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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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der Anführer salutierte und rief mit Emphase:
    „Ja, ja, Sie sind der Lord! Sie können kein anderer sein! Nur ein Engländer, der mit einer Jacht spazierenfährt, kann so ein Bakschisch geben! Allah gebe Ihnen ein Leben, zehntausend Jahre lang! Diese Hunde hier aber werden wir dahin bringen, wohin sie gehören. Sie werden sofort die Bastonade empfangen, und ich verspreche Ihnen, daß sie womöglich bereits früh beim Tagesgrauen gehenkt werden sollen!“
    Das war nun freilich sehr überschwenglich, bewies aber einen außerordentlich guten Willen. Dieser schien auch schnell in Taten überzugehen, denn als der Engländer sich entfernte, vernahm er noch eine längere Zeit hindurch aus der Hütte her laute Schmerzensschreie, die jedenfalls nicht durch eine sehr zarte Behandlung der Gefangenen hervorgerufen wurden.
    Am Seeufer blieb der Lord stehen, blickte unschlüssig nach links und nach rechts und schüttelte brummend den Kopf.
    „Verteufelt, verteufelt! Das war eine fatale Geschichte. Ging mir bald an das Leben! Möchte nur wissen, wem ich diese Rettung zu verdanken habe! Na, ich werde es morgen erfahren und den Betreffenden belohnen. Wenn alle Entführungen in dieser Weise ablaufen, so können meinetwegen alle Harems zu Schwartenwurst zerhackt werden, ich beiße sicher nicht hinein! Jetzt aber will ich machen, daß ich nach Hause komme! Ich habe Ruhe nötig!“
    Er wanderte darauf dem Hafen entgegen. Bald aber blieb er stehen, schlug sich mit der Hand an die Stirn und sagte:
    „Das geht nicht. Ich bin blamiert! Auf das Schiff kann ich nicht. Dort warten sie auf die drei Mädels, und wenn ich allein komme, so lachen sie mich aus! Ich werde also lieber nach dem italienischen Haus gehen.“
    Er drehte sich um und schritt stracks der Stadt entgegen. Noch aber hatte er die ersten Häuser derselben nicht erreicht, so blieb er abermals kopfschüttelnd stehen.
    „Verteufelt, verteufelt! Ist das eine dumme Geschichte! Dort darf ich mich auch nicht sehen lassen. Da habe ich diesem Mister Wallert gegenüber mit der dreifachen Entführung so dick getan. Und statt zu erwischen, bin ich selbst beinahe entführt, das heißt erwischt und eingesperrt worden. Wallert hatte mit seiner Warnung recht. So ein junger Mensch ist doch heutzutage gescheiter als ein alter. Früher war das ganz anders. Da waren die Alten dümmer als wir Jungen. Also auf dem Schiff bin ich blamiert, und im Gasthof bin ich blamiert. Wo lasse ich mich nun lieber auslachen, hier oder dort? Ich werde mir das doch ein bißchen überlegen. Vielleicht gehe ich weder auf die Jacht noch nach dem Gasthaus. Hier ist ein schöner, breiter Fahrweg. Die Sterne funkeln so schön, viel heller, als es heute in meinem Kopf gefunkelt hat; die Luft ist so rein und lau. Ja, ich gehe ein bißchen spazieren, damit ich auf andere Gedanken komme.“
    Der Lord befand sich auf der nach dem Bardo führenden Straße und schlenderte langsam auf derselben hin. Er stieß hin und wieder ein zorniges Brummen oder Knurren aus. Er war im höchsten Grad mit sich unzufrieden, bis ihm ein Gedanke kam:
    „Ja, so ist es, so! Ich habe zu abgeschlossen gelebt und bin deshalb ein ganz dummer Kerl geblieben. Steinreich und seelensgut, aber unerfahren, ungewandt im Leben. Ich habe auf meinem Geldsack gesessen und bin also nichts als eben auch so ein alter Sack geworden, ohne geistige Proportion und intellektuelle Gliederung. Hol's der Teufel! Das muß anders werden! Und was gibt es da für ein Mittel? Na, was denn anders als eine Heirat, so eine richtige Gemütsheirat. Ja, ich brauche eine Frau, die mich derb in die Schule nimmt, die mir die Motten und Marotten gehörig ausklopft, aber das alles in Liebe und mit Verstand, nicht etwa mit dem Besenstiel und dem Nudelholz. Es muß eine Frau sein, die einem mit Liebe um den Bart streicht, aber sich doch nicht fürchtet, wenn es nötig ist, dem Mann auch einmal die Wahrheit auf der sanften Flöte vorzublasen. Nur auf dem Rumpelbaß darf sie mir nichts vorbrummen oder gar auf der Klarinette vorschmettern.“
    In diesen Gedanken ging er weiter, ihnen hing er nach, und zwar mit solch innerem Vergnügen, daß er gar nicht auf die Gegend achtete, in der er sich befand. Und endlich blieb er stehen, erhob den Arm wie zum Schwur und rief so laut, als ob er sich vor einer zahlreichen Versammlung befände, der er diesen Entschluß amtlich mitteilen müsse:
    „Ja, hört es alle, alle: Ich heirate, ja, ich heirate!“
    „Wen denn?“ erklang es da plötzlich hart
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