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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben
Autoren: Meg Cabot
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»Hey, Suze« zuriefen, so als ob … na ja, als ob dies eben einfach ein ganz normaler erster Schultag nach den Sommerferien wäre.
    »Du meinst, als du versucht hast, mich umzubringen?«, stieß ich krächzend hervor, als CeeCee und Adam außer Hörweite waren. Diesmal war ich mir sicher, dass er das Zittern in meiner Stimme gehört hatte. Er wirkte nämlich auf einmal etwas verstört – aber vielleicht lag das auch an meiner Anklage. Jedenfalls fuhr er sich mit seiner großen, gebräunten Hand durch das lockige Haar.
    »Ich habe nie versucht, dich umzubringen, Suze«, sagte er gekränkt.
    Da musste ich lachen. Das Herz schlug mir zwar bis zum Hals, aber ich konnte einfach nicht anders, als zu lachen. »Na klar doch.«

    »Das meine ich ernst, Suze. Das war damals nicht so. Ich bin nur … Ich bin halt nur kein besonders guter Verlierer.«
    Ich starrte ihn an. Doch, er hatte sehr wohl versucht, mich umzubringen, egal was er jetzt zu seiner Verteidigung vorbrachte. Aber schlimmer noch: Er hatte versucht, Jesse auszuschalten, und zwar auf die denkbar hinterlistigste Art. Und jetzt besaß er die Dreistigkeit, mir das als »Schlechter-Verlierer«-Nummer verkaufen zu wollen?
    »Kapier ich nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Was hast du denn schon verloren? Gar nichts.«
    »Ach nein?« Paul blickte mich durchdringend an. Seine Stimme hatte ich immer und immer wieder im Traum gehört. Er hatte mich ausgelacht, als ich mich abmühte, den Weg aus dem finsteren, nebelverhangenen Flur herauszufinden, an dessen Ende ein schwarzer, bodenloser Abgrund klaffte, ein Abgrund, an dem ich entlangtaumelte, bevor ich schließlich schweißgebadet aufwachte … Seine Worte klangen so, als besäßen sie irgendeinen verborgenen Hintersinn.
    Nur dass ich leider keine Ahnung hatte, was genau dahintersteckte. Ich wusste nur, dass dieser Typ mir eine Mordsangst einjagte.
    »Suze«, sagte er lächelnd. Mit diesem Lächeln sah er aus wie ein Unterwäsche-Model für Calvin Klein – aber wahrscheinlich hätte er selbst mit dem finstersten
Stirnrunzeln so ausgesehen. Und nicht nur sein Gesicht war umwerfend – ich hatte ihn schon mal in Badehose gesehen.
    »Na komm schon, sei nicht so«, sagte er. »Heute beginnt ein neues Schuljahr. Können wir nicht auch irgendwie einen Neuanfang machen?«
    »Nein.« Ich war froh, dass meine Stimme diesmal nicht bebte. »Können wir nicht. Am besten gehst du mir aus dem Weg. Und zwar immer.«
    Das schien ihn ziemlich zu belustigen. »Sonst …?« Wie so oft entblößte er seine strahlend weißen Beißerchen zu einem Lächeln – einem typischen Politikerlächeln, wie mir plötzlich kam.
    »Sonst wird es dir noch leidtun.« Mist, meine Stimme hatte wieder gezittert.
    »Oh.« Er riss in gespieltem Schrecken die Augen auf. »Schickst du mir deinen Freund auf den Hals?«
    Damit hätte ich an seiner Stelle nicht herumgescherzt. Jesse konnte diesen Typen problemlos töten – und würde es vermutlich tun, wenn er herausfand, dass er wieder da war. Nur dass ich nicht hundertprozentig Jesses Freundin und es somit nicht seine Aufgabe war, mich vor solchen Ekelpaketen wie Paul zu beschützen.
    Anscheinend merkte Paul mir an, dass im Suze-und-Jesse-Land nicht alles in Butter war, denn er lachte mit einem Mal auf. »Ach so ist das! Na ja, ich
hab ja noch nie dran geglaubt, dass Jesse dein Typ ist, weißt du. Du bräuchtest jemanden, der mehr …«
    Doch er hatte keine Gelegenheit, den Satz zu Ende zu sprechen. Denn in diesem Augenblick kam CeeCee, die Adam zu seinem Schließfach gefolgt war, obwohl wir uns erst beim Telefonat am vergangenen Abend geschworen hatten, das neue Schuljahr nicht gleich mit einer Jagd auf Jungs zu starten, auf uns zu. Sie hatte den Blick auf Paul gerichtet.
    »Suze«, sagte sie höflich.
    Im Gegensatz zu mir hatte CeeCee im Sommer gemeinnützige Arbeit gemacht und verfügte daher nicht über viel Geld, das sie für Schulanfangs-Klamotten und Schminke hätte vergeuden können. Ganz abgesehen davon, dass CeeCee ihr Geld sowieso nie für so banale Dinge wie Schminke ausgeben würde. Was ohnehin Schwachsinn wäre, denn als Albino braucht sie Spezial-Makeup, das sie im Internet bestellt. Also verplempert sie auch nicht einen Nachmittag nach dem anderen in Drogerien und schmeißt das Geld aus dem Fenster, so wie wir anderen Normalsterblichen.
    »Willst du uns nicht vorstellen?«, fragte sie.
    Nein, ich hatte nicht die geringste Lust, höfliche Floskeln zu schwingen. Am liebsten wäre ich
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