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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
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die letzten anderthalb Monate in vollen Zügen genossen. Angefangen hatte es damit, dass Sabina und ihre Eltern überraschend in England aufgetaucht waren. Edward Pleasure war Journalist. Bei seinen Recherchen zu einem Popstar namens Damian Cray wäre er fast ums Leben gekommen. Alex hatte sich damals die Schuld daran gegeben. Als Sabina dann, nachdem alles vorbei war, nach Amerika geflogen war, hatte er geglaubt, sie nie mehr wieder zu sehen. Jetzt war sie in sein Leben zurückgekehrt, und obwohl sie ein Jahr älter war als er, standen sie sich sehr nahe. Dazu trug vielleicht bei, dass Sabina eine der wenigen war, die von seiner Verbindung zum MI6 wussten.
    Noch überraschter war Alex gewesen, als die Pleasures ihn über Neujahr in das Haus eingeladen hatten, das sie im schottischen Hochland gemietet hatten. Hawk’s Lodge war ein stattliches viktorianisches Anwesen, benannt nach einem unbekannten Dichter namens »Hawk«. Das dreistöckige Gebäude lag am Waldrand und dahinter ragte der Ben Nevis auf. Zu einem solchen Haus gehörten lodernde Kaminfeuer, heiße Schokolade, altmodische Brettspiele und Essen im Überfluss. Liz Pleasure, Sabinas Mutter, hatte seit ihrer Ankunft für all das und mehr gesorgt. In den vergangenen Tagen hatten sie zu viert Wanderungen unternommen, sich einsame Dörfer und Burgruinen angeschaut. Sie waren Fischen gewesen und den berühmten weißen Sandstrand von Morar entlangspaziert. Sabina hatte auf Schnee gehofft – in den Cairngorms konnte man Ski fahren und sie hatte ihre Ausrüstung mitgebrach t –, doch trotz der eisigen Kälte waren bisher nur einige Flocken vom Himmel gefallen. Einen Fernseher gab es nicht und Edward hatte Sabina verboten, ihren Nintendo mitzubringen. Sie hatten an den Abenden Scrabble oder Perudo gespielt, das peruanische Würfelspiel, bei dem man bluffen musste. Alex gewann fast immer. Denn wenn er im Leben eins gelernt hatte, dann zu bluffen.
    Jack Starbright, Alex’ Haushälterin und in vieler Hinsicht engste Freundin, war über Neujahr nach Washington geflogen. Die Pleasures hatten sie auch nach Schottland eingeladen, doch sie hatte lieber ihre Eltern besuchen wollen. Alex hatte sie zum Abschied vor das Haus begleitet. Eines Tages würde sie endgültig nach Amerika zurückkehren. Dort lebten ihre Eltern und der Rest ihrer Familie. Aber was sollte dann aus ihm werden? Jack kümmerte sich seit dem Tod seines Onkels um Alex und für ihn war sie unersetzbar. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, drückte sie ihn an sich. Der Taxifahrer lud ihre Koffer ein.
    »Keine Sorge, Alex, in einer Woche sehen wir uns wieder. Viel Spaß in Schottland. Hoffentlich überstehst du Silvester, ohne dich in ein gefährliches Abenteuer zu stürzen. Vergiss nicht, die Schule beginnt am Sechsten.«
    Auch das war ein Grund zum Feiern. Alex hatte anderthalb Monate an der Brookland School hinter sich gebracht, ohne von einem Geheimdienst entführt, erschossen oder angeworben zu werden. Er kam sich langsam wie ein ganz normaler Schüler vor, der geschimpft wurde, wenn er unerlaubt den Mund aufmachte, der über seinen Hausaufgaben schwitzte und der das Läuten am Unterrichtsende herbeisehnte.
    Er warf einen letzten Blick in den Spiegel. Jack hatte Recht. Vergiss James Bond. Davon hatte er genug gehabt. Das gehörte der Vergangenheit an.
    Er stieg die Treppe zur holzgetäfelten Eingangshalle hinunter, in der düstere Gemälde von Tieren des schottischen Hochlands hingen. Edward Pleasure wartete zusammen mit Sabina auf ihn. Er kam Alex sehr viel älter vor als bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer. Jedenfalls hatte er mehr Falten im Gesicht und trug seine Brille nun die ganze Zeit. Und er hatte deutlich abgenommen. Außerdem hinkte er und stützte sich beim Gehen auf einen schweren Spazierstock mit eiserner Spitze und einem Messinggriff, der wie ein Entenschnabel geformt war. Seine Frau hatte ihm den Stock in einem Londoner Antiquitätengeschäft besorgt.
    »Wenn dich je wieder einer von den Leuten, über die du schreibst, angreifen sollte, kannst du dich damit wenigstens verteidigen«, hatte sie gescherzt.
    Das gefiel Alex an dieser Familie am besten: Alle hielten zusammen und waren immer guter Dinge – egal was passierte. Alex kam hervorragend mit ihnen aus und hatte sich schnell bei ihnen eingelebt. Er stellte sich gern vor, dass seine Eltern genauso gewesen wären wie Edward und Liz.
    Auch der Journalist hatte für den Abend einen Smoking angezogen. Doch Alex spürte sofort, dass
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