
    Die ernsthafte Geschichte hat dieser
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