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42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)

42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)

Titel: 42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)
Autoren: Renée Corrilla
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schon finden“, sage ich und gehe wieder ins Restaurant.
     
    ***
    Er findet mich tatsächlich, obwohl ich nicht am beliebtesten Treffpunkt warte. Er kommt mit einem Fahrrad, was mich überrascht. Immerhin scheint es ein superteures Rennrad zu sein. Er sieht witzig aus, mit dem Helm und den Klammern in den Hosen, er lächelt und winkt von weitem. „Hier sind Sie!“ - „Hier bin ich“, sage ich und lächle müde. - „Der Stadtturm ist nicht gerade der beliebteste Treffpunkt, Michaela.“ - „Ich mag ihn. Es ist schön ruhig hier.“ - „Deshalb bin ich mit dem Fahrrad unterwegs. Damit sie mir nicht entkommen können. Damit ich von einem möglichen Treffpunkt zum anderen rasen kann.“ - Was will der junge Hupfer von mir, denke ich mir, als wir Schulter an Schulter zu einem In-Lokal in der Fußgängerzone marschieren. Für nen Augenblick favorisiere ich die Idee, er könnte sexsüchtig sein und eben deshalb JEDE nehmen, die ihm vor die Füße läuft. Und wenn, denke ich mir. Und wenn. Dann soll er mich nehmen. Eine Nacht mit einem Mann. Wie lange ist das her? Sind es wirklich sechs Jahre? Ist das möglich? Ist das nicht verrückt im dritten Jahrtausend? - „Die Weihnachtsbeleuchtung wird jedes Jahr bombastischer“, sage ich. „Energiesparen sieht anders aus.“ - „Ich mag sie“, sagt er. „Ich werd wieder zum Kind.“ - „Früher hatten wir auch Sterne, aber nicht so viele, und keine Lichterketten überall. Am Schlimmsten sind die Weihnachtsmänner, die auf Dächern rumklettern. Das hat doch nichts mehr mit unserem Weihnachten zu tun. Wir haben das Christkind! Bei uns soll es besinnlich sein!“ - „Zeiten ändern sich“, sagt er. „Jedenfalls finde ich Festbeleuchtung was Schönes. Kitschig, ja, Stromverschwendung, ja, … trotzdem!“ - er lächelt, glücklich wie ein Kind - „Ich liebe diesen ganzen Weihnachtsspuk.“
    So geht es weiter. So geht es den ganzen Abend. Small-Talk, ein paar Witzchen, ein paar Anekdoten, langweilig ist mir nie, ich denke, ihm geht es genauso. Manchmal verhält er sich wie ein 20-Jähriger, kindisch, unreif, dann wie ein 40-Jähriger, klug und mit überraschend großem Wissen (Kunst, Literatur, Politik, Geschichte, Geographie ...), er ist nicht zu durchschauen, schwer zu berechnen. Er bezahlt die Rechnung, und ich erlaube es, aber nur, weil er der Sohn vom Bürgermeister ist, und der Bürgermeister entstammt der reichsten Familie der Stadt, also wird auch der Sohnemann genügend Geld haben. Wir spazieren nach dem Essen und einem Drink durch die Fußgängerzone, ich bin müde und doch nicht müde, ich weiß nicht, was ich hier mache, ich weiß nicht, was das soll. Er schiebt sein Fahrrad neben sich, er trägt jetzt statt des Helms eine Mütze, eine Mütze, die nicht zu seinem Anzug passt, aber irgendwie sieht er niedlich damit aus. „Sind Sie einsam?“, fragt er, als wir kurze Zeit geschwiegen haben. - „Einsam?“- „Sie haben mir erzählt, Sie wären geschieden, die Tochter würde bei ihrem Ex leben ... Sind Sie einsam oder haben Sie eine Katze?“ - „Ich habe mich. Das genügt mir.“ - „Das glaube ich nicht.“ - Ich zucke mit den Achseln. „Und? Wie soll ich es beweisen? Wollen Sie die Akten von meinem Psychotherapeuten durchstöbern?“ - ich schlage mir die Hand auf die Stirn - „Oh, Mist! Ich hab ja gar keinen!“ - „Entschuldigung“, sagt er. „Ich wollte Sie nicht angreifen.“ - „Was wollen Sie von mir?“, sage ich und irgendwie ist es lächerlich altmodisch, dass wir uns den ganzen Abend lang niemals das „du“ angeboten haben, uns immer noch siezen. - „Ich finde Sie sehr attraktiv“, sagt er. „Sie waren für mich sofort verführerischer als Arcimboldo oder Velázquez. Und das will was heißen.“ - „Ich glaub, du bist nicht ganz dicht“, sage ich und stapfe davon. Keine Lust mehr auf „Sie“ und das Gequatsche, keine Lust mehr, dass mich ein notgeiler junger Kerl für eine leichte Beute hält.
     
    ***
    Am nächsten Morgen schickt er mir Blumen ins Büro. Ein Winterstrauß, wie er ihn nennt. Und er sieht wirklich danach aus. Nach Winter. Kühle Farben, melancholisch, viel Weiß ... Holger beäugt ihn misstrauisch, obwohl er sich größte Mühe gibt, so zu tun, als wäre ihm das egal. Ich weiß, Holger (alleinstehend, 52, schönes Einfamilienhaus in der Vorstadt, Porsche, unattraktiv), hätte Interesse an mir, wäre er sich nicht selbst darüber im Klaren, dass er bei mir keine Chance hat. Ich lasse die Blumen in eine Vase geben
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