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47 - Die Geißel von Antares

47 - Die Geißel von Antares

Titel: 47 - Die Geißel von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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strengen Disziplin unterworfen gewesen. Sie hatte acht Brüder gehabt – vier Zwillingspärchen – und als fünftes Kind genau in der Mitte gestanden. Als einziges Mädchen unter Jungen hatte sie sich ständig gegen sie zur Wehr setzen müssen, um zu überleben. Sie saß reglos und leicht nach vorn gebeugt da, die Hände zwischen die Knie geklemmt, und sprach ganz ruhig. Ihr Vater hatte sie öfter als nötig geprügelt.
    Eines Tages schlug er sie schlimmer als je zuvor, und so lief sie fort.
    »Ich hatte nicht einmal etwas Böses getan. Meine Brüder und ich arbeiteten zusammen mit den anderen Jungen, und mein Kleid rutschte hinunter.«
    Soviel stand fest: Offensichtlich hatte sie als junges Mädchen keine Ahnung gehabt, daß sie zu einer strahlenden Schönheit heranwuchs.
    »Also lief ich fort. Ich hätte das schon viel früher tun sollen. Dann hatte ich das Glück, von einer Dame unter die Fittiche genommen zu werden, die sich den Jikai-Vuvushis von Kildrin anschloß.«
    Natürlich besaßen außer Vallia auch die anderen Nationen Kregens ihre Vereinigungen kämpfender Frauen, Kriegsmädchen.
    Veda hatte viel von ihnen gelernt, wie ich anhand ihrer temperamentvollen Handlungen während unserer aufregenden kurzen Bekanntschaft bezeugen konnte. Das Problem war nur, daß diese disziplinierte Lebensart sie zu sehr an ihre elende Kindheit erinnerte. Dann hatte sie Dokerty gefunden.
    Wie sie mir mit einem Seufzen erzählte, war es eine regelrechte mystische Offenbarung gewesen. Hier war eine Religion, die sich so gründlich von der unterschied, mit der sie aufgewachsen war, die so frei in ihren Glaubensfragen und Handlungen war, daß sie sich Hals über Kopf darauf stürzte. Sie war zu einer ergebenen Anhängerin Dokertys geworden.
    Caneldrin bot einen Ort, an dem sie neu anfangen konnte. Ihre Hingabe und Treue hatten sie rasch von den unteren Rängen nach oben befördert, und man wählte sie für eine besondere Ausbildung aus. Sie wurde für das Unternehmen rekrutiert, das später zur Ibmanzy-Verschwörung werden sollte.
    Dann fing der Mann, den sie als Seine Erhabenheit bezeichnete, damit an, ihr nachzustellen. Ihre verächtliche Zurückweisung bescherte ihr den Zustand, in dem ich sie kennengelernt hatte – ein Opfer, das zu einer Besessenen gemacht werden sollte.
    Ihre Lippen verzogen sich. »Zu Hause nannten sie mich Veda die Mazarnil.« Das heißt soviel wie Veda die Widerspenstige. »Zu meinem Unglück habe ich meinem Namen alle Ehre gemacht, bis ich dir begegnete, Drajak der Schnelle.«
    »Ich bin froh, daß ich helfen konnte«, sagte ich verlegen.
    »Und ob du helfen konntest.« Sie zeigte ihr seltenes Lächeln. »O ja, du trägst seine Waffen und äffst seine Art und seine Aussprüche nach, was dir auch sehr gut gelingt, aber du bist kein Dray Prescot.«
    Meine rauhe alte Weinschnute blieb fest verschlossen.
    Bei allen Teufeln einer Herrelldrinischen Hölle! Heutzutage gab es die vielen Bücher, Theaterstücke, Puppenspiele und Balladen über Dray Prescot auf ganz Paz! Ich nahm eine Handvoll Palines und steckte – ich warf sie nicht! – die süßen gelben Beeren eine nach der anderen in den Mund, denn ich konnte in diesem Augenblick nicht dafür garantieren, nichts Dummes zu sagen.
    Wie sollte ein einfacher Seemann wie ich der übertriebenen Legende von Dray Prescot gerecht werden, die in den leichtgläubigen Köpfen all jener schwärte, die blind die phantastischen Geschichten seiner Heldentaten glaubten?
    Das Gespräch mußte in andere Bahnen gelenkt werden, und zwar sofort. Was aber viel wichtiger war: Die faszinierende Aussicht, daß Veda einiges über die Ibmanzy-Verschwörung enthüllen konnte, erfüllte mich mit einer fast quälenden Aufregung. Bei Vox! Sie hatte zum engsten Kreis dieses verdammten Komplotts gehört, als Gehilfin des Bastards, den man Seine Erhabenheit nannte. Er stand bereits in meinem kleinen schwarzen Notizbuch – wie man es verharmlosend nennen könnte – vermerkt.
    Es bedurfte nur eines kleinen Anstoßes, damit die Mazarnil anfing, mir alles zu erzählen, was sie wußte.
    Sie war noch nicht weit gekommen, als der Botschafter mit einem Buch in der Hand eintrat. Er nahm leise auf einem der Stühle Platz, die in dem gemütlichen Gemach herumstanden, das man uns zur Verfügung gestellt hatte, und hörte aufmerksam zu.
    Religion ist eine starke Triebfeder. Im Dienste dieser oder jener Religion wurden viele unglaubliche Taten vollbracht. Der Glaube kann Berge versetzen. Hier hatten
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