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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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eines Chefs oder unter der Knute von Terminen, die mich
     antreiben. Ich stehe im Dienst Gottes. Das gibt meiner Arbeit eine neue Dimension undeinen anderen Geschmack. Im Innehalten werde ich
     mir meiner krankmachenden und überfordernden Bilder bewusst und bilde mir heilende Bilder ein. Sie bringen mich in Berührung mit meinem wahren Selbst, mit
     dem ursprünglichen Bild, das Gott sich von mir gemacht hat. Und wenn ich mit diesem Bild in Berührung bin, dann verwandelt das auch meine Arbeit. Sie ist
     nicht mehr etwas Fremdes, nichts, was mich mir selbst entfremdet. Sie ist jetzt etwas, das aus mir herausströmt und von meinem eigenen Wesenskern her
     «beseelt» ist.

    Ein Ritual, um innezuhalten und die Zeit als Geschenk zu erfahren, ist das folgende:
    Setz dich in aller Stille hin und versuche, die Zeit wahrzunehmen.
    Stille kommt ja von stellen, stehen bleiben.
    Wenn du still wirst, dann bleibt auch die Zeit für dich stehen.
    Dann bist du ganz im Augenblick.
    Achte jetzt auf deinen Atem.
    Mit jedem Atemzug vergeht die Zeit.
    Neue Zeit kommt auf dich zu.
    Neue Zeit wird dir geschenkt.
    Alte und verbrauchte Zeit rinnt vorüber.
    Unversehrte, unberührte Zeit kommt dir entgegen.
    Versuche, in der Stille innezuhalten. Versuche, dich innen zu spüren.
    Im Innehalten wirst du den heiligen Raum in dir spüren.
    Das Heilige ist nicht nur das, was der Welt entzogen ist. Es ist auch das, was der Zeit entzogen ist.
    Innehalten heißt: dich an dem festhalten, was jenseits der Zeit ist.
    Es heißt: dich an Gott festhalten, der alle Zeit übersteigt und der dir jeden Augenblick schenkt.
    In diesem Innehalten ist die Zeit nicht mehr flüchtig.
    Sie wird dich nicht mehr auffressen, sondern sie kommt dir als
     unberührte, kostbare Zeit entgegen.
    Lebe jetzt, in diesem Augenblick, in der Zeit.
    Sie gehört dir. Sie ist ein Gottes-Geschenk. Denn Er ist der Ursprung aller Zeit.
7. ESSENSRITUALE
    I n vielen Familien ist es üblich, vor dem Essen gemeinsam zu beten. Das Ritual des gemeinsamen
     Tischgebets gibt dem Essen den Charakter des Mahles. Es geht nicht nur darum, den Magen zu füllen, das gemeinsame Essen ist keine Sättigungszeit, sondern
     eine Mahlzeit. Die Griechen nennen das gemeinsame Mahl «Symposion». Sie betonen, dass man sich beim Mahl zusammensetzt, um gemeinsam die Gaben Gottes zu
     genießen, aber auch, um Gespräche zu führen, die uns miteinander verbinden. Die griechischen Philosophen entwickelten ihre Gedanken beim gemeinsamen
     Mahl. Das deutsche Wort «Mahl» kommt von «Mal» und meint den festgesetzten Zeitpunkt, zu dem man zum gemeinsamen Essen zusammenkommt. Das Wort «Mal»
     bezeichnet (ähnlich wie «Ritus») das Abgemessene. Zu dieser Wortwurzel gehören auch die Wörter «Maß» und «Muße». Bei der Mahlzeit pflegt man die Muße. Man
     hat Zeit füreinander. Man erholt sich gemeinsam. Auch die lateinischen Wörter «meditari» (erwägen, meditieren) und «medicus» (Arzt, weiser Ratgeber)
     gehören dazu. Die gemeinsamen Mahlzeiten, auf diesem Bedeutungshintergrund verstanden, möchten eine ruhige Atmosphäre schaffen mitten in der Hektik des
     Alltags. Und sie wollen heilsam sein für Leib und Seele. In allen Religionen hat das Mahl immer auch heiligen Charakter. Die Juden halten das Paschamahl,
     die Christen feiern in Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern das heilige Mahl der Eucharistie. Der hl. Benedikt versteht die
     gemeinsamen Mahlzeiten der Mönche immer vor dem Hintergrund des heiligen Mahles, das in der Kirche gefeiert wird.
    Das Bild des Symposions ist auch für die Mahlzeiten in der Familie hilfreich. Die Familie kommt zusammen und tauscht sich aus. Beim
     Mittagessen möchten die Kinder erzählen, was in der Schule passiert ist und was sie sonst bewegt. Während des Abendessens erzählen Vater und Mutter, was
     sich in ihrer Arbeitszeit Wichtiges zugetragen hat. Allerdings will auch ein solches Gespräch ritualisiert sein. Eine Mutter erzählte mir, ihr Mann
     beherrsche das Abendessen meistens mit den Problemen an seinem Arbeitsplatz. Die Kinder verstummten dann – sie haben ja auch keinen Platz in dieser
     Berufswelt des Vaters. Nun hat die Frau mit ihrem Mann die Vereinbarung getroffen, dass er mit ihr erst nach dem Abendessen über seine Arbeit spricht. Das
     Gespräch beim Abendessen soll vor allem den Kindern Raum geben, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Der Vater fragt nun die Kinder, wie es ihnen in der
     Schule geht und was sie gerade
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