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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
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so klein. Er brauchte sie nur zu berühren und der Countdown lief.
    Ravi Chandra holte tief Luft, streckte den Finger aus – und drückte den Schalter.
    Es war die letzte Handlung seines Lebens. Die Männer von der Straßenecke hatten ihn angelogen. Es gab keine zehnminütige Verzögerung. Die Bombe explodierte sofort und Ravi verdampfte förmlich. Er war augenblicklich tot, ohne zu begreifen, dass man ihn betrogen hatte, dass seine Frau jetzt Witwe war und dass seine Kinder Micky Maus nie kennenlernen würden. Auch die Folgen seiner Tat bekam er nicht mehr mit.
    Die Bombe riss wie geplant ein Loch in die Kühlmittelpumpe und zerstörte ihre Rotoren. Mit einem hässlichen metallischen Knirschen flog der ganze Turm auseinander. Ein Kollege Ravis – der Mann, mit dem er sich eben noch über Kricket unterhalten hatte – war augenblicklich tot und wurde in die Reaktorgrube geschleudert. Die anderen Techniker erstarrten. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich blankes Entsetzen ab. Dann suchten sie schleunigst Deckung, doch zu spät. Bei der zweiten Explosion sausten Metall- und Maschinenteile wie tödliche Geschosse durch die Luft. Die beiden Männer, die der Pumpe am nächsten waren, wurden in Stücke gerissen. Die anderen rannten zur Luftschleuse.
    Keiner erreichte sie. Sirenen schrillten, Lichter blinkten und Chaos brach aus. Die Reaktorhalle verwandelte sich in eine schwarz-rote Hölle. Ein Kabel fiel Funken sprühend von oben herunter. Drei weitere Explosionen erfolgten. Rohre rissen sich los, Flammen schlugen hoch und tosend wie ein Schnellzug schoss sengend heißer Dampf aus den Rohren. Der schlimmste Fall war eingetreten. Messerscharfe, gezackte Metallstücke hatten die Rohre aufgeschlitzt. Obwohl sich der Reaktor innerhalb von Sekunden abschaltete, konnten einige Tonnen des radioaktiven Dampfes entweichen. Ein Techniker wurde mit voller Wucht vom Dampf getroffen und verschwand mit einem einzigen, furchtbaren Schrei.
    Donnernd strömte der Dampf aus den Rohren und füllte die gesamte Reaktorhalle. Unter normalen Umständen hätten Wände und Kuppel ihn aufgehalten. Doch Ravi Chandra hatte kurz vor seinem Tod die für Notfälle gedachte Luftschleuse geöffnet. Der Dampf fand sie und brach mit elementarer Gewalt hindurch und nach draußen. Es wurden zwar sofort sämtliche Systeme heruntergefahren und Notfallmaßnahmen aktiviert, aber es war zu spät.
    Die Einwohner von Chennai sahen die gewaltige weiße Dampfwolke und hörten Sirenen. Arbeiter des Kernkraftwerks riefen ihre Angehörigen in der Stadt an und rieten ihnen, im Haus zu bleiben. Panik machte sich breit. Über eine Million Männer, Frauen und Kinder ließen alles stehen und liegen und versuchten, über die Straßen zu fliehen. Der Verkehr kam zum Erliegen. Es herrschten kriegsähnliche Zustände. An einem Dutzend Kreuzungen und Ampeln krachten Fahrzeuge ineinander. Niemand konnte in dem allgemeinen Tumult die Stadt verlassen, bevor der aus Norden kommende Wind die radioaktive Wolke über die Stadt blies.
    Am selben Abend berichtete das Fernsehen weltweit über die Katastrophe. Schätzungen zufolge waren in der ersten Stunde nach der Explosion mindestens hundert Menschen gestorben. Es hatte Tote im Kernkraftwerk gegeben, aber weitaus mehr waren bei der Massenflucht aus Chennai ums Leben gekommen. Am folgenden Morgen sprachen die Schlagzeilen der Zeitungen von einem NUKLEAREN ALBTRAUM – natürlich in Großbuchstaben. Die indischen Behörden behaupteten zwar, die Dampfwolke sei nur schwach radioaktiv gewesen, es bestehe daher kein Anlass zur Panik, doch genauso viele Experten waren anderer Meinung.
    Vierundzwanzig Stunden später wurde im Fernsehen zur Hilfe für die Bevölkerung von Chennai aufgerufen. Von weiteren Opfern wurde berichtet. Wohnungen und Läden waren geplündert worden. Auf den Straßen kam es immer noch zu Ausschreitungen und die Armee war gerufen worden, um die Ordnung wiederherzustellen. Die Krankenhäuser waren mit verzweifelten Menschen überfüllt. Eine britische Hilfsorganisation namens First Aid legte einen umfassenden Plan zur Verteilung von Nahrungsmitteln, Decken und vor allem Kaliumjodidtabletten an alle Einwohner der Stadt vor. Mit den Tabletten sollte die Strahlenkrankheit bekämpft werden.
    Die Briten zeigten sich wie immer sehr großzügig. Gegen Ende der Woche hatten sie bereits eineinviertel Millionen Pfund gesammelt.
    Natürlich hätten sie, wenn die Katastrophe größer gewesen wäre, noch viel mehr
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