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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier
Autoren: Ravensburger
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bis seine Kinder wieder da sind, kann ich mir ein schönes Taschengeld verdienen.
    Ich rufe Finn auf dem Festnetz an. Da kostet es nichts.
    „Ich kann auch nicht“, sagt er. „Ich muss Amelie in den Kindergarten bringen und wieder abholen und nachmittags mit ihr und Lars ins Freibad. Meine Ma kommt erst nach vier von der Arbeit und mein Vater noch später.“
    „Schon gut. Ich bin um fünf bei Antonio fertig. Dann fahr ich bei Emily vorbei, falls sie mir verrät, wo sie wohnt.“
    „Kann ich dir sagen“, sagt Finn. „Im Lindenweg 7. Eins von diesen Penthäusern am Hang.“
    „Woher weißt du das?“
    „Die Stadtbibliothek ist gleich unterhalb davon im Einkaufszentrum. Ich hab Emily öfter mal dort getroffen.“
    „Ach so“, murmele ich und denke, wozu Bücherlesen doch gut sein kann!
    „Okay, ich bring Lars zu Papa in die Bibliothek und wir treffen uns dort – Viertel nach fünf?“, schlägt Finn vor.
    „Wart mal. Ich muss erst rausfinden, ob das den Mädels so spät noch passt.“
    „Gib mir mal Emilys Handynummer, ich regle das schon.“
    „Wieso du?“
    „Warum nicht?“
    Ich gebe Finn die Nummer. Dann glotze ich mindestens fünf Minuten lang das Telefon an. Warum organisiert Finn, wann und wo wir Emily und Laura treffen?
    Ich sollte ihn mitbringen, nicht er mich! Aber egal.
    Zehn Minuten später klingelt das Telefon und Laura ist dran. Wir sollen morgen direkt zu ihr kommen, sagt sie und diktiert mir zum Mitschreiben, wo genau und wie ich von Antonio aus dorthin komme.
    Während wir noch reden, meldet sich Finn mit einer SMS :
    Treffen bei Antonio ab 17 Uhr. Dann gleich zu Laura.
    Das Haus, in dem Laura wohnt, liegt in einem Park mit hohen alten Bäumen. Laura winkt uns von der Freitreppe aus zu.
    „Ja, kriegt euch ein“, schreit sie, weil Finn und ich große Augen machen. „Das Haus hat meine Ma geerbt. Ich kann nichts dafür!“
    Wo sie Recht hat, hat sie Recht, finde ich. Die Einfahrt ist durch ein schmiedeeisernes Tor gesichert. Die Stäbe bilden ein Muster aus Ranken und Blüten. Laura hat es von innen geöffnet, damit wir hereinradeln können. Die Einfahrt zieht sich bestimmt zwanzig Meter bis zum Haus. Rechts und links erstreckt sich gepflegter Rasen mit Hortensien und Rhododendron. Mitten im Rasen ist ein ovales Beet mit bunten Stauden. Lauter Sommerblüher. Am Haus wachsen Edelrosen in allen Farben.
    Mein Vater pflegt nebenher solche Gärten. Ich wundere mich also nicht besonders. Manchmal begleite ich ihn und helfe ihm. Mit Pflanzen kenne ich mich aus. Dass ich mir die vielen Namen merken kann, überrascht Finn immer wieder. Auf dem Gebiet hat er null Ahnung. Er kann keine Taubnessel von einem Pfifferling unterscheiden.
    Finn und ich stellen die Räder ab. Hinter Laura taucht Emily auf, und ein Sheltie mit rot-weißem, kuscheligem Fell schießt aus der Haustür, rast schwanzwedelnd auf mich zu, schnüffelt, lässt sich kraulen. Die Hündin springt hoch und leckt meine Nase.
    „Ist ja gut, Princess.“ Ich kraule sie hinter den weichen Ohren.
    Emily beachtet mich nicht. Sie guckt mich nicht mal an. Zu Finn sagt sie was von Hundeflüsterer und kichert.
    Laura beobachtet mich und den Hund.
    „Los, kommt mit zum Gartenhaus“, ruft sie jetzt. Also laufen wir hinter ihr her. Princess springt um mich herum, wedelt und bellt. Klar, sie will spielen.

    Der Garten ist nur vor der Einfahrt so supergepflegt. Weiter hinten hätte er Pas Heckenschere dringend nötig. Das Gartenhaus liegt zwischen einer ausladenden Rotbuche und einer Trauerweide in einem Gebüsch aus verblühtem Flieder und Magnoliensträuchern. Dazwischen wachsen junge Haseln und Weiden. Hier ist nicht mal das Gras gemäht. Alles richtig schön wild.
    „Humhum, nordische Kiefer“, sage ich und streichle das Holz des Gartenhauses mit den Handflächen. Es riecht total gut. Jetzt bin sogar ich neidisch auf Laura. So einen Garten! Mann, das wär was! Ich würde ein Baumhaus in die Buche bauen mit Strickleiterbrücke zum Gartenhaus rüber. Das Teil hat vor dem Eingang sogar eine kleine überdachte Veranda, fehlt nur der Schaukelstuhl wie im Wilden Westen.
    Aus einem Tonkrug angelt Laura den Schlüssel. Princess schnüffelt rund herum, als suchte sie geheime Spuren. Aber sie findet nur ihren zerkauten Tennisball und legt ihn vor meine Quadratlatschen.
    „Na, Princess, soll ich den Ball werfen? Dann pass mal gut auf!“ Ich täusche sie zuerst gründlich. Angespannt verfolgt sie jede Bewegung. Und dann, zack, werfe ich genau
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