Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aibon - Land der Druiden

Aibon - Land der Druiden

Titel: Aibon - Land der Druiden
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Dünn wie zwei Finger. Die Farbe gefiel mir nicht. Sie war rot.
    Eine Mischung aus dunkel und hell. Eigentlich wie Blut… Ich spürte, wie sich meine Kehle zuzog und ich unwillkürlich an die Duschszene in Hitchcocks Meisterwerk ›Psycho‹ dachte. Da war eine Frau in der Dusche umgebracht worden, und das Wasser hatte das Blut in den Ausguss gespült.
    Hier rann der Streifen in meine Kabine.
    Ohne es bewusst zu merken, hatte ich die Dusche abgestellt. Das Rauschen war verstummt. Letzte Wasserreste verschwanden glucksend im Abfluss. Ansonsten war es still.
    Ich stieg aus der erhöht stehenden Wanne und benötigte nur einen Schritt, um das Rinnsal zu erreichen. Davor ging ich in die Knie, tunkte meine rechte Zeigefingerspitze in die Flüssigkeit, schaute sie mir an, rieb sie mit dem Daumen auf der Haut und war mir plötzlich sicher. In meine Kabine floss Blut! Menschenblut!
    Ich reagierte nicht sofort, blieb bei meiner hockenden Haltung und musste zunächst einmal den Schock verdauen, der so plötzlich über mich gekommen war.
    Der Druck in meinem Magen hatte zugenommen, auch der Kloß war dicker geworden, und ein Frösteln rann über meinen nackten Rücken, das sich zu einer Gänsehaut der Furcht verdichtete. Nur langsam begann mein Denkapparat wieder zu funktionieren. Ich kniete mich auf den Boden und schaute durch den Zwischenraum, um mehr erkennen zu können. Nur ein Bein sah ich. Besonders auffällig war dabei der Fuß. Er drehte mir seine Sohle zu, und neben ihm rann der feine rote Streifen vorbei. Mein Sparringspartner war ein Farbiger. An der dunkleren Hautfarbe erkannte ich, dass es sich tatsächlich um diesen Mann handeln musste, der wahrscheinlich tot nebenan in der Dusche lag.
    Ich schnellte hoch. Den Schreck hatte ich verdaut, denn ich war es gewohnt, mit Dingen konfrontiert zu werden, die einen normalen Menschen manchmal um den Verstand brachten. Wie ein Wilder riss ich die Tür der Dusche auf, wäre fast auf den glatten Fliesen noch ausgerutscht und griff nach meiner Boxerhose, um sie mir überzustreifen.
    Mein nächster Griff galt der zweiten Duschtür. Wuchtig öffnete ich sie, blieb allerdings auf der Schwelle stehen, um mir die grauenhafte Bescherung anzuschauen. Mein Sparringspartner lebte nicht mehr!
    Verkrümmt lag er vor der Duschwanne, ein Bein angezogen, das andere halb ausgestreckt. Ich konnte auch seine Brust erkennen. Dort hatte ihn ein Stich getroffen, eine große Wunde hinterlassen, aus der das Blut sickerte und sich einen Weg in die Nachbarkabine gebahnt hatte. Es war furchtbar.
    Ich wischte über meine Stirn und fragte mich, wer ein Motiv gehabt haben könnte, diesen Mann zu töten. Vor allen Dingen musste sein Mörder von uns allen unbemerkt das Gelände und auch die Räume dieses Trainingscamps betreten haben, um so grausam zuschlagen zu können.
    Oder war dieser Mord nur ein Versehen gewesen? Hatte die Tat nicht ihm, sondern mir gegolten? Diese Vermutung war nicht mal so abwegig, wie sie sich vielleicht im ersten Moment anhörte. Als ich mich schnell umdrehte, erkannte ich, dass ich allein im Duschraum war. Die Chance, den Mörder zu finden, war gleich Null. Er hatte sich eine günstige Gelegenheit ausgesucht und war zu seinem Opfer geeilt, als nebenan die Dusche rauschte. Dennoch wollte ich alles versuchen. Sechs Kabinen gab es. Sie lagen allesamt nebeneinander, und ich riss jede Tür auf, um in die Duschen zu schauen. Eines hatten sie gemeinsam. Sie waren leer. Ich ließ sie offen und wollte in meine Kabine zurück, um mir den Bademantel überzustreifen.
    Auf halbem Weg passierte es.
    Zuerst war es nur das grünliche Flimmern dicht unter der Decke. Es sah so aus, als hätte sich dort, aus dem Nichts kommend, eine farbige Nebelwolke etabliert, die sofort nach ihrem Erscheinen die Form änderte und den Dolch ausspie, den ich augenblicklich als Mordwaffe identifizierte.
    Ein blutroter Griff, eine schwarze Klinge. So etwas gab es auf der Welt nur einmal. Diese Waffe gehörte Mandra Korab, und sie musste eine von denen sein, die mein indischer Freund verzweifelt suchte… Sieben Dolche hatte er besessen. Luzifer war es gelungen, sie fortzuschleudern. Fünf hatten wir gefunden, zwei fehlten noch. Im Lande Aibon waren sie verschollen, das wusste ich inzwischen, doch nun sah ich die Waffe hier in dieser normalen Welt, die Spitze wies schräg auf mich.
    Ich wusste jetzt, wie mein farbiger Sparringspartner ums Leben gekommen war, denn auf die gleiche Art und Weise sollte auch ich ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher