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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
Autoren: Meik Eichert
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teilweise gar angegafft, als käme ich von einem anderen Planeten. Ansprechen tat mich keiner - fast keiner. Ein Herr, vielleicht Mitte 50, erkannte mich als Pilger und wünschte einen guten Weg, Mut und Durchhaltevermögen, besonders in schlechten Momenten. Er selbst ist den Camino bereits von Brüssel aus gegangen. Immer nur von Tag zu Tag denken und sich niemals entmutigen lassen, waren seine Kernbotschaften, die er mir mit auf den weiteren Weg gab. Wir plauderten noch ein paar Takte, dann bedankte ich mich für die guten Wünsche und begab mich auf Quartiersuche. Im Moment denke ich gar nicht viel, zu sehr bin ich damit beschäftigt, einen Rhythmus zu finden. Würde ich meine derzeitige körperliche Verfassung in Relation zur noch vor mir liegenden Distanz sehen, würde ich vernünftigerweise aufhören und einsehen, dass das Ganze eine Nummer zu groß ist. Aber das lasse ich nicht zu! Aller Anfang ist eben schwer! Ich werde versuchen, die Ratschläge des Mannes immer dann abzurufen, wenn ich sie brauche… .
     
    Wiederum völlig ausgepumpt erreichte ich um 15:30 Uhr die Blankenheimer Jugendherberge, die zu meiner Überraschung in einer majestätisch über dem Ort thronenden Burg untergebracht ist. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert, verfiel um 1800 zur Ruine und wurde ab 1929 als Jugendherberge wieder aufgebaut. Heute ist sie in einem hervorragenden Zustand ohne von ihrem mittelalterlichen Charme verloren zu haben. Ich freue mich sehr, hier meine Unterkunft gefunden zu haben. Es sind nur wenige Gäste neben mir da, ein Mehrbettzimmer inklusive Dusche und WC habe ich ganz für mich alleine. Genau richtig bei meinem Ruhebedürfnis.
     
    Obwohl ich den ganzen Tag in Sandalen gelaufen bin, mache ich mir etwas Sorgen um meine Füße. Die Blase schmerzt ganz ordentlich. Da ahne ich nichts Gutes für die nächsten Tage. Hätte jedenfalls nicht gedacht, dass mich 3 Tage Wandern derart schlauchen. Ganz klar, ich habe mir eindeutig mehr zugetraut. Andererseits, 80 km sind für den Anfang ja so schlecht auch nicht. Ich muss da wohl noch lockerer werden und die eigene Erwartungshaltung etwas zurückschrauben. Ich darf einfach nicht zu viel wollen!
     
    Wie auch immer, heute war nur noch Abhängen angesagt. Nach Körperpflege und Wäsche habe ich mir ein schattiges Plätzchen auf dem herrlichen Burghof gesucht und die Beine lang von mir gestreckt. Deutlich angenehmer bei den Temperaturen, als lange Märsche zu machen. Nach einer halben Stunde setzten sich 3 junge Damen zu mir an den Tisch - offenbar Pädagoginnen - und unterhielten sich über ihre Problemschüler. Klang nicht wirklich lustig, mit welchen alltäglichen Ärgernissen sich die Lehrer(innen) schon in der Grundschule rumschlagen müssen. Wenn ich da an meine ersten Schuljahre zurückdenke - richtig brav waren wir, unsere Streiche nichts weiter als harmlose Spielereien. Schon verdammt lang her… . Als die Damen das Gesprächsthema wechselten und ausdauernd über Brechreiz und Durchfall diskutierten, zog ich es vor, meinen Platz zu verlassen. Nicht mein Thema! Hoffe inständig, dass es das auch nicht wird… !
     
    Nach 2 Stunden fühlte ich mich halbwegs ausgeruht, also beschloss ich, einen Gang hinunter in den Ort zu machen. Auf der Burg beendete gerade eine Kindergruppe in schönen mittelalterlichen Kostümen eine Tanzvorführung. In den Ort hinab ging es über viele Treppenstufen und ein paar enge Gässchen. Groß ist Blankenheim nicht, dafür sehr nett mit seinen vielen Fachwerkhäusern. Mit der Burg, die von unten noch mächtiger erscheint, hat sie das gewisse Etwas. Mein „Stadtrundgang“ war schnell beendet, da ich in 10 Minuten alles gesehen hatte. Da es immer noch mächtig heiß war in der Sonne, zog ich es vor, im schattigen Biergarten vom Museumscafé ein kühles Weißbier zu trinken (ein Hoch auf den Erfinder dieses vorzüglichen Gesöffs!) und von dort den Blick auf die Burg zu genießen. Es war total ruhig im Ort, die Touristenströme scheinen komplett an Blankenheim vorbeizuziehen. Mir war‘s nur recht. So konnte ich zufrieden vor mich hindösen, meinen Blick auf die Burg richten, die vor tiefblauem Himmel ein prächtiges Bild abgab. Zum wiederholten Mal heute dachte ich dabei an Yvonne Catterfeld. Habe keine Ahnung, warum! Komisch… .
     
    Zum Abendessen musste ich wohl oder übel die Stufen zur Burg wieder hinauf gehen und stellte wenig erfreut fest, dass ich mich nur noch humpelnd fortbewegen konnte. Die üppige Mahlzeit war die finale
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