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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold
Autoren: James Patterson
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mittlerweile gefunden. Auf dem Gelände können sie nicht mehr sein.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wie sie von dort weggebracht worden sein könnten?«
    Wieder folgte eine Pause. Ich hatte den Eindruck, als würde er sich selbst zensieren. Was ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wusste, war, dass Agent Findlay Leiter der für Ethan und Zoe zuständigen Personenschützer-Einheit war. Das Ganze fiel also in seine Verantwortung. Die Kinder des Präsidenten.
    »Nein. Es ist eben erst passiert«, lautete seine Antwort. »Es gibt dort einen unterirdischen Gang, der das Haupthaus mit einigen Nebengebäuden verbindet. Er stammt aus der Zeit vor der Schule, als dort noch das Hofgut Branaff war. Wir haben den Gang zwar abgesperrt, aber es kommt immer wieder vor, dass Schüler dort einbrechen, um zu rauchen oder um ein bisschen rumzufummeln. Sie können mir glauben, wenn Ethan und Zoe überhaupt in diesem Tunnel waren, dann sind sie jetzt garantiert nicht mehr da.«
    Der Fahrer des Lieferwagens lag jetzt auf einer Trage. Aus seiner Nase ragte ein Schlauch, und in seinem Arm steckte eine Infusionsnadel. Er wurde zum Notarztwagen gebracht und hineingeschoben. Findlay und ich bildeten den Schluss der Prozession.
    Ich zückte wieder einmal meine Dienstmarke. Und er seinen Dienstausweis.
    »He!«, rief einer der Sanitäter, als wir einfach einstiegen. »Sie können doch nicht...«
    »Wir fahren mit«, sagte ich und klappte die Türen zu. Keine weitere Diskussion. »Los geht’s.«

    7
    Immer schneller rasten meine Gedanken, wahrscheinlich zu schnell. Genau wie mein Puls. Und mein Atem.
    Die Kinder des Präsidenten.
    Das George Washington University Hospital lag nur wenige Häuserblocks entfernt, darum hatten wir nicht viel Zeit. Während die Sanitäter sich um unseren Tatverdächtigen bemühten und alle möglichen Werte an das Krankenhaus funkten, beugte ich mich so dicht wie nur möglich über ihn.
    »Wie heißen Sie?«, wollte ich wissen.
    Ich musste mehrfach nachfragen, bevor er antwortete.
    »Ray?« Es klang wie eine Frage.
    »Okay, Ray. Ich heiße Alex. Können Sie mich hören?«
    Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Ich fuhr mit dem Finger vor seinen Augen hin und her, damit er mich ansah.
    »Was haben Sie genommen, Ray? Wissen Sie das? Was haben Sie genommen?«
    Seine Miene blieb genauso abwesend wie zuvor. »Bloß'n Schluck Wasser«, sagte er schließlich.
    »Geben Sie ihm nichts zu trinken!«, bellte mich einer der Sanitäter an.
    »Habe ich doch gar nicht vor«, erwiderte ich. »Ein Schluck Wasser bedeutet nichts anderes als PCP. Er glaubt, dass er Angel Duzt genommen hat.«
    »Glaubt?«, ließ sich Agent Findlay vernehmen.
    »Irgendein schweres Betäubungsmittel jedenfalls. Wahrscheinlich ein Cocktail.« Den er schätzungsweise nicht selbst zusammengestellt hatte.
    »Wer hat Sie in diesen Lieferwagen gesetzt, Ray?«, wollte ich wissen. »Wer hat Sie dazu angestiftet? Da gibt es doch noch jemanden, hab ich recht?«
    »Gute Nacht, gute Nacht«, sagte er. »Fünfhundert Scheine und ein Schlückchen Wasser.«
    »Fünfhundert Dollar ?«Findlay sah aus, als würde er dem Kerl am liebsten die Haut vom Gesicht reißen. »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie tief Sie sich in die Scheiße geritten haben-wegen fünfhundert Dollar?«
    Doch Ray hörte dem Agenten des Secret Service gar nicht zu. Er sah sich um, als wäre ihm gerade eben erst bewusst geworden, wo er eigentlich war. Als sein Blick an seiner Bauchgegend hängen blieb und er den dicken, blutgetränkten Verband sah, grinste er nur. »Verdammt gutes Zeug«, sagte er.
    »Ray?« Ich nahm noch einen Anlauf. »Ray? Sie haben ›Gute Nacht‹ gesagt. Wie haben Sie das gemeint?«
    »Nein«, sagte er und zuckte dabei unaufhörlich. »Gute Nacht, gute Nacht.« Seine Finger bewegten sich dazu, als würde er Fingerübungen auf dem Klavier machen.
    Findlay und ich sahen einander an. Wer immer Ray in diesen Zustand versetzt hatte, er hatte genau gewusst, was er tat. Jetzt, solange die Spur zu den Kindern am heißesten war, konnten wir mit der einen Person, die wir festgenommen hatten, so gut wie gar nichts anfangen. Wir verschwendeten mit diesem Kerl nur kostbare Zeit. Und das war das, was der Kidnapper erreichen wollte, oder etwa nicht?
    »Wir sind da!«, rief der Fahrer nach hinten. »Verhör beendet.« Die beiden anderen standen auf und machten Ray transportfertig.
    »Was heißt ›Gute Nacht‹?« Ich startete noch einen letzten Versuch.
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