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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gefallen, aber ich lebe … Das ist verrückt, total verrückt. Ich schwimme nicht einmal, kein Tropfen Wasser ist an meinem Körper, bis auf den Angstschweiß, in dem ich die letzten Minuten gebadet habe. Er öffnete und schloß ein paarmal die Augen, schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund und schleuderte damit die letzte Lähmung aus seinem Gehirn.
    Das erste, was er jetzt ganz deutlich hörte, war ein Platschen und Rumoren unter sich. Er zog die Knie etwas an und wunderte sich, daß es gelang, obwohl er kein Gefühl in den Beinen hatte. Cliffs Lage war trostlos: Als die Falltür aufklappte, hatte er instinktiv die Ellbogen gespreizt. An ihnen hing er nun frei in der rechteckigen Öffnung, die Sohlen seiner Schuhe berührten fast die Wasseroberfläche, und dieses Wasser kochte von wirbelnden Fischleibern. Sie schnellten hoch, schnappten nach den Beinen … ein Meer von blitzenden Zähnen und glotzenden großen, gnadenlosen Augen.
    Cliff Haller preßte die Zähne zusammen. Er zog die Rücken- und Armmuskeln zusammen, konzentrierte alle Kraft in seine Schultern, zog die Beine wieder an und drückte sich dann hoch. Zweimal versuchte er das: Muskeln spannen, Beine anziehen, dann die Beine wegstoßen und den Schwung dazu ausnutzen, sich mit der Schulter seitlich auf den Brückenboden zu werfen …
    Beim dritten Mal gelang es. Cliff wälzte sich auf die Seite und starrte durch die Falltür auf den brodelnden Teich unter sich. Ich werde mein ganzes Leben lang keinen Fisch mehr essen können, dachte er, und der Ekel würgte ihn.
    Er rollte sich weiter, erreichte die Schräge der gebogenen Brücke und kugelte hinunter bis zum Ufer. Dort blieb er wieder liegen und zwang sich, nicht dem Drang nachzugeben, einzuschlafen. Mit den in den Fesseln beweglichen Händen schnürte er die Fußstricke auf und versuchte ein paar Schritte. Taumelnd ging er am Ufer hin und her, schwankte dann zu dem dunklen, palastartigen Haus und setzte sich auf eine der Steinbänke.
    Es gibt wirklich noch Wunder, dachte er und blickte hinauf in den sternenübersäten Himmel. Verdammt, ich habe nie an dich geglaubt, du Gott aus dem Gebetbuch … trotzdem: Ich danke dir!
    Eine Viertelstunde später lief Cliff Haller die Bergstraße hinab und suchte ein Taxi. Viermal gelang es, eins anzuhalten, aber als die Fahrer seine auf den Rücken gefesselten Hände sahen, gaben sie sofort Gas und rasten weiter. Erst das fünfte Auto hielt an. Ein Mestize grinste ihn breit an.
    »Wohin?« fragte er.
    »Zur amerikanischen Botschaft.« Cliff warf sich auf den Beifahrersitz. Der Mestize tippte auf die Handschellen.
    »Woher?«
    »Frag nicht so viel … hau ab!« Cliff legte den Kopf nach hinten auf die Nackenrolle des Sitzes.
    »Das kostet fünfzig Dollar, Mister.«
    »Du bekommst hundert, wenn du die Schnauze hältst und endlich abfährst!«
    Der Mestize grunzte, ließ den Motor aufheulen und raste hinunter nach Rio de Janeiro.
    ***
    Das Fest in der amerikanischen Botschaft trat in einen der ersten Höhepunkte ein: Der brasilianische Tenor Raffael Trulljo von der Oper in Rio sang Arien von Puccini und Verdi. Der Kultur-Attache der Botschaft begleitete ihn am Flügel. In einem weiten Kreis hatten sich die Gäste auf der Terrasse um den Sänger gruppiert, schlürften Sekt und Cocktails und ertrugen geduldig diese kulturelle Einlage. Auch für die Bildung muß man etwas tun, das ist man den Millionen auf dem Bankkonto schuldig.
    Während Trulljo das eiskalte Händchen der Mimi anbetete, waren – unbemerkt von den Gästen – Cook, Finley und Hauptmann Leeds in höchster Alarmbereitschaft. Ein Pendelposten hatte das Loch in der Mauer entdeckt. Sofort berief der Sicherheitsoffizier eine Besprechung im Zimmer des Militär-Attaches ein. Drei Beamte der Botschaft bezogen Wache an dem Mauerdurchbruch. Der kleine Cook hatte sofort den richtigen Gedanken: »Wo ist Cliff Haller?« fragte er.
    Diskret begann die Suche nach Cliff unter den Gästen und im Park. Ellen Donhoven saß ahnungslos in der ersten Reihe der Arien-Zuhörer. Sie war vom 1. Botschaftssekretär flankiert, der den Befehl erhalten hatte: Lenken Sie Dr. Donhoven ab. Kümmern Sie sich intensiv um sie. Sie darf in der nächsten Stunde nicht nach Cliff fragen.
    »Haller ist verschwunden«, meldeten die Suchkommandos. »Kein Winkel in Haus und Park ist ausgelassen worden.«
    »Der Fall ist klar«, stellte Cook fest. »Sie haben Cliff gekidnappt.« Er ging zum Telefon, wählte eine Nummer und lächelte sauer, als sich
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