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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Autoren: Karl May
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Husarenleutnant Alfred de Lautreville“, fuhr Cortejo fort.
    „Hatte er nicht noch einen anderen Namen?“
    „Ja. Er nannte sich auch Mariano.“
    „Inwiefern ist dieser ein Rätsel?“
    „Infolge seiner Ähnlichkeit mit Graf Emanuel.“
    „Ah! Während Graf Alfonzo Cortejo auffallend ähnlich sieht?“
    „Ja.“
    „Wie wäre dies Rätsel zu lösen?“ fragte der Kapitän.
    „Hm. Ich glaube, der Lösung auf der Spur zu sein.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Meiner Ansicht nach liegt sie in Mexiko.“
    „Inwiefern?“
    „Weil da die meisten der Beteiligten verschwunden sind.“
    „Das ist wahr. Aber es lebt vielleicht keiner mehr von ihnen.“
    „Das ist möglich. Aber sollte nicht diese oder jene Person eine mündliche oder schriftliche Überlieferung überkommen haben?“
    Da konnte sich der Kapitän denn doch nicht mehr halten.
    „Sie glauben, daß es solche Überlieferungen gibt?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Und Personen, welche sie besitzen?“
    „Ja.“
    „Sie suchen solche Personen?“
    „Ja doch! Ich würde viel dafür bieten, nur eine einzige zu treffen.“
    „Nun, so will ich Ihnen sagen, daß Sie heute am Ziel sind.“
    Cortejo machte ein sehr erstauntes Gesicht.
    „Verstehe ich recht?“ fragte er.
    „Ja, Sie sind am Ziel. Sie haben eine solche Person gefunden.“
    „In wem?“
    „In mir.“
    „In Ihnen?“ fragte der Heuchler mit gut gespielter Freude. „Wäre es möglich? Ich bewunderte allerdings schon Ihre außerordentliche Kenntnis der Verhältnisse von Rodriganda.“
    „Sagen Sie mir aufrichtig“, meinte der Kapitän, „Sie sind ein Freund des Grafen Emanuel gewesen?“
    „Ja. Ich glaube, er lebt noch, aber sein Bruder, Don Ferdinande ist ermordet worden: Sternau, Mariano und andere sind verschwunden; vielleicht sind sie ermordet. Ich habe mir die Aufgabe gestellt, Licht in diese Sache zu bringen. Ich will wissen, ob Alfonzo der richtige Graf ist. Ich muß das erfahren, und wenn ich Zeit meines Lebens suchen sollte. Und wehe den Schuldigen, wenn ich endlich Klarheit erlange! Ich zerschmettere und zermalme sie mit dem unnachsichtigsten Paragraphen des Gesetzes!“
    Er hatte sich erhoben und mit so vortrefflich imitierter Begeisterung gesprochen, daß der Kapitän sich vollständig hingerissen fühlte. Auch er sprang auf, streckte Cortejo beide Hände entgegen und rief:
    „Wohlan, so will ich aufrichtig mit Ihnen sein! Wissen Sie, wer der Eigentümer dieses Dampfers ist?“
    „Nein.“
    „Ich werde es Ihnen sagen.“
    „So bitte.“
    „Graf Ferdinande de Rodriganda.“
    „Unmöglich!“
    „Warum unmöglich?“
    „Der Graf ist ja tot!“
    „Nein, er lebt!“
    „Was sagen Sie? Er lebt? Graf Ferdinande lebt?“
    „Ja.“
    „Ist's wahr? Können Sie es beschwören?“
    „Ja, mit allen Eiden der Welt.“
    „Um Gottes willen, sagen Sie, wo er ist! Schnell, schnell!“
    Frage und Antwort zwischen beiden Männern war Schlag auf Schlag gekommen. Wagner war begeistert und Cortejo spielte seine Rolle vortrefflich.
    „Nur Geduld!“ sagte der Kapitän, obgleich er selbst vor Ungeduld verging. „Ich habe Ihnen noch ganz andere Dinge zu sagen. Wissen Sie, wer außer dem Grafen noch lebt?“
    „Nein. Reden Sie.“
    „Sternau.“
    „Gott! Wäre dies wahr!“
    „Ja. Und Mariano auch.“
    „Sie scherzen, Señor Capitano!“
    „Nein. Ich würde mir in so ernster Angelegenheit niemals einen Scherz erlauben.“
    „So dürfte ich also hoffen, die zu finden, welche ich suche?“
    „Ja, sie leben. Ich habe mit ihnen gesprochen und habe mit ihnen zusammengelebt, monatelang.“
    „Wo?“
    „Auf den Planken dieses Dampfers!“
    „Wäre es die Möglichkeit?“
    „Es ist die Wirklichkeit.“
    „So erzählen Sie, Señor. Erzählen Sie! Oder vielmehr, erlauben Sie mir, zu fragen, und haben Sie die Güte, mir zu antworten.“
    „Herzlich gern. Fragen Sie.“
    „Ich kenne die Schicksale Sternaus bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland. Warum ging er nach Mexiko?“
    „Um einen gewissen Landola zu suchen. Der Name wird Ihnen unbekannt sein. Nicht wahr?“
    „Allerdings. Wer war dieser Mann?“
    „Er hieß Henrico Landola, Seekapitän. Eigentlich aber war er der berüchtigte Grandeprise, Kapitän des Seeräuberschiffes ‚Le Lion‘, von welchem Sie vielleicht gehört haben werden.“
    „O, viel, sehr viel!“ rief Cortejo.
    Der Kapitän hatte keine Ahnung, daß der Korsar an seinem Tisch neben ihm saß und mit Cortejo einen Blick wechselte. Er fuhr fort:
    „Die eigentlichen
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