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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped
Autoren: Joe Berti
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weiteres verdrängen. Sein Hals war wie zugeschnürt.
    Andreas streichelte behutsam über seinen Rücken. »Es tut mir leid. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für dich ist.
    Irritiert sah Marc auf. »Was ist schwer für mich? Du kannst wohl kaum wissen, was mich bedrückt. Ich kann es ja selber kaum nachvollziehen! «
    Andreas lächelte ihn freundlich an. »Glaub mir, als Rettungssanitäter kriegt man schon so einiges mit, vor allem, wenn es um Gefühle geht. Und ich wirke vielleicht manchmal etwas ungehobelt, aber ich bin nicht blöd. Deshalb: Wenn du mir jetzt sagen willst, dass du schwul bist, dann ist das keine Überraschung für mich. Ich habe mir das schon gedacht .«
    Erleichtert sah Marc ihn an. »Du hast es die ganze Zeit gewusst ?«
    »Dann war meine Vermutung wohl ein Volltreffer. Gott sei Dank, als Nächstes hätte ich nämlich die These aufgestellt, dass du ein Verhältnis mit unserer Oberärztin hast .« Beide lachten lauthals. Für Marc war es wie ein Befreiungsschlag. Das, was ihm so schwergefallen war zu sagen, hatte Andreas mit einer witzigen Äusserung abgetan.
    Er war dankbar und glücklich. ».,. und ich habe geglaubt, dass ich es dir schonend beibringen müsste, weil du mit einem schwulen Freund Probleme hättest. «
    Andreas sah ihn nachdenklich an. »Die hätte ich vielleicht auch gehabt. Wenn ich nicht selber eine gewisse Veranlagung haben würde.
    »Eine gewisse Veranlagung? Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du dir vorstellen kannst, etwas mit Männern zu haben ?«
    »Nicht mit Männern. Aber mit dir.«
    Mit diesem Bekenntnis war es für Marc, als ob die Welt aus den Fugen geriet: Alles hatte vorher seine Ordnung gehabt. Es passte Stein auf Stein. Doch Andreas Bekenntnis, dass er schon seit Monaten ein heimliches Interesse an ihm gehabt hatte, brachte die Ordnung durcheinander. Ein Stein wurde weggezogen, und alle anderen fielen durcheinander.
    Das konnte doch einfach nicht sein! Nicht mal im Film gab es das, dass ein durch und durch heterosexueller Mann plötzlich auf seinen Freund stand. Es gab Stunden, da kam Marc alles nur geträumt vor. Da war es gut, dass er Fotos von sich und Andreas hatte. Die konnte er dann anschauen und wusste, dass alles wahr war. Aber seine Gefühle und Erinnerungen, die konnte er mit niemandem teilen.
    Die Fotos lagen gut versteckt in einer Schatulle, die sich gleich unter seiner Münzsammlung befand. Er sah sie heute nicht mehr häufig an. Aber damals war der Gedanke, sie zu besitzen, für ihn sehr beruhigend gewesen.
    Jetzt betrachtete er den Mann neben sich und schmunzelte. Diese lebendigen Bilder von Andreas waren ihm immer noch am liebsten.
    Schließlich öffnete Andreas die Augen und streckte sich.
    „Na, gut geschlafen ?« Marc kuschelte sich an ihn und starrte gedankenverloren an die Decke des Hotelzimmers. Sie würden nun schweigend daliegen und sich zärtlich berühren. Wie immer in diesem wahr gewordenen Traum.
    Nein, dieses Hotelzimmer war in der Hinsicht tatsächlich kein real existierender Ort. Es war eher wie ein Holodeck .
    Er brauchte keine Science-Fiction. Er lebte seine eigene Fiktion. Mit einem Mann, der seit fast zehn Jahren verheiratet war und einen Sohn hatte.
    Marc konnte sich noch gut daran erinnern, wie der Gedanke an die Frau von Andreas ihm damals zu schaffen gemacht hatte.
     
    Sie sprachen überdieses Thema in der Hütte am Abend nach Marcs Geburtstag. Andreas versuchte, ihm seine Lage zu erklären. „Anscheinend war ich nie voll und ganz heterosexuell, wollte mir aber auch nie etwas anderes eingestehen. Weißt du, schon beim Duschen mit den Jungs von der Bundeswehr habe ich gerne die anderen Körper beobachtet. Damals dachte ich immer, es geht um Vergleiche. Sieht der andere Mann besser aus als ich, ist er muskulöser, hat er einen größeren Schwanz? lch wollte mir selbst die Tatsache nicht eingestehen, dass ich Sehnsucht hatte. Eine Sehnsucht, die ich einfach verdrängt habe, schließlich fand ich Frauen nicht uninteressant. Und das bot mir auch die Gelegenheit, den Weg des geringeren Widerstandes zu gehen. Du kennst ihn ja: Ich habe Sonja kennengelernt, wir heirateten, und sie wird schwanger. Wie das im Kreislauf auf des Lebens nun einmal funktioniert.«
    »Und wie funktionieren deine Gefühle mir gegenüber? Warum sagst du mir so etwas überhaupt, wenn es doch so bequem ist, als verheirateter Mann durchs Leben zu gehen? Warum machst du mir überhaupt Hoffnungen ?« Marc lehnte sich zurück an die
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