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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus
Autoren: Carter Brown
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sie verändert,
aber ich kam nicht recht dahinter, weshalb. Dann wurde mir plötzlich klar, daß
ich sie zum erstenmal völlig bekleidet sah. Sie trug eine frisch aussehende
weiße Seidenbluse und einen weiten Rock mit einem sehr bunten Muster. Ein
breiter weißer Ledergürtel ließ ihre Taille absurd schmal erscheinen, und der
Gesamteindruck war ebenfalls absurd attraktiv, wie ich zugeben mußte.
    »Gefällt es dir?« Ihre
Schlehenaugen beobachteten mein Gesicht mit der Schärfe eines Falkenblicks.
    »Ich finde, es steht dir sehr
gut«, sagte ich. »Außerdem ist das eine einmalige Gelegenheit. Ich habe dich
noch nie vollständig angezogen gesehen.«
    Sie schob mir ein Glas hin. »Ich
glaube, es ist ein Manhattan«, sagte sie mit entnervender Unbestimmtheit.
    »Ist heute vielleicht
irgendeine Feier fällig?« fragte ich.
    »Für mich, ja, Al.« Sie lächelte
herausfordernd. »Dir, mein Süßer, wird es ausgesprochen altmodisch vorkommen.«
    »Was also?«
    »Als du ein kleiner Junge
warst, Al«, sagte sie mit verträumter Stimme, »hast du da je >Vater und
Mutter< gespielt?«
    »Du müßtest mich erst unter Eid
aussagen lassen, bevor du darauf eine Antwort bekommst«, sagte ich.
    »Nun, ich spiele das immer,
ganz für mich allein«, fuhr sie mit derselben verträumten Stimme fort. »Siehst
du, das ist das erstemal in meinem ganzen Leben, daß der Mann, mit dem ich in
der einen Nacht zusammen war, in der gleich darauffolgenden wiedergekommen
ist.« Sie schloß die Augen für eine Sekunde und schlang entzückt die Arme um sich
selber. »Es ist beinahe so, als ob wir verheiratet wären, Al. Das ist mein
Spiel. Verstehst du? Ich sitze seit einer Stunde hier und tue so, als wäre ich
dein liebendes Weib, daß dasitzt und mit atemloser Vorfreude auf die Heimkehr
des anbetungswürdigen Ehemanns wartet.«
    »So«, sagte ich düster.
    Sie öffnete wieder die Augen
und schielte mich spöttisch von der Seite her an. »Du kannst dich beruhigen, du
alter Lüstling! Ich würde weder dich noch sonst jemanden heiraten — vorläufig
jedenfalls noch lange nicht!«
    »Tatsächlich?« sagte ich
dankbar und atmete auf.
    »Oh, eines Tages werde ich
vermutlich heiraten«, sagte Celeste leichtfertig. »Aber noch viele, viele Jahre
nicht — vielleicht wenn ich dann wirklich alt bin—so ungefähr achtundzwanzig.«
    »Du hältst es also für richtig,
die besten Jahre deines Lebens für dich allein zu behalten und dann am Stock
und allenfalls mit einer Blautönung in deinem grauen Haar durch die Kirche zu
humpeln?« fragte ich. »Du solltest dich entschließen zu heiraten, solange du
noch wirklich jung bist—wie zum Beispiel siebenundzwanzig?«
    Ich nippte an dem Drink, den
sie mir zurechtgemacht hatte, und stellte dann hastig das Glas wieder hin.
Manhattan war das keiner, soviel war sicher. Dem Geschmack nach schien es mir
besser, mir nicht den Kopf zu zerbrechen, um was es sich handelte—der
Möglichkeiten waren zu viele.
    »Wie ist es dir denn heute
gegangen?« fragte ich sie.
    Sie zuckte die Schultern.
»Soso, lala. Ich habe ein paar Exotik-Tanzschritte eingeübt. Und so bin ich
jetzt vermutlich eine exotische Tänzerin, nicht?«
    »Und was warst du gestern?«
erkundigte ich mich ängstlich.
    »Eine Kontorsionistin
natürlich!«
    »Dann ist alles okay!« Ich
verspürte ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung. »Es wäre mir
schrecklich gewesen, wenn ich wegen eines einzigen lausigen kleinen Tages
verabsäumt hätte, eine Kontorsionistin zur Freundin zu haben.«
    »Oh...« Sie schüttelte
mißbilligend den Kopf: »Du bist ganz reizend, Al Wheeler. Voll liebenswerter
Eigenschaften, wie Alkohol und Zigarettenrauch... Wie hast du es nur
fertiggebracht, ein süßes unschuldiges Mädchen wie mich zu verführen?«
    »Ich habe einfach Glück gehabt,
glaube ich«, sagte ich. »Ist heute wirklich den ganzen Tag über nichts
Aufregendes passiert?«
    »Dein Bauchrednerhanswurst hat
uns besucht«, fiel ihr plötzlich ein. »Du bist ein Genie, Al! Wie bringst du es
bloß fertig, deine Stimme von Pine City bis hierher dringen zu lassen?«
    »Du meinst Sergeant Polnik«,
sagte ich. »Ist er jetzt hier?«
    Celeste schüttelte den Kopf.
»Ich habe ihn seit elf Uhr heute morgen nicht gesehen.«
    Ich begann, mir Sorgen zu
machen. »Hast du eine Ahnung, wohin er gegangen sein kann?«
    »Aber klar«, sagte sie und
nickte. »Den Berg hoch — auf den Armen seiner Geliebten.«
    »Antonia?« stieß ich hervor.
»Willst du damit sagen, daß sie ihn
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