Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
erhielt statt der Finger einen
Rosenstrauß.
    »Ein Zauberkünstler, Sir!«
Sebastian verbeugte sich erneut in meiner Richtung und nahm danach seinen Platz
wieder ein.
    »Und das ist Bruno Breck«,
sagte Pop.
    Breck war ein verschrumpelter
kleiner Bursche, ungefähr im gleichen Alter wie Pop Livvy. Sein Gesicht hatte
soviel Charme wie das einer runzligen Eidechse. Nur seine Augen waren lebendig,
lehmfarben und boshaft, ewig auf Suche nach einem neuen Opfer. Als er den Mund
öffnete, um zu sprechen, erwartete ich, eine gespaltene Zunge herausschießen zu
sehen.
    »Monologe und Conférence«,
sagte er mit hoher, boshaft klingender Stimme. »Heute auf dem Weg zum Theater
ist mir was Komisches eingefallen — und ich glaube, es lohnt sich, darüber
nachzudenken.« Er wartete einen Augenblick, aber niemand lachte. »Eine
Scherzfrage, Sir, trotz der Reaktion des Publikums. Was ist der Unterschied
zwischen einem alten Füllfederhalter und einem Polizisten?« Er schwieg ein paar
Sekunden lang erwartungsvoll, bis ihm klar wurde, daß ich kein geeigneter
Partner für seine Geistesblitze war.
    »Der Füllfederhalter schmiert
und der Polizist wird geschmiert«, kicherte er. »Ich wußte schon, daß Ihnen das
nicht gefallen würde. Ich habe noch nie einen Polypen getroffen, der Humor
hat.«
    »Woran würden Sie ihn denn
erkennen, wenn Sie einmal einen träfen?« fragte ich interessiert.
    Pop räusperte sich leise. »Nun,
Lieutnant, nachdem Sie alle meine Gäste hier kennengelernt haben, möchten Sie
vermutlich ein paar Fragen stellen, ja?«
    »Wissen Sie, um welche Zeit Sie
die Leiche gefunden haben?« fragte ich ihn.
    »Gegen elf Uhr, glaube ich.« Er
blickte auf Celestes nach unten gekehrtes Gesicht »Ich bin sofort zu dir
gekommen, Liebes, und habe dich gebeten, die Polizei anzurufen. Erinnerst du
dich, um wieviel Uhr das war?«
    »Fünf nach elf«, sagte sie. »Du
weißt schon, Pop, für jeden hätte ich das nicht getan — jedenfalls nicht mitten
in meinem Abendtraining.«
    »Ich weiß«, sagte er dankbar.
»Und ich erkenne es auch an.«
    »Was hatten Sie für einen
Grund, so spät in der Nacht in die Garage zu gehen?« sagte ich beharrlich.
    »Es klingt vielleicht albern«,
Pops Gesicht rötete sich ein wenig, »aber es ist so eine meiner Gewohnheiten
seit Jahren — vielleicht weil ich nie Auto fahren gelernt habe.« Er blickte
kurz in mein verdutztes Gesicht. »Ich sitze einfach gern in diesem Automobil —
auf dem Fahrersitz — und stelle mir vor, es sei ein ganz besonderer Tag und ich
führe Gwen irgendwo hinaus, wo es wirklich aufregend ist und es von vergnügten
Leuten wimmelt.« Seine Stimme verlor sich in verlegenem Schweigen.
    »Gwen?« fragte ich.
    »Meine Frau. Sie haben nie von
Livvy und Lysander gehört, dem größten Sing- und Tanzteam aller Kabaretts?
Nein« —, er schüttelte den Kopf —, »Sie sind vermutlich zu jung, Lieutnant.
Gleich nach dem Tod meiner Frau habe ich dieses Haus hier gekauft.«
    »Sie haben auch keine Schüsse
gehört?« fragte ich.
    »O doch, eine Menge Schüsse.«
Er nickte. »Aber natürlich habe ich nicht darauf geachtet.«
    »Sie haben natürlich nicht
darauf...«, wiederholte ich. Der glasige Ausdruck in Polniks Augen schien mir
nur ein Reflex des meinen zu sein. »Warum nicht?« fragte ich in beinahe
flehendem Ton.
    »Wir sind alle daran gewöhnt,
Schüsse zu hören, Lieutnant.« Er lächelte nachsichtig. »Sehen Sie, Sebastian
ist nicht nur Zauberkünstler, sondern auch Scharfschütze, und er übt immer im
Keller. Er hat seine besondere Einrichtung dort unten.«
    Ich schloß erneut die Augen und
versuchte, mich der offensichtlichen Tatsache zu verschließen, daß es sich bei
dem harten Klumpen, der sich gegen meine Schädeldecke preßte, um mein zu einer
festen Masse erstarrtes Gehirn handelte.
    »Sie kennen den Ermordeten
nicht?« sagte ich.
    »Nein, Sir«, sagte Pop mit
fester Stimme. »Ich habe ihn nie zuvor gesehen.«
    »Wie steht es mit den anderen?«
Ich blickte den Rest der Anwesenden ohne irgendwelche Hoffnung an. »Hat jemand
von Ihnen irgend etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen?«
    Eine etwa fünf Sekunden
dauernde Stille entstand, dann schnatterte Brecks schrille Stimme: »Ich habe
etwas ganz Ungewöhnliches gesehen, Lieutnant! Nämlich, als ich mal auf einer
Safari im dunkelsten Afrika war. Ich habe natürlich schon immer gewußt, daß
Elefanten Flöhe haben, aber das war der erste Floh, der...«
    »Wenn sämtliche Kabaretts der
Welt pleite gingen, würde es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher