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42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)

42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)

Titel: 42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)
Autoren: Renée Corrilla
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so klein, dass er mit den Wurzeln in einen Topf passt, sodass er danach draußen weiterleben darf.
    Ich unterbreche meinen Gedankenfluss, fange wieder an zu zählen, Männer zähle ich, all die Männer, die ich in meinem Leben geküsst habe (13), all die Männer, die ich gerne geküsst hätte (mindestens 50), all die Männer, die ich in meinem Leben noch küssen werde (wenigstens einen, bitte, lieber Gott!), all die Männer, die ich zurzeit gerne küssen würde (hm ... zählt Vladimir Klitschko?).
     
    ***
    Der Wintereinbruch überrascht die Stadt und auch die Museumsleitung. Die Heizung läuft zu niedrig, und es ist bitterkalt. Holger läuft händeringend von Fenster zu Fenster, sieht hinaus und jammert, dass ein kalter Winter ein finanzielles Fiasko wäre, vielleicht sogar der Todesstoß für künftige Sonderausstellungen. - „Wenigstens schneit's wieder mal im Dezember“, sage ich. „Hat doch auch was Romantisches.“ - „Romantisch?! Ich hasse Schnee“, sagt er. „Schnee in den Alpen. YES! Schnee in einem Märchenfilm. YES! Schnee in meiner Stadt. NO!“ - „Was seid ihr Männer nur für Weicheier geworden“, sage ich. „Richtige Männer lieben Schnee und Eis, richtige Männer jammern nicht.“ - Holger wirft den Schal um seinen Nacken, gibt einen Zischlaut von sich und stolziert davon.
    Mit Verspätung kommen drei Bilder aus Madrid, drei Prachtexemplare von eher unbekannten Malern, die aber perfekt in unsere (ich bin beinahe versucht zu sagen: meine) Ausstellung passen. Der Dicke vom Hausmeisterdienst hilft mir, sie auszupacken, um zu überprüfen, ob sie auch nicht beim Transport beschädigt wurden. Danach teste ich die Deckenbeleuchtung, die neu installiert worden ist. Jedes Lämpchen muss perfekt auf jedes Bild an der Wand abgestimmt werden. Im letzten Raum, der eiskalt ist (das Thermostat zeigt 9 Grad), sieht man in den ersten Stock, wo Besucher gerade einen Arcimboldo begutachten. Es sind zwei Männer und zwei Frauen, Anfang zwanzig, elegant gekleidet. Einer der beiden Männer ist sehr hübsch, er gefällt mir auf den ersten Blick, und als ich ihn betrachte, lange, denn genauso lange betrachtet er das Gemälde von
    Arcimboldo, muss ich lächeln. Noch einmal Anfang 20 sein. Aber mit dem Wissen jetzt. Mit dem Selbstbewusstsein und dem Job, der Wohnung und dem Geld. Ich würde den Kerl verführen und bis Weihnachten nicht mehr aus meiner Wohnung lassen.
    „Hier ist's ja noch kälter!“ - Holger kommt hereingestampft - „Hier ist's so kalt, da erfrieren uns die Besucher!“ Er bleibt neben mir stehen, sieht hinunter in den ersten Stock. „Schön!“ - er lächelt - „Junge Menschen, Michaela! Das ist schön!“ - „Hübsche Menschen.“ - „Das auch“, sagt er. „Aber Hauptsache jung.“ - Und schon ist Holger wieder verschwunden. Drei der vier gehen in den nächsten Raum, in dem ein Velázquez hängt, ein ziemlich langweiliger, aber bitteschön. Alleine der Name lässt Kunstkennerherzen schneller schlagen. Der gutaussehende Kerl steht nun ganz allein vor dem Arcimboldo, und ich kann glauben, was ich sehe, seine rechte Hand nähert sich langsam, aber sicher dem Bild, und als er es berührt (nur mit einem oder zwei Fingern), da klopfe ich gegen die Scheibe, er erschreckt und weicht zurück, sieht sich um, sieht hoch zu mir. Ich lächle und präsentiere ihm den mahnenden Zeigefinger. Er hebt die Arme, entschuldigend, verlegen, er ist noch hübscher, jetzt, da ich ihn von vorne und nicht länger von der Seite sehe. Er sagt „Sorry“, ich kann's nicht verstehen, aber ich kann's von seinen Lippen lesen. Er winkt und geht davon. Ganz ehrlich: Ich würde durch diese Scheibe springen, die Glassplitter und die vier, fünf Meter in Kauf nehmen, die es da runter geht, wenn ich ihn dafür auf der Stelle und ohne Rücksicht auf Verluste vernaschen dürfte.
     
    ***
    Zu Mittag gehe ich mit Holger und drei weiteren Angestellten in das Restaurant, das gleich um die Ecke ist. Holger ist immer noch außer sich, weil jetzt Winter ist und kalt ist und Schnee fällt und die Heizung höher gefahren werden muss. Ich höre mit einem Ohr zu, mit dem anderen genieße ich Liszts „Liebestraum“, der aus irgendwelchen Lautsprechern (gut versteckt) in dem Restaurant kommt. „O lieb so lang' du lieben kannst“. - „Herrlich, diese Klaviermusik“, sagt Christine, die an der Garderobe arbeitet und - so jedenfalls sagt Holger immer - dumm wie Brot ist. „Nur mit der Zeit geht sie einem auf die Nerven.“ Vergib ihr,
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