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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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der Tatsache des Selbstmords bestand kein Zweifel.
    Zu diesem Fall gab es weiter nichts zu sagen. Ernst Sigurd Karlsson hatte sich das Leben genommen, und da Selbstmord in Schweden kein Verbrechen ist, konnte die Polizei nicht viel unternehmen. Alle Fragen waren beantwortet, bis auf eine. Derjenige, der den Untersuchungsbericht geschrieben hatte, formulierte sie so: Hat Kommissar Beck mit dem Mann irgendwelchen Kontakt gehabt und kann er möglicherweise dem Bericht etwas hinzufügen?
    Das konnte Martin Beck nicht.
    Der Name Ernst Sigurd Karlsson war ihm noch nie begegnet.

2
    Als Gunvald Larsson abends sein Arbeitszimmer im Polizeigebäude in der Kungsholmsgatan verließ, zeigte die Uhr halb elf, und er hatte nicht die geringste Absicht, ein Held zu werden. Denn nach Hause fahren, duschen, Schlafanzug anziehen und zu Bett gehen war ja wirklich keine Heldentat. Voller Vorfreude dachte er an den Schlafanzug. Den hatte er sich am gleichen Tag gekauft, und die meisten seiner Kollegen hätten wohl ihren Ohren nicht getraut, wenn sie erfahren hätten, was er dafür bezahlt hatte. Eine unbedeutende dienstliche Angelegenheit hatte er noch zu erledigen, länger als fünf Minuten würde das kaum dauern. Er dachte an den Schlafanzug, zwängte sich in seinen bulgarischen Schafpelz, knipste das Licht aus, schlug die Tür hinter sich zu und ging. Der altersschwache Fahrstuhl, mit dem er ins Erdgeschoß fahren wollte, war wie üblich nicht in Ordnung, und Gunvald Larsson mußte zweimal kräftig auf den Boden stampfen, ehe er sich in Bewegung setzte. Gunvald Larsson war einszweiundneunzig groß, wog über hundert Kilo, und wenn er stampfte, saß Kraft dahinter.
    Draußen war es kalt und windig, und trockener Schnee wirbelte durch die Luft. Gunvald Larsson eilte die wenigen Schritte bis zu seinem Wagen.
    Gunvald Larsson fuhr über die Västerbron und blickte gleichgültig nach links. Er sah das Stadthaus mit den Punktstrahlern, die auf die drei goldenen Kronen der Turmspitze gerichtet waren, und Tausende von anderen Lichtern in der Innenstadt, die im einzelnen kaum zu unterscheiden waren. Von der Brücke fuhr er geradeaus zum Hornsplan, bog nach links in die Hornsgatan ein und dann bei der U-Bahn-Station Zinkensdamm nach rechts ab. Auf dem Ringvägen fuhr er in südlicher Richtung, bremste aber schon nach fünfhundert Metern und hielt an.
    An dieser Stelle gibt es so gut wie keine Häuser, obwohl man sich immer noch mitten in Stockholm befindet. Von der Straße aus nach Westen erstreckt sich ein Park, Tantolunden, und an der Ostseite befindet sich ein steiler Hügel, ein Parkplatz und eine Tankstelle. Zwischen dem Berg und der Tankstelle führt eine schmale Straße hindurch. Sie heißt Sköldgatan und ist eigentlich keine richtige Straße, mehr eine Art Feldweg, der aus unerfindlichen Gründen übriggeblieben war, als die Städteplaner, ohne nachzudenken, diesen wie die meisten anderen Stadtteile völlig umgekrempelt und dabei die ursprünglichen Schönheiten und Eigenarten zerstört hatten.
    Ein Stückchen holprigen Weges, weniger als dreihundert Meter lang, das den Ringvägen und die Rosenlundsgatan verbindet und auf das sich nur selten ein Taxi oder ein Streifenwagen der Polizei verirrt. In den Sommermonaten wuchern hier üppig blühende Sträucher und Unkräuter, und trotz des Verkehrslärms auf dem Ringvägen und der Eisenbahnzüge, die nur fünfzig Meter entfernt vorbeidonnern, versammelt sich hier die ältere Generation der von der Gesellschaft Abgeschriebenen in relativer Ungestörtheit und widmet sich den Wermutflaschen und Wurstenden oder vertreibt sich die Zeit mit abgegriffenen Spielkarten. Im Winter hält sich niemand freiwillig dort auf.
    Doch an diesem Abend, am 7. März 1968, stand ein Mann zwischen den kahlen Büschen auf der Südseite des Weges. Er fror entsetzlich, und das beeinträchtigte natürlich sein Beobachtungsvermögen. Er hatte den Auftrag, das einzige Wohnhaus in dieser Straße, ein altes zweistöckiges Holzhaus, zu überwachen. Noch vor wenigen Minuten hatte Licht in zwei Fenstern des oberen Stockwerks gebrannt, und er hatte Musik, grölenden Gesang und hin und wieder lautes Lachen gehört, aber jetzt war kein Licht mehr zu sehen, und das einzige, was er hörte, war der Straßenlärm, den der Wind von weitem herantrug. Der Mann im Gebüsch stand nicht freiwillig auf seinem Platz. Er war Polizist und hieß Zachrisson und hatte nur einen Wunsch: möglichst bald abgelöst zu werden.
    Gunvald Larsson stieg
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