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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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atemlos.
    »Haben Sie je etwas von der Goddefroy -Methode gehört ?« fragte
ich ohne zu überlegen.
    » Ui ,
Lieutenant?« Seiner Stimme war eine alberne Belustigung anzumerken. »Ich weiß
nicht, ob meine Alte was dafür übrig hätte !«
    » Goddefroy ist der belgische Kriminalbeamte, der so klug war, sich ein paar gute Tests
auszudenken, wenn ein Strick auf die Art wie diese hier verwendet worden ist«,
unterbrach ich ihn mit mordlüsterner Stimme. »Sehen Sie sich einmal das Ende
hier genau an .«
    Der Sergeant reckte seinen Hals
nach vorn und studierte das Strickende ein paar Sekunden lang mit äußerster
Konzentration. Dann blickte er erwartungsvoll zu mir auf. »Das Ende ist
abgeschnitten«, sagte er erstaunt.
    »Stimmt«, sagte ich.
»Betrachten Sie einmal den letzten halben Meter des Stricks. Sehen Sie die
Richtung, in der die Fasern langgezogen wurden ?«
    »Hm .« Er schüttelte in schweigender Bewunderung den Kopf. »So was!«
    »Mit der Goddefroyschen Methode hat es folgende Bewandtnis«, sagte ich leichthin. »Wenn der Strick über
diesen Ast gezogen und gleichzeitig dazu benutzt wurde, um ein Gevyicht zu heben, so bewirkt der Kontakt zwischen Strick
und Ast, daß die Fasern in Richtung des Gewichts gezogen werden — so wie hier.«
    »Ja?« Er blinzelte mich
bedächtig an. »Na, das ist wirklich faszinierend, Lieutenant .«
    So sehr er seine Wimpern auch
bewegte, der verständnislose Ausdruck blieb in seinen Augen; so kam ich zu dem
Schluß, daß ich mich deutlicher ausdrücken mußte.
    »Glauben Sie vielleicht, Leckwick hat den Strick um seinen eigenen Hals gebunden,
das andere Ende über den Ast geworfen und sich dann selbst hochgehievt, bis
seine Zehen eben gerade über dem Boden hingen?« fragte ich milde. »Dann hätte
er den Trick beherrschen müssen, das Strickende über den Ast zu werfen — so daß
es sich dort festknotete — , und zwar schnell genug, um zu verhindern, daß man
wieder auf den Füßen landet, während das andere Ende des Stricks noch in der
Luft ist!«
    »Hm?« Polnik gaffte mich an.
    » Goddefroys Methode beweist, daß jemand den Strick um Leckwicks Hals gebunden, das andere Ende über den Ast gezogen und ihn dann hochgezogen
hat«, brummte ich. »Dann hat er vielleicht den Strick um den Baumstamm
geschlungen, um Leckwick aufrecht zu halten, bis er
auf den Ast geklettert war. Danach hat er das Strickende oben verknotet und das
Ende, das zu lang war, abgeschnitten .«
    »Lieutenant?« Polnik schüttelte zaghaft den Kopf. »Ich dachte eigentlich,
der Bursche hätte Selbstmord begangen .«
    »Das hat sein Mörder uns weiszumachen
beabsichtigt«, sagte ich und versuchte, meine Stimme nicht so verdammt
überheblich klingen zu lassen — es war ohnehin Goddefroy ,
dem das Verdienst gebührte.
    »Oh!« Er stieß einen
explosionsartigen Seufzer der Erleichterung aus. »Nun, nachdem ich weiß, daß
der Bursche ermordet worden ist, fühle ich mich schon wesentlich besser,
Lieutenant .«
    »Ermordet ?« sagte eine tiefe, weiche Stimme erstaunt hinter mir. »Habe ich da nicht etwas
von >ermordet< gehört ?«
    Ich drehte mich um und sah in
die gemäßigt neugierigen dunklen und feuchten Augen der Ballerina, die sich
angeschlichen haben mußte.
    »Stimmt !« brummte ich. » Leckwick ist ermordet worden, und sein
Mörder hat versucht, das Ganze wie Selbstmord aussehen zu lassen .«
    Natasha rümpfte angewidert ihre
Patriziernase. »Wie ekelhaft! Das bedeutet vermutlich, daß wir die Bullen Tag
und Nacht um uns haben werden ?«
    »Ganz recht«, knurrte ich.
    »Eines spricht jedenfalls für
die Sache .« Ihr ungeschminkter Mund verzog sich zu
einem verschmitzten Lächeln. » Cissie wird die
Situation entschieden im höchsten Maß genießen .«
    » Cissie ?«
    »Meine beste Freundin, Cissie St. Jerome«, verkündete die Ballerina beiläufig.
»Sie schreibt wunderschöne Gedichte, die niemand versteht, schwärmt für Pizza
und trinkt Black Velvet — das verschafft einem Energie, behauptet sie immer! — und ist die ganze Zeit hinter Männern her.«
    »Das ist die Sorte
Frauenzimmer, von der ich immer geträumt habe«, sagte Polnik .
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie
sich etwas aus Gedichten machen, Sergeant«, sagte ich leicht zittrig.
    »Ich meine doch, daß sie die
ganze Zeit hinter Männern her ist, Lieutenant .« Er
seufzte: Ȇber zehn Jahre meines Lebens bin ich herumgesessen und habe darauf
gewartet, bis solch ein Frauenzimmer daherkam — und dann hat sich
herausgestellt, daß es
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