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47 - Die Geißel von Antares

47 - Die Geißel von Antares

Titel: 47 - Die Geißel von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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immer mehr an Form gewann. Ich sah zu – und mein Herz schlug so heftig, daß ich schwören könnte, man hätte es noch auf der anderen Seite Kregens gehört.
    Meine Gefühle waren in Aufruhr. Freude. Leidenschaft. Bitterer Zorn. Den Magen umdrehende Angst. Absolute Panik. Ich hob den Kopf und brüllte wie ein Verrückter los. »Ihr Herren der Sterne! Nein! Nein! Ihr werdet sie vernichten – nein! Schickt sie zurück!«
    Aber meine Delia trat aus dem blauen Licht und breitete die Arme zu einem herzzerreißenden Willkommensgruß aus.
    Delia! Die Herren der Sterne mußten sie zu meiner Rettung geschickt haben. Aber ...!
    Ich stürmte wie ein Besessener auf die geliebte Gestalt zu. Mir war kalt, so kalt wie die Eiswinde von Gundarlo. Nicht auszudenken, sollten diese so ehrenhaften, tapferen Krieger Winlans meine Delia in ihre Hände bekommen! Bodenloses Entsetzen ergriff Besitz von mir.
    Sie trug braunes Jagdleder. Rapier und Main-Gauche steckten in den Scheiden, die an ihrer schmalen Taille festgeschnallt waren. Die bestickte Tasche, die ihre Klaue enthielt, baumelte unter ihrem Arm. Sie lächelte und streckte die Arme aus, und ich lief ihr wie ein Verrückter entgegen, um sie in die Arme zu schließen.
    Ihre Lippen glänzten dunkelrot im Zwielicht, ihr Haar war ein wahres Wunder an Schönheit. Ich riß sie in die Arme, stolperte durch ihren Körper hindurch, und sie war verschwunden. Dafür fiel ein Eisennetz auf mich herab und hüllte mich in seine kalte Umarmung.
    Dann fühlte ich nichts mehr. Der Mantel des Notor Zan schlug über mir zusammen.
    Der nächste Sinneseindruck war ein Geruch. Der Gestank verbrannten Fleisches kämpfte auf übelkeiterregende Weise gegen schweres Moschusparfüm. Ich lag auf hartem Boden; dem Gefühl nach war es irgendein verdammter Marmor. Leute unterhielten sich, und als meine Sinne wieder anfingen zu arbeiten, schlug das Dröhnen der Unterhaltung wie eine gegen Steilklippen andonnernde Brandung über mir zusammen; die Felsen befanden sich alle in meinem Kopf.
    Falls dieser widerwärtige Gestank nach verbranntem Fleisch das bedeutete, was ich befürchtete, dann drehte sich das Gespräch um weitere interessante Möglichkeiten, die glühenden Eisen anzuwenden.
    An meinen Hand- und Fußgelenken spürte ich kalten Stahl. Keine Seile. Also war ich angekettet. So würde ich nicht weit kommen.
    Vorsichtig öffnete ich ein Auge einen Spaltbreit. Das Licht stach wie ein Nadel. Als ich endlich beide Augen aufbekommen hatte, kam ich zu dem Schluß, daß mir niemand Beachtung schenkte. Zumindest im Augenblick, bei Krun!
    In solch faszinierenden Situationen muß man erst einmal seine Umgebung kennenlernen. Ich war nackt bis auf den guten alten scharlachroten Lendenschurz; man hatte mir alle Waffen abgenommen. Ich ließ unter halb geöffneten Lidern den Blick umherschweifen.
    Das Gemach war nicht allzugroß, an den Wänden hingen Wandteppiche, auf denen diverse Mythen und Legenden Kregens abgebildet waren. Leute standen in Gruppen herum. Ein paar prächtig ausstaffierte Krieger waren bei der Kohlenpfanne beschäftigt, in der die Eisen zum Glühen gebracht wurden. Sie übten an einem Stück Vosk, daher kam der widerwärtige Gestank.
    Einige eng beieinanderstehende, bösartig aussehende Gestalten trugen die roten Gewänder Dokertys.
    Eine dritte Gruppe schien sich aus Kaufleuten zusammenzusetzen, die ordentlich gekleidet waren, aber einen besorgten Eindruck machten.
    Dann war da noch eine vierte Gruppe. Ihre Mitglieder trugen alle schwarze Gewänder mit dazugehörigen hohen schwarzen Hüten. In ihrer Nähe hielten sich ein paar Männer und Frauen in senfgelben Gewändern auf. Irgendwie kam es mir so vor, als wären sie von ihrer Umgebung eingeschüchtert.
    Und so kam mein Blick zu guter Letzt auf der Gestalt zu ruhen, die auf einem kurulischen Stuhl saß.
    Hinter ihr stand eine Reihe Paktuns mit unbeweglichen Gesichtern und hielt Wache. Es waren alles Zhan-Paktuns mit sehr langen Pakais.
    Die Gestalt auf dem kurulischen Stuhl sah verschrumpelt aus. Es war ein kleingewachsener Mann mit kurzen Beinen, dessen Füße auf einem großen Samtkissen ruhten. Er war ganz in Schwarz gekleidet, und der krempenlose Hut auf seinem Kopf war sogar noch höher als die lächerlich hohen Zylinder, die Gentlemen in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts trugen.
    Sein Gesicht verblüffte mich. Mit seiner Blässe, den wenigen Falten, der scharfgeschnittenen Nase, dem ausgeprägten Kinn und den schmalen, aber sehr roten
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