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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt
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kurz zur Begrüßung.
    »Was haben wir?«, forderte er ihn auf zu berichten.
    »Die Tote ist eine Frau, etwa Ende zwanzig.«
    »Weiß man schon, wer sie ist?«
    »Der Hausmeister hat sie als Marita Janz identifiziert. Sie hat hier im sechsten Stock gewohnt. Soll eine eher unauffällige Person gewesen sein.«
    »Wer hat sie gefunden?«
    »Eine Frau Kling aus dem dritten Stock hat sie entdeckt und uns verständigt. Ob jemand was gesehen oder gehört hat, weiß ich noch nicht. Ich musste erst mal eine Menge aufgeregter Hausbewohner zurück in ihre Wohnungen schicken. Die Kollegen nehmen jetzt die Personalien auf. Vorm Haus steht eine Streife. Niemand kommt rein oder raus.« Paul machte ein zufriedenes Ich-habe-alles-unter-Kontrolle-Gesicht und fügte hinzu: »Der Mann von eben ist der Hausmeister, Udo Langner. Er hat uns die Wohnung aufgemacht.«
    »Gut!« Martin blickte an der Fassade hinauf. Mehrere Fenster waren hell erleuchtet. Hinter einigen sah er Gesichter, die das polizeiliche Treiben im Hof verfolgten. Er entdeckte auch das Fenster, das offensichtlich zur Wohnung der Toten gehörte. Kollegen von der Spurensuche nahmen gerade Fingerabdrücke am Fensterrahmen. »Ich sehe sie mir mal an«, sagte Martin und wies mit dem Kinn auf die mittlerweile abgedeckte Leiche. Paul nickte und verschwand im Haus.
     
    Einen Blick auf ihr Opfer warf auch die Frau, nachdem sie von ihrem nächtlichen Ausflug nach Hause zurückgekehrt war. Mit Genugtuung versah sie die Fotos von Marita Janz mit einem roten Haken.
    Sie lächelte zufrieden vor sich hin, während sie die Toten an der grünen Wand im Dunkeln hinter dem Bild verschwinden ließ.
     
    »Hallo, Dr.   Stieber.« Martin trat zu dem Arzt der Mordkommission, der neben der abgedeckten Leiche hockte und sich Notizen auf einen Block machte.
    »Abend, Sandor!« Er richtete sich auf, streifte die Einmalhandschuhe von den Fingern und reichte Martin die Hand.
    »Was denken Sie?«
    »Ich denke, dass die Verbrecher ihre Aktivitäten auf den Tag verlegen sollten, damit wir in der Nacht schlafen können.«
    »Wäre mir auch lieber«, nickte der Kommissar. »Haben Sie schon einen Blick auf unser Opfer geworfen?«
    »Hab’ ich!« Erneut ging Dr.   Stieber in die Hocke und Martin tat es ihm gleich. Der Arzt zog die schwarze Folie ein Stück zurück, sodass beide das bleiche Gesicht der Toten sehen konnten.
    Der Anblick eines toten Opfers löste bei Martin immer wieder Mitleid und Wut aus. Offenbar würde er sich niemals wirklich daran gewöhnen können, auch wenn er schon mehr entstellte Körper, Leichenteile oder ähnlich grauenhafte Dinge zu Gesicht bekommen hatte, als er sich je hätte vorstellen können. Er war dem Arzt für seine nüchterne Bestandsaufnahme dankbar.
    »Die Todesursache ist möglicherweise Genickbruch. Jedenfalls weist sie keine schwerwiegenden äußerlichen Verletzungen auf. Nach ihrer Lage zu urteilen, könnte sie aus dem Fenster gefallen sein. Dann haben wir noch eine Schnittwunde am Oberkörper, die zwar nicht zum Tode führte, die Sie aber sicher sehr interessieren wird.«
    Dr.   Stieber zog die Folie vollständig zur Seite und Maritas schlanker Körper kam zum Vorschein. Er lag verdreht auf dem Asphalt. Martins Blick fiel auf die von Dr.   Stieber erwähnte Schnittwunde und ihn überlief ein eiskalter Schauer. Diese Art von Schnitt kannte er. Er hatte ihn bereits vor einem halben Jahr schon einmal bei einer weiblichen Leiche gesehen. Damals war der Verdacht, dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handeln könnte, aufgekommen, denn es gab eine Parallele zu einem weiteren Mordfall, der etwa ein Jahr zurücklag. Das erste Opfer war ebenfalls eine Frau. Ihr Name war Veronika Schnitzler. Ihr hatte man das Zeichen mit Blut auf die Brust geschmiert. Aber außer diesem Zeichen gab es keine Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen tappten sie bis jetzt absolut im Dunkeln.
    »Kommt Ihnen das bekannt vor?«, fragte Dr.   Stieber, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Allerdings!« Martin fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Sieht so aus, als hätten wir es mit einem Wahnsinnigen zu tun.«
    »So sehe ich das auch. Vielleicht hat er ja diesmal des Rätsels Lösung beigefügt. Wir werden sehen, welche Geschichte mir der Körper der jungen Dame bei der Obduktion erzählt.«
    »Wie lange liegt sie schon hier?«, wollte Martin wissen, während sich Dr.   Stieber erhob.
    »Ich schätze   …«, er wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, »ungefähr zwei
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