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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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Staatsanwaltschaft abzugeben; das war vor zweieinhalb
Monaten.
    Der Controller stöhnte. „Grementhal hat für heute Nachmittag erst
einmal eine Amtsleiterkonferenz anberaumt und danach geht es zum OB, Ende
offen.“
     
    „Also heute kein Huhn mit Backpflaumen, Honig und Zimt, Habibi?“
     
    „Jedenfalls nicht für mich. Ich werde mich wohl mit einer Currywurst
begnügen müssen, so ich denn überhaupt aus dem Amt komme. Der ermittelnde
Staatsanwalt will mich gleich auch noch sprechen.“
     
    „Tja, dann weiß ich schon, was es morgen Abend geben wird.“ Cihad
versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, auch wenn es ihm schwerfiel.
„Aber was soll ich nun mit dem Tag anfangen?“
     
    „Du kannst doch auch allein ins Kino gehen, die Karten sind ja
reserviert.“
     
    „Amiri, schon vergessen? Wir wollten in einen Gruselfilm!“ Seine
Aufregung war gespielt. „Bei wem soll ich mich bitteschön ankuscheln und wer
hält mir die Augen zu, wenn es zu hart wird?“
     
    Matthias lachte. „Auch wieder wahr. Rufst du gleich das Kino an und
sagst die Reservierung ab?“
     
    „Werde ich machen.“ Der Sohn der Wüste überlegte kurz. „Ich werde wohl
ins Fitnessstudio und was für meinen Körper tun!“
     
    „Wieso? Dein Körper ist perfekt!“ Verwunderung am anderen Ende der
Leitung war zu vernehmen.
     
    Der Student lachte. „Danke für die Blumen, aber … ich muss echt mal
wieder was an mir machen, denn mein Gatte fordert mich in letzter Zeit nur
einseitig!“
     
    „Wie denn das?“ Der städtische Bedienstete wirkte erstaunt.
     
    Der Berber grinste frech. „Auf ihm reiten darf ich nicht mehr, er nimmt
mich nur noch, wenn ich auf dem Bauch liege und die Beine breitmache.
Wahrscheinlich mag er meinen Anblick nicht mehr!“
     
    „Schatz! Du spinnst!“ Der Amtsleiter schüttelte grinsend seinen Kopf.
„Aber geh du ruhig ins Studio und power dich richtig aus. Wenn ich wieder zu
Hause bin, werde ich entscheiden, auf welche deiner zwei ziemlich reizvollen
Seiten ich dich dann drehen werde, Shamsi!“
     
    „Wie meinst du das denn jetzt?“ Nun war der Sohn der Wüste leicht
ratlos.
     
    Sein Gegenüber lachte ins Telefon. „Nun, ich kann dich nehmen wie
gestern, aber … ich hätte auch mal wieder Lust, auf meinem Kamel durch die
Wüste zu reiten! Du verstehst?“
     
    „Habibi, du bist ein Ferkel!“ Cihad gluckste. „Ana tihibbik!“
     
    „Ich dich auch, Amiri! Ich dich auch!“
     
     
    Im Cardiobereich des Studios herrschte, wohl aufgrund der
erhöhten Temperaturen, die für den gebürtigen Marokkaner kein großes Problem
darstellten, eine fast gähnende Leere: Nur fünf weitere Sportler, drei davon
weiblichen Geschlechts, waren mit ihm im Raum, er hatte also die freie Auswahl.
Cihad entschied sich für das neue Laufband, das Heiner, der Eigentümer der
Fitnessoase, vor einem halben Jahr angeschafft hatte und bei dem man sogar das
Bergablaufen simulieren konnte.
    Nach einem fünf Kilometer langen Geländelauf und einer
Viertelstunde auf dem Ergometer verließ den arabischen Studenten dann aber doch
die Lust nach weiterer sportlicher Betätigung; er war einfach nur geschafft und
reif für die Dusche. Zwar geriet er nicht so leicht ins Schwitzen wie sein
Matthias, aber er, das Kind der Wüste, musste sich – wenn auch nur ungern –
eingestehen, dass er sich mittlerweile an mitteleuropäische Temperaturen
gewöhnt hatte. Gegenüber Heiner, der heute Abend Thekendienst hatte, schob er
allerdings seine Müdigkeit auf die Art der Hitze.
     
    In der Umkleide traf er auf Cem, der wohl Spinning gemacht
hatte, der junge Türke steckte jedenfalls noch halb in seinem Radlerdress. Der
ungefähr Gleichaltrige gehörte zwar nicht zur prollhaften Bosporusfraktion, die
sonst im Studio ihr Unwesen treibt, aber viel miteinander gesprochen hatten die
beiden bis jetzt auch nicht. Gut, ab und an hatten sich ihre Blicke gekreuzt,
blieben manchmal auch länger als unbedingt nötig aufeinander liegen, aber
angesprochen? Richtig angesprochen hatten sie sich – bis jetzt – noch nicht.
    Während Cihad sich unbekümmert seiner Trainingssachen
entledigte, sie einfach auf den Boden warf, war sein Gegenüber krampfhaft damit
beschäftigt, die enge Radlerhose von den verschwitzten Beinen zu bekommen, ohne
die darunterliegende Unterkleidung mit nach unten zu bewegen. Der Student
grinste, denn auch nach vier oder fünf Versuchen war dieses Unterfangen noch
nicht von Erfolg gekrönt.
    Er räusperte sich, als der
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