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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Autoren: James Clemens
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dahin. Die Wehrtore hatten dem Land tiefe Wunden geschlagen, durch die seine Elementarmagik auch weiterhin versickerte.
    Deshalb hatten alle das Gefühl, die Zeit zerrinne ihnen zwischen den Fingern. Wenn sie gegen den Großen Gul’gotha vorgehen wollten, musste es bald geschehen bevor ihre Streitkräfte noch schwächer wurden und der Magik Strom des Landes vollends versiegte. Doch ihre Heerscharen waren weit verstreut, und deshalb war an einen Feldzug gegen die Vulkaninsel Schwarzhall, die Festung des Herrn der Dunklen Mächte, vor dem kommenden Frühjahr nicht zu denken. Er’ril meinte, sie würden bis weit in den Winter hinein brauchen, um alle Armeen in Stellung zu bringen, und wenn sie dann die Insel angriffen, solange noch die heftigen Stürme über dem Nordmeer tobten, wäre Schwarzhall von vornherein in der besseren Position.
    Also frühestens im nächsten Frühjahr, wenn die Winterstürme sich gelegt hätten.
    Elena befürchtete allmählich, dass sie selbst dann nicht bereit wären. So vieles war noch offen. Tol’chuk war noch nicht wieder da; er war vor zwei Monden mit Ferndal und einer Hand voll anderer Gefährten in seine Heimat aufgebrochen, um die Og’er Ältesten nach der Verbindung zwischen Herzstein und Schwarzstein zu befragen. Viele Elv’en Schiffe waren von ihren Erkundungsflügen über Schwarzhall nicht zurückgekehrt. Das von Wennar befehligte Zwergenheer hatte durch Botenkrähen die Nachricht geschickt, die Streitkräfte sammelten sich unweit von Penryn, seien aber noch nicht vollzählig. Der Zwergenhauptmann brauche mehr Zeit, um seine Truppen um sich zu scharen. Aber Zeit war für alle rar.
    Und jetzt kam jemand aus weiter Ferne mit einer dringenden Botschaft.
    Meister Tyrus wandte sich an seinen Gefährten. »Harlekin, erzähle ihnen, was du weißt.«
    Der kleine Mann nickte. »Ich bringe gute und schlechte Kunde.« Wie aus dem Nichts erschien eine goldene Münze zwischen seinen Fingern. Er warf sie mit einer schnellen Handbewegung in die Luft, dass sie im Fackelschein aufblitzte.
    Elena folgte dem Flug der Münze bis hinauf zwischen die Deckenbalken und wieder herunter. Dann fuhr sie erschrocken zurück. Auf einmal stand der Fremde dicht vor ihrem Thron und beugte sich über sie. Er hatte den Abstand binnen eines Herzschlags überwunden, ohne dass eine seiner hundert Schellen sie gewarnt hätte.
    Sogar Er’ril war überrascht worden. Er riss sein Schwert aus der Scheide, hielt es zwischen seine Dame und den Narren und rief wütend: »Was bezweckst du mit diesen faulen Tricks?«
    Anstelle einer Antwort fing der Mann die Münze mit der flachen Hand auf, zwinkerte Elena unverschämt zu und stieg, diesmal unter vernehmlichem Schellengeklirr, die zwei Stufen rückwärts wieder hinunter.
    Meister Tyrus lächelte kalt. »Lasst euch von Harlekins Narrengewand nicht täuschen. Seit zehn Wintern arbeitet er im Auftrag der Piratenkaste von Port Raul als Meisterspion für mich. Niemand kann sich so unbemerkt anschleichen wie er, und niemand hat schärfere Augen und Ohren.«
    Elena richtete sich auf. »Das scheint mir auch so.«
    Er’ril zog sein Schwert zurück, steckte es aber nicht in die Scheide. »Genug der Dummheiten. Wenn er Informationen bringt, dann heraus damit.«
    »Der Wunsch des Eisenmannes ist mir Befehl.« Harlekin hielt seine Goldmünze in den Fackelschein. »Zuerst die gute Nachricht. Ihr habt dem Schwarze Herzen mit der Zerstörung seiner schwarzen Statuen eine tiefere Wunde geschlagen, als ihr selbst ahnt. Er hat sein kostbares Zwergenheer verloren, nun bleiben ihm nur noch Menschen und Monster für die Verteidigung seiner Vulkanhöhlen.«
    Tyrus unterbrach ihn. »Harlekin hat sich die Hälfte des letzten Winters an Schwarzhalls Grenzen herumgetrieben und Aufzeichnungen und Schaubilder angefertigt, aus denen sich die Stärke der Truppen des Herrn der Dunklen Mächte und ihre Standorte ablesen lassen.«
    »Wie kommt er an solches Material?« knurrte Er’ril.
    Harlekin sah ihm dreist ins Gesicht. »Ich habe es seinem Leutnant unter dem Hintern weggeholt. Ist er nicht dein Bruder?«
    Elena warf einen Blick auf Er’ril und sah die Wut in seinen Augen.
    »Er ist nicht mein Bruder«, erklärte ihr Ritter eisig.
    Elena griff vermittelnd ein. »Du warst im Inneren von Schwarzhall?«
    Harlekins spöttische Maske bekam Sprünge. Dahinter entdeckte Elena eine tiefe seelische Not. »Ja«, flüsterte er. »Ich bin durch die Schreckenssäle und Schattenräume gewandelt und kann nur hoffen,
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