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52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

Titel: 52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Autoren: Betty Herbert
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selben Nachmittag verrät Herbert mir, dass er sich gefragt hat, ob ich daran zweifeln würde, dass er es ist. Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall: Mir wurde klar, in wie vielerlei Hinsicht ich ihn, abgesehen von seinem Anblick und seiner Stimme, noch kenne. Es war seltsam, sich nicht bewegen oder Berührungen erwidern zu können. Ich spürte alles viel intensiver als sonst, und der Gedanke, Herbert meinen Körper auszuliefern, ihm jegliche Kontrolle über das, was ich tat oder sah, zu überlassen, gefiel mir ziemlich gut. Mit der Augenbinde fühlte ich mich auch anonymer und eher bereit zu akzeptieren, was ich empfand. Ich konnte keuchen und stöhnen – das war auch nötiger denn je, da es unsere einzige Form der Kommunikation darstellte.
    Interessanterweise hatte ich trotz der intensiven Lust, die ich empfand, Mühe, zum Orgasmus zu kommen. Es gelang mir erst, als er schließlich meine Fesseln löste und ich mich ein bisschen bewegen konnte. Ich denke, Herbert machte sich darüber mehr Gedanken als ich. (Er ging sogar so weit, die elektrische Zahnbürste ins Spiel zu bringen, zumindest bis diese hektisch zu piepen begann, um ihren niedrigen Ladezustand kundzutun.)
    Als er mich befreite, war es für mich wie das erlösende Öffnen einer Schleuse, vor allem weil er mich bis zu jenem Augenblick nicht geküsst hatte. Ich gestehe, dass dieser erste Kuss einer der schönsten war, die ich je von ihm bekommen habe.

    Als wir damals in dem Hotel-Jacuzzi unsere Enthaltsamkeit beendeten, hatten wir vier Monate lang nicht miteinander geschlafen. Beim letzten Mal davor hatten wir eine Art nukleare Kettenreaktion ausgelöst. Ich halte es für überaus gefährlich, Sex und Streit zu vermischen. Es ist ein bisschen so, als würde man ein Pfefferminz in eine Dose Cola werfen – die daraus resultierende Explosion sprengt jede Verhältnismäßigkeit. Die harmloseste Bemerkung kann auf das sexuelle Selbstwertgefühl des anderen wirken wie eine Handgranate.
    Ich bin in unserer Beziehung naturgemäß der, der einen Streit anfängt. Herbert zieht es meist vor, auch noch die andere Wange hinzuhalten, was einen wahnsinnig reizen kann. Bis er dann plötzlich in eine irre Rage gerät. Das ist unser übliches Muster. In meinen Augen sind Auseinandersetzungen eher harmlose Plänkeleien, um Dampf abzulassen, eine Art reinigendes Gewitter. Für Herbert dagegen sind sie potenziell lebensbedrohlich. Er ist bereit, fast alles auf sich zu nehmen, um Streit zu vermeiden, und wenn er es dann irgendwann doch nicht länger aushält, reagiert er wie ein gereizter Bär.
    Ich schicke das voraus, um Ihnen klarzumachen, wie seltsam diese spezielle Auseinandersetzung war. Dieses eine Mal war nämlich nicht ich es, die Herbert reizte; vielmehr tat ich mein Bestes, nett und sanftmütig und tolerant zu sein. Höchstwahrscheinlich hat ihn genau das so auf die Palme gebracht. Wahrscheinlich sah er darin den Versuch, ihn ins Unrecht zu setzen.
    Wir waren gerade nach einem kläglichen und ziemlich gedankenlosen Versuch, miteinander zu schlafen, wieder nach
unten gegangen. In meiner Erinnerung macht Herbert sich in der Küche am Herd zu schaffen. Es ist früher Abend, und es dämmert bereits. Er trägt seinen Bademantel.
    »Liebling«, sage ich so sanft wie möglich, »ich hatte vorhin im Bett den Eindruck, dass du ziemlich abwesend warst.«
    »War ich das?«, entgegnet er.
    »Ja. Und ich glaube, ich kann verstehen, warum. Du fühlst dich sicher ein wenig abgeturnt, von allem, was da passiert, den Blutungen und so.«
    Herbert schaut mich entsetzt an. »Nein. Überhaupt nicht. Ich bin nicht abgeturnt. Es ist alles in Ordnung.«
    »Aber das ist es eben nicht, oder?«
    »Meiner Ansicht nach schon.«
    »Herbert, ich glaube, wir wissen beide, dass du … Mühe hattest … deine Erektion zu behalten.«
    Schweigen. »Nein, davon habe ich nichts bemerkt.«
    »Herbert.« Diese Diskussion ist wirklich nervtötend. Ich hatte mir gedacht, dass er sich vielleicht ärgern, aber nicht, dass er das Ganze rundheraus leugnen würde.
    Nichts.
    »Herbert, ich versuche, das so behutsam wie möglich zu formulieren, aber was ich sagen will, ist, dass ich verstehen kann, warum dir das vielleicht schwerfällt. Du machst dir sicher alle möglichen Sorgen. Da ist es ja nicht verwunderlich, wenn sich das auf dich auswirkt.«
    Wieder keine Antwort.
    »Herbert«, sage ich, »ich bräuchte wenigstens eine Antwort von dir«.
    Er dreht sich zu mir um. »Na gut, wenn du mich zwingst
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