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Äon

Äon

Titel: Äon
Autoren: Greg Bear
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– die neuen GPS Super-Vela – thermisch erregte Gammastrahlen nuklearer Transitionen. Es war am Nachthimmel deutlich sichtbar, so daß DST eine Titelgeschichte aufmachen mußte, und das war die Entdeckung einer Supernova durch Anlagen der Weltraumverteidigung. Aber sie wußten nicht, mit was sie’s wirklich zu tun hatten.«
    »Und?«
    »Das Licht ging aus, alles wurde still. Und dann war etwas Neues zu sehen an der gleichen Stelle des Himmels. Es war der Stein. Mittlerweile wußte jeder, daß es mehr war als ein simpler Asteroid.« Die Videobilder flackerten über den Monitor, und ein Signal ertönte.
    »Tja, da haben wir’s nun. Joint Space Command hat sich den Drachen geschnappt und ihn geschwenkt.«
    Der >Drache< war das stärkste optische Teleskop in Erdumlaufbahn. Obwohl gerade größere Anlagen auf der erdabgewandten Mondseite gebaut wurden, konnte kein in Betrieb befindliches System dem Drachen das Wasser reichen. Er unterstand nicht dem Verteidigungsministerium. Joint Space Command war nicht zuständig – außer in Zeiten einer nationalen Sicherheitskrise.
    Der Stein erschien, umringt von Zahlen und wissenschaftlichen Graphen, stark vergrößert auf dem Monitor. Viel mehr Einzelheiten waren erkennbar – ein großer Krater an einem Ende des länglichen Gebildes und viele kleinere überall und als latitudinales Band.
    »Sieht nach wie vor wie ein Asteroid aus«, kommentierte Lanier, dessen Stimme nicht überzeugend klang.
    »Tja«, meinte Hoffman. »Wir kennen den Typ. Ein sehr großer Mesosiderit. Wir kennen die Zusammensetzung. Aber es fehlen ungefähr vierzig Prozent seiner Masse. DST hat’s heute morgen bestätigt. Der Querschnitt des Brockens erinnert an einen Geoden. [iii] Geoden kommen aber im All nicht vor, Garry. Der Präsident hat meinen Vorschlag zur Vorbereitung einer Untersuchung angenommen. Das war vor der Wahl, aber ich glaube, wir können das bei der neuen Regierung durchsetzen – ob Pulverfaßmentalität oder nicht. Vorbeugend sind sechs Orbitaltransferflüge bis Ende Februar geplant. Und ich decke frühzeitig die Karten auf. Ich glaube, wir brauchen ein Team von Wissenschaftlern, und das sollst du auf die Beine stellen. Ich bin sicher, wir können da mit Orbicom was arrangieren.«
    »Aber warum die Geheimnistuerei?«
    »Warum, fragst du, Garry?« Sie lächelte herzlich. »Wenn die Aliens kommen, dann setzt die Regierung immer auf Geheimhaltung.«

 
ZWEI
August 2001
Podlipki-Flugplatz bei Moskau
     
    »Major Mirski, Sie konzentrieren sich auf Ihre Aufgabe.«
    »Mein Anzug leckt, Oberst Majakowski.«
    »Das ist irrelevant. Sie können noch fünfzehn bis zwanzig Minuten im Tank aushalten.«
    »Jawohl, Oberst.«
    »Nun passen Sie auf! Sie müssen dieses Manöver vollständig beenden.«
    Mirski zwinkerte, weil der Schweiß in den Augen brannte, und blickte angestrengt zur Landeluke amerikanischer Bauart. Das Wasser in seinem Druckanzug stand schon bis zu den Knien; er spürte, wie es durch den Saum an der Hüfte einströmte. Es war unbeschreiblich unangenehm, das rieselnde Wasser; hoffentlich wußte Majakowski das.
    Mirski hatte den Auftrag, einen gebogenen Metallriegel in die beiden Sensorschlitze zu drücken. Um die nötige Kraft zu haben, verkeilte er sich mit den Knöcheln und der rechten Hand am Rand des runden Lukendeckels, wobei er die L-förmigen Haken an Stiefel und Handschuh zur Hilfe nahm. Und mit der linken Hand … (wie hatten sie auf ihn eingeredet in der Schule in Kiew, die nicht mehr war, alle seine Lehrer mit ihren Vorstellungen aus dem neunzehnten Jahrhundert; wie hatten sie versucht, ihm einzubleuen, ausschließlich die rechte Hand zu verwenden, bis kurz vor seinem zwanzigsten Lebensjahr ein offizieller Erlaß herauskam, der Linkshänder duldete)…
    Mirski rammte den Riegel hinein. Er hakte Hand und Füße aus und wich zurück.
    Das Wasser stand ihm bis zur Hüfte.
    »Oberst…«
    »Die Luke braucht bis zum öffnen drei Minuten.«
    Mirski biß sich auf die Lippe. Er drehte den Hals im Helm, um zu sehen, wie es seinen Teamkameraden erging. Die fünf Luken in einer Reihe waren besetzt – zwei Männer und Jefremowa. Wo war Orlov?
    Da. Als Mirski den Helm zurückschob, sah er Orlov, der an die Oberfläche des Tanks geschafft wurde von drei Tauchern mit Atemgeräten, die ihn aus dem Blickfeld ins Düstere, Schemenhafte zerrten. An die Luft, die süße Luft an der Oberfläche, wo kein Wasser einschießt. Davon spürte er nichts mehr, denn das Wasser stand höher als bis
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