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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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achteten niemahls auf die Anzahl ihrer Feinde, einzeln fielen sie in ganze Heere, und mit nagenden Schlangen in seinem Busen sang Ragnar unerschüttert sein Sterblied. Diesen Muht unterstüzten die Kräfte, die mit der Uebung wachsen, und die volkommenste Kenntnüß des Gebrauches der Waffen. Sie waren allen Europäischen Völkern durch die Verachtung des Todes überlegen; bey ihrer Ankunft verbreitete sich der Schrecken über ganze Reiche. Die hofnungslosen Einwohner verließen ihre Feuerheerde, und flohen in die gemaureten Städte, wo Wälle und Thürme doch eine Zeitlang die Barbaren aufhielten, denen es am Werkzeuge mangelte die Befestigungen niederzuwerfen.
    Die schwachen Karlovingen konten der brausenden Flut der Normänner nicht wiederstehen. Oft erkauften sie um Silber einen unzuverläßigen Frieden. Die Scandinavier kanten keinen Herrscher, jeder einer Schaar focht und raubte für sich allein; der mit dem Lösegeld des erschroknen Landes beladene Haufen gieng zurük, aber ein andrer folgte, mit gleichem Grimm, und nahm den Elenden das Leben, das sie von der vorigen Schaar erkauft hatten. Wiederstand und Unterwerfung waren gleich gefährlich: jenes war für ungeübte Völker ein unvermeidlicher Untergang, diese verschob das Verderben für wenige Wochen.
    Es war unter Edelberten, dem Bruder Edelwalds, daß Hubba und Jngwar, die Söhne Ragnar Lodbrogs, in Engelland eindrangen, sie überfallen York eine weitläuftige Stadt: die Fürsten des Landes näherten sich mit einer übel bewafneten Menge: aber die streitbaren Scandinavier schlugen die erweichten Sachsen ohne Mühe, sie erlegten einen Theil des Adels, und luden den Ueberwundenen harte Bedinge und schimpfliche Steuren auf. Sie griffen bald auch den östlichen Theil der Insel an. Edmund, der Fürst der Ost-Sachsen, wurde gleichfals geschlagen und gefangen; die Wilden ermordeten ihn, und überschwemmten ganz Engelland mit ihren blutigen Waffen.
    Ein neues Heer befestigte sich zu Reading unweit dem noch mäßigen London. Edelred, der König der Angel-Sachsen, der Bruder und Nachfolger Edelwalds grif die verschanzten Normänner mit mehrerm Muhte als Glüke an, und wurde mit großem Verluste zurükgetrieben.
    Zu Ashdown, in der Nähe von Reading stiesen die beyden Heere nochmahls auf einander. Die Angel-Sachsen waren in zwey Lager vertheilt. Das eine führte der König an, das andre stund unter seinem noch jungen Bruder, dem muntern Alfred, der seine erste Waffen gegen die Feinde seines Vaterlandes trug. Alfred, der Liebling seines Vaters Edelwulfs, und der jüngste seiner Söhne, hatte von der Natur Gaben empfangen, die fast niemahls bey einem Menschen zusammen eintreffen. Eine angenehme Bildung, und ein einnehmendes Wesen gewann die Herzen für ihn. Er war von seinem Vater nach Rom geschikt worden, dem Size der wenigen Wissenschaften, die die zerstörenden Siege der Nordischen Völker in Europa übrig gelassen hatten. Der junge Fürst wurde in diesen in Engelland fast vergessenen Künsten unterrichtet, ihm wurden so gar geistliche Würden mitgetheilt: aber Leo IV. der Bischof zu Rom, hatte eine Ahndung der künftigen Grösse des edlen Knaben: er salbete ihn zum Könige, obwohl drey ältere Brüder zwischen ihm und dem Throne waren.
    In Engelland wurde er zu den Uebungen erzogen, die man einzig für adelich ansah; er lernte jagen, er wurde im Gebrauche des Falken unterrichtet, man gewöhnte ihn, die Unbequemlichkeiten eines arbeitsamen Lebens, den Hunger, die Hize, die Müdigkeit zu ertragen. Er war achtzehnjährig, da ihn sein Bruder Edelred für fähig hielt, ein Heer anzuführen: er kennte doch den innern Adel des blühenden Alfreds nicht, und glaubte Versprechungen zu bedürfen, in der Gefahr, die Engelland so unwiederstehlich zu bedrohen schien, den Jüngling zu grossen Thaten aufzumuntern: er versprach ihm die Hälfte des Landes, das er bezwingen würde.
    Edelred war gegen den edeln Alfred ungerecht gewesen, er hinterhielt ihm so wohl das von ihrem Vater ihm zugedachte Antheil des Reiches, als was er selbst seinem Bruder versprochen hatte. Dennoch zog Alfred die Liebe des Vaterlandes allen Empfindungen des erlittenen Unrechts vor, und diente seinem unbilligen Bruder in den gefährlichsten Heerzügen.
    Alfred fühlte höhere Triebe zur Tugend: Die Begierde sein Vaterland zu retten, entzündete seinen Muth. Die Normänner rükten in das Feld gegen ihn heraus, sie zwangen den schwächern Alfred, mit seinen unerfahrnen Völkern, zur Schlacht. Edelred betete
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