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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus
Autoren: Carter Brown
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Fußsohle ins Genick — und ließ sie dort.
    »Ich bin so ungefähr die
bedeutendste Kontorsionistin in der Branche«, sagte sie gelassen.
    »Ein weiblicher
Schlangenmensch?« warf Polnik ein.
    Sie blinzelte ihm bedächtig zu
und warf mir dann einen verwunderten Blick zu. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie
kein Bauchredner sind?«
    »Machen Sie keine Witze«,
krächzte Polnik vergnügt. »Wenn der Lieutnant ein Bauchredner wäre, so wäre ich
ein...« Das Grinsen verschwand langsam aus seinem Gesicht.
    »Jemand hat einen Mord
gemeldet«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Und um Himmels willen stellen Sie
das Bein wieder dorthin, wohin es gehört, bevor es abbricht.«
    Voller Entgegenkommen hob sie
den Knöchel wieder über den Kopf und gestattete ihren Beinen, eine normale
Position einzunehmen. »Pop wartet in der Garage auf Sie, Lieutnant.« Sie gähnte
sachte. »Er und die Leiche.«
    »Wenn Ihr alter Herr so was
Ähnliches wie Sie ist«, brummte Polnik, »dann hat er höchstwahrscheinlich
Kadaver zu einem Schifferknoten geknüpft, während er auf uns gewartet hat — und
vielleicht hat er ihn auf sein Gebiß gesetzt?«
    »Pop Livvy ist nicht mein
Vater«, sagte sie in eisigem Ton. »Ihm gehört bloß das Bums hier.«
    »Es war eine Frau, die
angerufen hat«, sagte ich.
    »Ein Mädchen«, verbesserte sie
mich. »Pop bat mich, anzurufen, weil ihn Telefone doch so nervös machen.«
    »Aber Leichen stören ihn
nicht?« krächzte Polnik.
    Celeste stellte sich auf die
Zehenspitzen und beugte sich mühelos von der Taille an nach hinten. »Die Garage
liegt hinter dem Haus«, sagte sie, während sich ihr Gesicht zwischen ihren
Knien zu mir emporhob.
    »Ich wollte, Sie unterließen
das«, sagte ich. »Ich werde ganz seekrank davon.«
    »Man muß doch in Form bleiben«,
fuhr sie mich an.
    »Dann allerdings«, gab ich zu
und sah Polnik an. »Ich glaube, wir werfen besser mal einen Blick in die
Garage.«
    »Jawohl, Lieutnant.« Er
unternahm eine sichtliche Anstrengung, seinen Blick von dem straff anliegenden
scharlachroten Trikot abzuwenden.
    »Können Sie ein Glas Wasser
trinken und ihn gleichzeitig zum Reden bringen?« fragte das umgekehrte Gesicht
interessiert zwischen den runden Knien hervor.
    Ich packte erneut Polniks
Ellbogen und schob ihn eilig aus dem Zimmer, bevor er Zeit fand, seine
Gehirnzellen in Gang zu setzen. Wir gingen wieder durch den Vordereingang
hinaus und dann den tief ausgefahrenen Zufahrtsweg zurück, bis wir an die
Garage gelangten. Die Tür stand weit offen, und danach zu urteilen, wie sie
trunken in ihren Angeln hing, mußte das seit den letzten zwanzig Jahren so
gewesen sein. Die Garage war groß genug, um zwei Postkutschen und außerdem noch
eine Reihe Omnibusse zu beherbergen.
    Das Licht kam von einem
weiteren Kronleuchter. Er hing nervös von den Dachsparren, und von seinen zehn
Birnen funktionierte noch eine. Hinten in der Garage stand, das breite
Hinterteil uns zugewandt, ein Wagen. Er sah interessant aus; aber meine
Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Burschen, der jetzt auf uns zukam.
    »Gentlemen«, sagte er mit
weicher, angenehmer Stimme, »ich bin Pop Livvy. Sie kommen wahrscheinlich wegen
des Mordes, nicht wahr?«
    Wenn er hier eine Sprechprobe
wie ein Dramatiker halten wollte, sollte es mir recht sein. Ich nickte und
betrachtete ihn.
    Pop Livvy, so schätzte ich,
mochte um Sechzig herum sein, aber sowohl sein Gesicht als auch seine Gestalt
hatten eine erstaunlich jugendliche Vitalität bewahrt. Er war ein großer
schlanker Mann mit einem Schopf dichten, lockigen grauen Haars, und seine
ausgeblichenen blauen Augen schimmerten in lebhaftem Mitleid mit den Schwächen
des menschlichen Geschlechts.
    Er trug ein Frotteehemd und ein
Paar unbeschreibliche blaue Arbeitshosen, beides zur selben Farbe verblaßt wie
seine Augen. Alles zusammen ergab irgendwie geradezu einen Eindruck von
Eleganz. Ich sagte ihm, wer wir sind, und daß wir bereits mit Celeste Campbell
gesprochen hätten, die uns angewiesen habe, in die Garage zu gehen.
    »Ein reizendes Mädchen,
Celeste«, sagte er mit Überzeugung. »Obwohl sie mit dieser kontorsionistischen
Nummer, für die sie trainiert, ihre Zeit vergeudet. Als exotische Tänzerin
könnte sie sich in null Komma nichts ein Vermögen verdienen. Finden Sie nicht
auch, Lieutnant?«
    Das war ein interessanter Gedanke,
und ich war nahe daran, mich ausführlich mit ihm zu beschäftigen. »Mr. Livvy—«
    »Bitte!« Er machte eine
abwehrende Handbewegung. »Nennen Sie
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