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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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Dann ist es gut, innezuhalten. Das deutsche Wort «innehalten» ist voller Bedeutung. Ich halte mitten im Tun inne, um das Tun zu unterbrechen. Ich komme von dem äußeren Tun nach innen. Ich spüre mein Inneres. So kann das, was ich tue, aus dem Inneren strömen. Es kommt aus meiner Mitte heraus. Es ist nicht einfach nur etwas Oberflächliches. Mein Tun ist von meinem Herzen erfüllt. In allem ist mein Herz, meine Seele zu spüren. Mein Tun ist beseelt.
    Innehalten hat noch eine andere Bedeutung. Im Innehalten erfahre ich Halt. Das Wort «Halt» hat im Deutschen zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen. Beim Autofahren müssen wir anhalten, wenn die Ampel auf Rot schaltet. Rot bedeutet: Halt, nicht weiter. Aber Halt ist auch das, was mich hält, was mir festen Halt gibt. Im Innehalten bekomme ich in meiner Arbeit wieder Halt. Wenn sie mich zu überrollen droht, dann kann ich mich wieder festhalten und aufrichten an dem inneren Halt. Viele merken gar nicht, wie es um sie steht. Sie überfordern sich in ihrer Arbeit, bis der Körper plötzlich reagiert und sie auf einmal nicht mehr weiterkönnen. Daher ist es gut, mitten in der Arbeit immer wieder einmal innezuhalten und zu spüren: Wie steht es um mich? Bin ich verkrampft,oder stehe ich unter Spannung? Oder bin ich mitten in meiner Arbeit gelassen und entspannt? Im Innehalten kann ich die Verspannung nicht nur spüren, sondern auch lösen und loslassen. Ich kann die hitzigen Emotionen abkühlen und das Aufgewühlte in mir zur Ruhe kommen lassen.

    Das Innehalten geht so:
    Ich setze mich für einen Augenblick achtsam hin und spüre in mich hinein.
    Ich beobachte meinen Atem: Fließt er ruhig und gleichmäßig? Oder ist da eine innere Unruhe zu spüren?
    Ich achte auf meinen Leib. Wo ist er angespannt? Ich spüre zu meinem Herzen hin: Steht es unter Druck?

    Dann kann ich den Atem wieder bewusst ruhiger fließen lassen. Und wenn ich im Herzen Druck spüre, kann ich den Druck loslassen. Das
Innehalten führt also über den Atem und über das Herz und über den Leib in den inneren Raum der Stille, zu dem die Arbeit keinen Zutritt hat. So erfahre
ich mitten in der Arbeit einen Freiraum. Dieser Freiraum gibt meiner Arbeit einen anderen Geschmack. Sie verliert das Bedrückende und
Überfordernde. Mitten in der Arbeit bin ich ganz bei mir. Und wenn ich bei mir bin, spüre ich keinen Druck von außen. Ich lasse mich auf die Arbeit
ein. Aber die Arbeit bestimmt und beherrscht mich nicht. Die Arbeit reißt mich nicht weg von mir. Vielmehr ist sie Ausdruck meiner Seele. Sie fließt aus
meinem Inneren. Und die Menschen um mich herum werden meine Seele spüren in dem, was ich tue.
    Es gibt Hilfen, die uns beim Innehalten unterstützen.
    Eine Hilfe für das Innehalten ist, wenn ich mir heilende Bilder vorstelle und sie tief in meine Seele «ein-bilde».
    Oft haben wir bei der Arbeit unbewusst negative Bilder in uns. Manche tragen das Bild des Hamsterrades mit sich herum und lassen sich
innerlich davon bestimmen. Sie haben den Eindruck, dass der Druck immer größer wird, dass die Arbeit sich immer schneller dreht, dass sie strampeln und
strampeln und doch keinen Boden unter die Füße bekommen. Eine Lehrerin erzählte mir, sie habe während ihres Unterrichts oft das Bild der Dompteurin in
sich. Das ist auch ein anstrengendes Bild. Ein Priester konnte nicht mehr Gottesdienst feiern, weil er vor seinem inneren Auge immer das Bild mit sich
herumschleppte, er stehe am Pranger, alle würden ihn beobachten und nur darauf achten, ob er einen Fehler mache. Andere haben das Bild von Druck, von
Kontrolle in sich. Sie fühlen sich bei ihrer Arbeit unter dem Druck, alles in bestimmter Zeit erledigen oder aber ihre Arbeit immer perfekt machen zu
müssen. Da ist es heilsam, sich beim Innehalten andere Bilder «einzubilden».
    Ein heilendes spirituelles Bild ist das Bild, das Jesus uns im Johannesevangelium vor Augen stellt: das Bild des Weinstocks. Ich bin angeschlossen an
den göttlichen Weinstock, an Christus selbst. Jesus sagt: «Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.» (Joh 15,5) Ein anderes
Bild ist das der Quelle. Auf dem Grund meiner Seele sprudelt die unerschöpfliche Quelle des Heiligen Geistes. Wenn ich beim Innehalten in den Grund
meiner Seele hineinspüre und mir vorstelle, dass dort diese Quelle strömt, dann bekommt meine Arbeit wieder eine größere Leichtigkeit.
    Ein anderes Bild: Ich stehe im Dienst eines Größeren. Ich stehe nicht unter der Peitsche
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