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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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über vierzigtausend Pfund im Jahr (fünf Punkte), und er musste nicht besonders hart dafür arbeiten (fünf Punkte, und dann schrieb er sich noch fünf Extrapunkte dafür gut, dass er über haupt nicht dafü r arbeiten musste). Er war in einem Restaurant gewesen, in dem es Polenta mit gehobeltem Parmesan gab (fünf Punkte). Er hatte niemals ein Kondom mit Geschmack benutzt (fünf Punkte), er hatte seine Bruce-Springsteen-LPs verkauft (fünf Punkte), und er hatte sich a) einen Kinnbart wachsen lassen (fünf Punkte) und i hn b) wieder abrasiert (fünf Punkte). Abzüge gab es dafür, dass er nie Sex mit irgendwem gehabt hatte, dessen Foto im Mode- und Gesellschaftsteil einer Zeitung oder Zeitschrift erschienen war (minus zwei), und dass er, wenn er ehrlich war (und wenn Will überhaupt einen ethischen Grundsatz hatte, dann den, dass es eine Todsünde war, bei Psychotests in Zeitschriften zu schummeln), immer noch glaubte, dass man bei Frauen besser ankam, wenn man ein schnelles Auto hatte. Aber auch so kam er noch auf … sechs undsechzig! Dem Test zufolge war er damit unter null! Er war Trockeneis! Er war Frosty der Schneemann! Er würde an Unterkühlung sterben! Will wusste nicht, wie ernst man solche Psychotests nehmen durfte, aber er konnte es sich nicht leisten, darüber nachzudenken; Männermagazin-cool zu sein war, falls man das so nennen wollte, sein erstes und einziges Verdienst, und Momente wie diesen musste man auskosten. Unter null! Viel cooler als unter null ging es nicht mehr! Er schlug die Zeitschrift zu und legte sie auf einen Stapel ähnlicher Magazine, den er im Badezimmer liegen hatte. Er hob nicht alle auf, weil er zu viele davon kaufte, aber von dieser würde er sich nicht so schnell trennen.
    Will fragte sich manchmal - nicht sehr oft, weil er sich nicht oft historischen Spekulationen hingab -, wie Typen wie er wohl vor sechzig Jahren überlebt hatten. (»Typen wie er« war, wie er wusste, ein ziemlich exklusiver Personenkreis; man konnte auch sagen, vor sechzig Jahren hätte es jemanden wie ihn nicht geben können, denn vor sechzig Jahren konnte niemand einen Vater haben, der auf vergleichbare Weise sein Geld verdiente. Wenn er also an Typen wie sich dachte, meinte er nicht Typen ganz genau wi e sich, er meinte einfach Typen, die den ganzen Tag im Grunde nichts machten und auch nicht viel machen wollten.) Vor sechzig Jahren gab es noch nichts von all dem, worauf Will täglich angewiesen war: tagsüber nichts im Fernsehen, keine Videos, keine Hochglanzmagazine und daher auch keine Psychotests, und obwohl es wahrscheinlich Plattenläden gab, war die Art von Musik, die er hörte, noch nicht erfunden. (Momentan hörte er Nirvana und Snoop Doggy Dogg, und 1933 hätte man wohl nicht viel gefunden, was sich so anhörte.) Blieben also Bücher. Bücher!
    Er hätte sich fast sicher einen Job suchen müssen, weil er sonst an die Decke gegangen wäre.
    Heute dagegen war es einfach. Es gab beinahe zu viel zu tun. Man musste heute kein eigenes Leben mehr führen; man konnte einfach Zaungast im Leben anderer Menschen sein, das in den Zeitungen, in Easte nders, in Spielfilmen und erlesen traurigen Jazz-Songs oder knallharten Rap-Songs gelebt wurde. Der zwanzigjährige Will wäre überrascht und vielleicht enttäuscht gewesen, wenn er gewusst hätte, dass er sechsunddreißig Jahre alt werden würde, ohne sich ein eigenes Leben aufzubauen, aber der sechsunddreißigjährige Will war nicht besonders unglücklich darüber: Auf diese Art gab es weniger Durcheinander.

    Durcheinander! Davon gab es im Haus von Wills Freund John mehr als genug. John und Christine hatten zwei Kinder - das zweite war letzte Woche zur Welt gekommen, und Will war hinzitiert worden, um es sich anzusehen -, und ihre Wohnung war, Will fand kein treffenderes Wort, ein Schandfleck. Leuchtend bunte Plastikteile überall auf dem Boden, Videobänder lagen ohne ihre Hüllen neben dem Fernseher, und der weiße Überwurf auf dem Sofa sah aus, als sei er als überdimensionales Klopapier missbraucht worden, auch wenn sich Will lieber einredete, die Flecken seien Schokolade … Wie konnten Menschen so leben?
    Christine kam mit dem Baby auf dem Arm herein, während John in der Küche eine Tasse Tee für ihn machte. »Das ist Imogen«, sagte sie.
    »Oh«, sagte Will. »Natürlich.« Was sollte er als Nächstes sagen? Er wusste, sie warteten auf etwas, aber er konnte sich ums Verrecken nicht daran erinnern, was er sagen sollte. »Sie ist … « Nein. Es war
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