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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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aus dem Auto, schlug den Kragen hoch und zog die Pelzmütze über die Ohren. Dann überquerte er die breite Straße, ging an der Tankstelle vorbei und stapfte durch den Schneematsch. Die Straßenreinigung hielt es offenbar nicht für notwendig, auf diesem kleinen Wegstück Salz zu streuen. Das Haus lag etwa fünfundzwanzig Meter vor ihm, etwas höher als der Weg und in spitzem Winkel zur Fahrbahn. Er blieb davor stehen, blickte sich um und fragte halblaut: »Zachrisson?«
    Der Mann in den Büschen reckte sich und kam auf ihn zu.
    »Schlechte Nachricht«, sagte Gunvald Larsson. »Du mußt noch zwei Stunden länger aushalten! Isaksson hat sich krank gemeldet.«
    »Verdammt«, war Zachrissons einziger Kommentar.
    Gunvald Larsson sah sich um. »Es ist wohl sinnvoller, wenn man sich da oben auf den Hügel stellt.«
    »Ja, wenn man sich unbedingt den Arsch abfrieren lassen will«, entgegnete Zachrisson unfreundlich.
    »Da hat man einen besseren Überblick. Ist was vorgefallen?«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Absolut gar nichts. Die da oben haben bis vor kurzem gefeiert. Jetzt scheint's so, als ob sie sich hingelegt hätten.«
    »Und Mahn?«
    »Der auch. Vor drei Stunden hat er das Licht ausgemacht.«
    »Ist er die ganze Zeit allein gewesen?«
    »Ja, sieht ganz so aus.«
    »Sieht so aus? Hat jemand das Haus verlassen?«
    »Ich hab niemand gesehen.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Drei Personen sind rein, seit ich hier stehe. Ein Mann und zwei Mädchen. Sind mit dem Taxi gekommen. Ich glaube, die waren bei dem Fest dabei.«
    »Glaubst du?« Gunvald Larsson sah ihn fragend an.
    »Was soll ich denn, verdammt nochmal, sonst sagen. Ich hab doch keine…« Seine Zähne klapperten so, daß seine Worte kaum zu verstehen waren. Gunvald Larsson musterte ihn kritisch und fragte: »Was hast du nicht?«
    »Röntgenaugen«, antwortete Zachrisson kleinlaut.
    Gunvald Larsson war für seine Strenge bekannt und hatte für menschliche Schwächen nur wenig Verständnis. Als Vorgesetzter war er wenig beliebt, und viele hatten Angst vor ihm. Wenn Zachrisson ihn besser gekannt hätte, hätte er kaum gewagt, sich so ungezwungen zu geben. Aber nicht einmal Gunvald Larsson konnte abstreiten, daß der Mann durchgefroren und übermüdet war und daß seine Kondition und seine Aufmerksamkeit in den nächsten Stunden schwerlich zunehmen würden. Ihm war klar, was er eigentlich tun müßte, er dachte aber nicht daran, fünfe gerade sein zu lassen, sondern knurrte gereizt:
    »Frierst du?«
    Zachrisson versuchte zu grinsen und wischte sich die Eiskristalle aus den Augenbrauen. »Frieren? Mir geht's wie den drei Männern im Feuerofen.«
    »Laß die Witze«, gab Gunvald Larsson ärgerlich zurück. »Du bist im Dienst!«
    »Verzeihung, aber…«
    »Und dazu gehört, daß man sich von vornherein warm anzieht und hin und wieder die Füße bewegt. Sonst friert man fest und steht hier wie ein Schneemann, wenn's Ernst wird. Hinterher vergeht einem dann das Lachen.« Zachrisson ahnte Schlimmes. Verlegen und bibbernd entgegnete er: »Das ist klar, nur…«
    »Nichts ist klar. Ich trage für diesen Auftrag die Verantwortung, und ich will auf keinen Fall, daß die Sache durch einen von euch Pfuschern vermasselt wird.« Zachrisson war dreiundzwanzig Jahre alt und einfacher Polizeibeamter. Er gehörte zur Wache im zweiten Distrikt. Gunvald Larsson war zwanzig Jahre älter und Erster Kriminalassistent bei der Fahndungsabteilung der Stockholmer Polizei. Als Zachrisson den Mund öffnete, um zu 'antworten, hob Gunvald Larsson seine große rechte Hand und sagte mürrisch: »Halt jetzt den Mund. Mach, daß du zur Wache Rosenlundsgatan kommst, dort trinkst du 'ne Tasse Kaffee oder sonstwas. In genau einer halben Stunde bist du wieder hier, aufgetaut und fit. So, und nun los, Zeit läuft.«
    Zachrisson verschwand. Gunvald Larsson sah auf seine Armbanduhr, seufzte und murmelte: »Grünschnabel.«
    Dann drehte er sich um, zwängte sich durch die Büsche und begann auf den Hügel zu steigen. Er brummte und schimpfte vor sich hin, weil die dicken Gummisohlen seiner italienischen Winterschuhe keinen Halt auf den mit Eis überzogenen Steinen fanden.
    Er mußte Zachrisson recht geben: oben auf dem Hügel gab es keinerlei Schutz vor dem beißenden Nordwind, aber er selbst hatte auch recht behalten, denn von diesem Punkt aus hatte man den besten Überblick. Das Haus lag direkt vor ihm und etwas unterhalb von seinem Platz. Nichts, was innerhalb oder in der unmittelbaren Nähe des
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