Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
schließlich zum Stillstand kam.
    Hatfield sprang sofort aus seinem Wagen. Walsh war direkt hinter ihm. Es war wie ein Wunder, aber anscheinend war der Bus gerade auf dem Weg ins Depot gewesen, jedenfalls hatte er keine Fahrgäste befördert. Allerdings hatte sich der Washington Circle in einen einzigen, kreisförmigen Auffahrunfall verwandelt.
    Sekunden später waren bereits sechs Streifenwagen vor Ort.
    Dann liefen überall uniformierte Polizisten herum, aber Hatfield erreichte die Heckklappe des Lieferwagens als Erster. Die grauen Metallplatten waren völlig verbogen und der Türgriff nicht mehr zu gebrauchen.
    Nach der wilden Verfolgungsjagd pochte sein Herz immer noch wie verrückt, und er spürte, wie ihm das Blut in den Ohren dröhnte. Es war noch nicht vorbei. Was
    würden sie auf der anderen Seite dieser Klappe zu sehen bekommen? Bewaffnete Männer? Tote Männer?
    Oder noch schlimmer tote Kinder?

    5
    Als der erste Vorfall in dieser Kette der Ereignisse gemeldet wurde, wusste ich noch nicht, dass es sich um die Kinder des Präsidenten handelte. Niemand wusste das. Das Funkgerät hatte nur die Worte »mutmaßliche Entführung« ausgespuckt.
    Ich fuhr gerade auf der K-Street in Richtung Osten und war nicht im Dienst. Der Unfall passierte keine zwei Querstraßen von mir entfernt. Daher war ich noch vor den Notärzten beim Washington Circle. Wenn ich helfen konnte, dann musste ich das tun.
    Ich brauchte keine sechzig Sekunden. Ein Streifenbeamter kam mit einer Rolle Absperrband hinter mir her, während ich mich dem zerknautschten Lieferwagen näherte.
    Als Erstes registrierte ich die weit geöffnete Heckklappe. Als Zweites die Tatsache, dass nirgendwo ein Entführungsopfer zu sehen war.
    Und als Drittes... überall Secret Service! Manche in der üblichen schwarzen Anzügen, andere in gepflegten Jacketts, Krawatten, Hemden und Kakihosen. Sie sahen aus wie Lehrer. Nur die spiralförmigen Kabel hinter ihren Ohren deuteten etwas anderes an.
    Meine Dienstmarke brachte mich bis zum Lieferwagen und ich konnte einen Blick ins Innere werfen. Der Fahrer saß regungslos auf seinem Sitz, eingeklemmt von dem Motorblock, der durch den Aufprall in die Fahrerkabine eingedrungen war. Seine Körpermitte war ganz offensichtlich schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, und darunter war alles voll Blut. Sein rechter Arm ragte in einem ausgesprochen unnatürlichen Winkel nach oben.
    Der Mann war circa Mitte dreißig, hatte lockiges, schwarzes Haar und ein paar Bartflecken inklusive Unterlippenbärtchen, das genauso winzig und jämmerlich aussah wie er selbst. Aber wo war das Opfer? War das Ganze nur ein Täuschungsmanöver gewesen? Eine bewusste Ablenkung? Schon jetzt drängte sich dieser Gedanke auf und ließ meinen Adrenalinpegel steigen. Eine Ablenkung wovon? Was war noch an dieser Schule geschehen?
    »Ist er bei Bewusstsein?«, fragte ich den Agenten mit dem Tweed-Sakko neben mir.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte er. »Er ist nicht ansprechbar. Vielleicht steht er unter Schock. Wir wissen nicht einmal, ob er Englisch spricht.«
    »Und keine Spur von dem entführten Kind?«, hakte ich nach.
    Der Agent schüttelte lediglich den Kopf und hielt zwei Finger in die Höhe. »Zwei entführte Kinder.«
    Das Ganze wurde für mich immer mehr zu einem Déjà-vu, einem Déjà-vu der übelsten Sorte. Vor einigen Jahren hatte ich zusammen mit dem Secret Service einen anderen Entführungsfall bearbeitet. Dort war es auch um zwei Kinder gegangen. Der Täter war ein Monster namens Gary Sonja gewesen. Nur eines der beiden Kinder hatte überlebt. Und ich selbst war auch nur mit knapper Not dem Tod entronnen. John Sampson hatte mir das Leben gerettet.
    Ich zeigte noch ein paarmal meine Dienstmarke vor und beugte mich zu dem zerschmetterten Fahrerfenster hinein.
    »Polizei. Wo sind die Kinder?«, fragte ich den Kerl ohne Umschweife. Ich musste zunächst einmal davon ausgehen, dass er etwas wusste. Jetzt war keine Zeit für Zweideutigkeiten.
    Er atmete schnell und flach, und in seinem Gesicht war keine Regung zu erkennen als hätte sein Hirn noch gar nicht erfasst, welche Schmerzen sein Körper zu ertragen hatte.
    Außerdem waren seine Pupillen extrem groß. Mehrere Anzeichen deuteten auf PCP hin, aber dieser Kerl hatte gerade erst eine Verfolgungsjagd durch die halbe Stadt hingelegt, und ich hatte noch nie erlebt, dass jemand auf PCP zu so etwas in der Lage war.
    Als er keine Antwort gab, kein Wort, kein Nicken, kein Laut, versuchte ich es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher