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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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begann sie, »dein Vater und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass zur Abrundung deiner Bildung ein Aufenthalt in einem erstklassigen Institut für Höhere Töchter die rechte Maßnahme darstellt.«
    »Papa«, sagte Kato, leise protestierend, »das ist doch etwas, worüber wir schon des Öfteren …«
    »Dein Vater und ich haben gut und gründlich darüber nachgedacht«, unterbrach sie ihre Stiefmutter energisch. »Katharina, es ist zu deinem Besten. Du bist längst alt genug, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden, aber dir fehlt der letzte Schliff. Ich bin bereits auf der Suche nach einem passenden Ehemann für dich und habe einige sehr gute Partien im Auge – aber deine bisherige Ausbildung, so gut und umfassend sie auch in mancher Hinsicht gewesen sein mag, hat doch einige wesentliche Lücken gelassen, die es nun zu stopfen gilt.«
    Kato verdrehte die Augen. Ihre Ausbildung war etwas, das sie, seit sie zwölf war, weitgehend selbst in die Hand genommen hatte, und zwar, indem sie systematisch sämtliche Bücher in der recht umfangreichen Bibliothek ihres Vaters gelesen hatte. Ihre Erzieherinnen hatten sich darüber hinaus befleißigt, ihr Fremdsprachen, Gesang und Klavierspiel, das Sticken, Aquarellmalerei, Konversation und Gesellschaftstänze beizubringen. Das waren nicht die Gebiete, die Kato interessierten, aber sie hatte sich befleißigt, all den freundlich bemühten Fräuleins, Misses und Mademoiselles zumindest in dieser Hinsicht keine Probleme zu bereiten.
    »Papa, Frau Mama«, sagte sie, um Beherrschung ringend, »ich denke, dass ich durchaus selbst in der Lage bin, mir alles anzueignen, was ihr für nötig haltet, um …«
    »Nein, das bist du leider nicht, Katharina«, fuhr ihre Stiefmutter streng dazwischen. »Es gibt Dinge, die ein junges Mädchen sich nun einmal nicht selbst beibringen kann, auch wenn sie noch so klug und talentiert ist. Abgesehen davon halte ich den Aufenthalt in einem Haus, in dem aus politischen und anderweitigen Gründen ständig Militärs stationiert sind, für einen zu gefährlichen und darüber hinaus unschicklichen Aufenthaltsort für eine junge Dame.« Ein scharfer Blick traf Kato, die zu ihrer Erbitterung bemerkte, dass sie errötete. Es wäre ein Fehler gewesen, die Baronin zu unterschätzen. Wahrscheinlich beobachtete sie schon seit Längerem, dass Kato sich zu dem jungen Leutnant Vásáry hingezogen fühlte – und wiewohl er sicherlich von Stande war, entsprach er als jüngster und relativ mittelloser Sohn eines Landedelmannes ebenso sicher nicht dem Idealbild, das ihre Stiefmutter sich von einem zukünftigen Schwiegersohn machte.
    Kato senkte den Blick und schwieg. Ihre Stiefmutter nahm das als Zeichen des Einverständnisses und nickte wohlwollend. »Ich wusste, dass du vernünftig sein würdest, Liebes. Es ist ja nicht für ewig. Ein Jahr, vielleicht auch zwei …«
    »Zwei!«, entfuhr es Kato. Sie riss die Augen auf und starrte ihren Vater beschwörend an. Zwei Jahre! Ferenc wäre dann längst anderswo stationiert!
    Der Freiherr starrte in seinen Cognacschwenker und ignorierte ihren flehenden Blick.
    »Das Institut, an das wir dich schicken, wird dir gefallen, mein Kind«, sagte Adelaïde. »Es werden nur Mädchen aus der allerersten Gesellschaft dort aufgenommen, und der Unterhalt kostet deinen Vater ein Heidengeld. Aber ich habe ihn überzeugen können, dass nur das Beste für seine Tochter gut genug sein kann.« Sie lächelte Kato mit so viel echter Wärme und Herzlichkeit an, dass das Mädchen gar nicht anders konnte als zurückzulächeln.
    »Danke, Frau Mama«, sagte sie, denn das wurde von ihr erwartet. »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen.«
    »Das weiß ich, Katharina.« Adelaïde erhob sich und schob ihren Stuhl an den Tisch. »Die Haushälterin wird sich um deine Ausstattung kümmern. Du sagst mir oder ihr, bitte, was du noch an Wäsche oder Kleidung benötigst oder was in Ordnung gebracht werden muss. Ich möchte, dass du alles bekommst, was du dir wünschst.« Sie beugte sich zu Kato und küsste sie rechts und links auf die Wangen. »Alles, hörst du? Du sollst nicht hinter den Töchtern aus herzoglichen und gräflichen Familien zurückstehen!«
    Kato knickste stumm und ergeben. »Darf ich auf mein Zimmer gehen?«, fragte sie. Die Stiefmutter erlaubte es ihr mit einer Handbewegung. Ihr Gesicht, das dem Freiherrn zugewandt war, zeigte wieder diese kleine, steile Falte zwischen den Brauen. Kato folgte ihrem Blick. »Frau Mama«, sagte sie leise,
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