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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus
Autoren: Carter Brown
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wie Celeste gesagt hatte, lehnte er an der schief in den Angeln
hängenden Garagentür.
    »Eine schöne Nacht, Lieutnant«,
sagte er leise.
    »Nein«, sagte ich. »Es ist eine
lausige Nacht, Pop, und sie wird noch schlimmer werden.«
    »Ich glaube, ich verstehe Sie
nicht recht.«
    »Sigmund Jones und Lindstrom«,
sagte ich. »Sie werden es jetzt wissen. Parson ist nicht in der Verfassung, sie
länger als bestenfalls zehn Minuten hinzuhalten. Sie werden also kommen, um
sich das Geld zu holen; und ich gehe jede Wette ein, daß es heute nacht sein
wird.«
    »Ich verstehe Sie noch immer
nicht, Lieutnant.« In dem trüben Licht der einen überlebenden Birne sah sein
Gesicht völlig ruhig und unbekümmert aus.
    »Pop«, sagte ich in beinahe
flehendem Ton, »ich versuche, Ihnen einen Gefallen zu tun. Ich bin fast davon
überzeugt, daß es morgen zu spät sein wird, also hören Sie gut zu. Ja?«
    »Ich bin ein guter Zuhörer.«
    »Ein Mann vergeht sich gegen
die Gesetze — das kommt vor«, sagte ich schnell. »Dann schließt er sich mit
anderen zusammen, die in wesentlich schlimmerer Weise gegen die Gesetze
verstoßen haben. Wenn sie nun erwischt werden — so wird die Justiz keinen
Unterschied zwischen ihnen machen. Aber wenn der anfangs erwähnte Mann sich
vielleicht durch die Verbrechen, die seine Freunde begingen, abgestoßen fühlt
und gegen sie aussagt...«
    »Ich halte nicht viel von einem
solchen Mann«, sagte Pop mit klarer harter Stimme. »Seine Freunde verraten?«
    »Es könnte auf seine anderen
Verpflichtungen ankommen«, sagte ich gelassen. »Vielleicht, wenn er Frau und
Kinder hätte — oder wenn er sich von sich aus für jemanden verantwortlich
fühlte — wie zum Beispiel Sie sich Antonia gegenüber?«
    »Nicht einmal für Antonia«,
sagte er ruhig.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und zuckte dann hoffnungslos die Schultern. »Na schön, ich hab’s versucht.«
    »Ja, Lieutnant.« Er lächelte
mir mit Wärme zu. »Und das erkenne ich auch an. Außerdem weiß ich nicht, wovon
Sie reden.« Er ging langsam an mir vorbei in Richtung auf den Vordereingang zu.
    »Gute Nacht, Lieutnant.«
    Ich blieb etwa fünf Minuten
lang, nachdem Pop Livvy im Inneren des Hauses verschwunden war, in der Garage
stehen, wobei ich des Wartens auf etwas, das passieren würde, mit jeder
verstreichenden Minute mehr und mehr überdrüssig wurde. Am Ende der fünften
Minute hatte ich einen glänzenden, wenn auch nicht originellen Einfall. Ich
konnte meinerseits Scherereien machen, anstatt hier herumzustehen und darauf zu
warten, daß ein anderer sie machte.
    Im Keller brannte Licht, und so
stieß ich die Tür auf und trat ein. Sebastian saß neben dem Waffenständer und
ölte sorgfältig einen ehrwürdig aussehenden Colt 44. Er hob hastig den Kopf,
als er die Tür quietschen hörte, und sein Spitzbart zitterte nervös. Als er
mich sah, entspannte er sich etwas, aber nicht völlig, wie ich feststellte.
    »Ich glaube, ich habe es
herausgefunden, Sebastian«, sagte ich begeistert.
    »Was?« Er sah mich neugierig
an.
    »Sie haben mir erzählt, das
zweitgrößte Kunststück der Welt sei, eine Kugel zwischen den Zähnen
aufzufangen. Erinnern Sie sich?«
    »Sicher«, sagte er. »Es stimmt
auch.«
    »Aber Sie wollten mir nicht
sagen, was das größte Schießkunststück der Welt ist.« Ich grinste
triumphierend. »Deshalb habe ich es selber herausgefunden.«
    »Und?«
    »Das größte Kunststück der Welt
ist, eine Kugel abzuschießen, die jemand aus Ihrem Publikum mit seinen Zähnen
auffangen muß, ob er will oder nicht«, sagte ich langsam. »Ein Mann, der sich
die geeignete Waffe und die geeigneten Kugeln zurechtmachen kann und sich so
sehr auf seine Schießkunst verlassen kann, daß das Geschoß immer zwischen die
Zähne seines Helfers trifft — ein solcher Mann wäre ein Genie!«
    »Auf seinem Gebiet das größte,
das die Welt je besessen hat«, sagte Sebastian heiser.
    »Der erste Schritt ist mir
völlig klar«, sagte ich. »Aber mehr nicht.«
    »Ihnen ist der erste Schritt klar?«
Seine weißen Zähne blitzten, während er grimmig lächelte. »Ich bin sehr
gespannt, Ihr Geheimnis zu hören.«
    »Man nimmt eine normale
schwerkalibrige Patrone«, sagte ich. »Dann feilt man die äußere Hülle ab, bis
man an die Bleimasse kommt. Das Wichtigste ist vorerst eine vorn abgerundete
Patrone.«
    Sebastian steckte den Colt 44
mit größter Sorgfalt zurück in das Gestell und blickte mich kalt an. »Das
klingt geradezu nach einer Eingebung,
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