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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped
Autoren: Joe Berti
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die richtige Frau kommen. Und dann ist alles gut. So wie es eben sein muss.« Natürlich kam weder die richtige Frau, noch erfüllte Marc die Vorstellung eines heterosexuellen Mannes, die er so gerne umsetzen wollte.
    Stattdessen traf er gleich in der ersten Dienstschicht als Zivildienstleistender auf den Rettungsassistenten Andreas Neumann. Acht Jahre älter. Verheiratet. Attraktiv.
    „Hey, bist du der neue Zivi ?« , hatte er ihn bei seiner ersten Dienstschicht plump gefragt. Marc hatte nur genickt. „Super, schon wieder so ein Spargeltarzan. Na ja, wir werden sehen, dass wir aus dir auch noch einen ordentlichen Mann machen .« Er hatte ihm einen Klaps auf die Schulter gegeben, sodass Marc beinahe vom Stuhl gefallen war.
    Vielleicht waren es gerade die für ihn unerreichbaren maskulinen Attribute, die Marc so imponierten. Im Grunde war Andreas genauso, wie er immer sein wollte. Er war für ihn nicht nur Objekt der Begierde, sondern auch ein Vorbild. Für ihn, den schlaksigen, großen Jungen mit den schmalen Schultern, der zu schüchtern war, um laut seine Meinung zusagen, war Andreas so etwas wie ein Held.
    Erstaunlicherweise kam eine dritte Rolle nach einiger Zeit hinzu. Andreas und Marc freundeten sich an, pflegten immer engeren Kontakt und trafen sich selbst nach Dienstschluss miteinander, um zu reden, um die Häuser zu ziehen und gemeinsam zu joggen.
    Dabei nahm Andreas stets eine führende Position ein. Marc für seinen Teil war schon froh, überhaupt seine Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Er spielte die Rolle des Zuhörers, des Ratgebers und des Lästerkameraden. Hauptsache, er war mit Andreas zusammen. Er konnte allerdings kaum verstehen, warum dieser wunderbare Mann überhaupt seine Freizeit mit ihm verbrachte.
    Unweigerlich verfiel ihm Marc immer mehr, sodass er irgendwann kein Auge mehr zu tun konnte, wenn er nachts im Ruheraum neben Andreas lag. Er sehnte sich nach seiner körperlichen Nähe und wäre am liebsten zu ihm unter die Bettdecke gekrochen. Da das natürlich nicht ging, stellte er es sich zumindest vor.
    Einmal gab es Brandalarm, als Marc gerade wieder eine wunderbare Fantasie von Andreas gehabt hatte. Sie sprangen aus dem Bett, um sich schnell ihre Dienstuniform anzuziehen, als Andreas nur grinsend kommentierte: »Na, gerade einen erotischen Traum gehabt? Du hast ja eine Mordslatte in der Hose !«
    Marc war peinlich berührt und schwieg. Noch konnte er den nächtlichen Einsatz vorschieben, um nicht auf Andreas Anspielungen eingehen zu müssen.
    Doch eines Tages war die Zeit des Schweigens vorbei.
     
    Marc war inzwischen fast ein Jahr auf der Wache. Er gab zu seinem Geburtstag eine Feier für die Kollegen, bei denen er sich inzwischen gut eingelebt hatte und sich einer großen Beliebtheit erfreute.
    Nach einigen feuchtfröhlichen Stunden fuhren die meisten seiner Arbeitskollegen kurz vor Mitternacht nach Hause, sodass Marc sich schließlich alleine mit Andreas in der familieneigenen Partyhütte im Wald befand.
    Andreas half ihm noch beim Aufräumen und setzte sich dann mit ihm auf eine Holzbank, um den Abend in Ruhe ausklingen zu lassen. Sie wollten die Nacht auf einer Luftmatratze in der Hütte verbringen, zumal sie beide einige Gläser Bier getrunken hatten und keiner von ihnen mehr Auto fahren durfte.
    Die Vorstellung, neben Andreas in der Hütte zu schlafen, machte Marc ziemlich nervös, nach außen hin blieb er aber weiterhin der ruhige Zuhörer, der bei Andreas Erzählung nickte, kurze Antworten gab und ihm tief in die Augen sah. Irgendwann drehte sich dieser unvermittelt um, gab Marc einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken und sagte: »Hey, da erzähle ich die ganze Zeit über meinen Streit mit Sonja, merke aber, dass dich selber auch irgendwas bewegt. Du bist so still, wenn es um Frauen und Beziehungen geht. Was ist denn eigentlich los?
    Irgendwie wusste Marc. wenn er Andreas jetzt nichts von seinen Gefühlen erzählen würde, dann nie. Trotzdem ließ ihn seine Angst eine lange Weile schweigen. Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu wählen. um Andreas nicht gleich zu überfordern. Er begann denkbar ungünstig: »Ich kann einfach nicht mehr ...«Tränen schossen ihm in die Augen, und er lehnte sich an Andreas Schulter, die dieser ihm tröstend anbot. Nein, so hatte er eigentlich nicht beginnen wollen. Er wollte selbstbewusst auftreten und den Eindruck vermitteln, dass er sich nicht für sein Outing schämte. Doch die von klein auf anerzogene Scham konnte er nicht ohne
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