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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung
Autoren: Mia Zorn
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sie flach auf dem Bauch. Reglos! »Xij?« Alarmiert ließ sich Matthew einige Meter nach unten gleiten. »Xij, bist du verletzt?« Vergeblich wartete er auf Antwort. Hatte sie beim Sturz das Bewusstsein verloren?
    Während er nun Stück für Stück zu seiner Begleiterin robbte, verebbte das Beben. Einen Augenblick lang wurde es still. Dann war von allen Seiten ein zunehmendes Grollen zu hören. Matt versuchte das Geräusch zu orten.
    Als sein Blick über die schneebedeckten Hänge glitt, schwante ihm Böses. Blitzschnell war er auf den Füßen und rannte los. »Lawine!«, brüllte er sowohl in Grao’sil’aanas, als auch in Xijs Richtung. Er schlidderte, stolperte und sprang den Hang hinab. In seinem Rücken schwoll das Rauschen an, und einen Steinwurf entfernt sah er, wie Xijs Blondschopf sich hob. Offensichtlich kehrte ihr Bewusstsein zurück. »Steh auf!«, brüllte er. »Wir müssen zum Portal!« Doch Xij bewegte sich nicht vom Fleck. Nur ein heiseres Krächzen gab sie von sich.
    Mit einem Sprung landete Matt neben ihr auf dem Schneefeld. Bevor er sich hinabbeugen konnte, um ihr aufzuhelfen, vernahm er ein hässliches Knirschen unter seinen Stiefelabsätzen und die heisere Stimme der Gefährtin: »Scheiße, ich hab doch gesagt, du sollst nicht näher...« Den Rest ihrer Worte verschlang ein splitterndes Geräusch. Im nächsten Moment brach das Eis unter ihnen weg.
    Gedankenschnell sprang Matt zur Seite und sah entsetzt, wie Xij in einer sich öffnenden Eisspalte verschwand.
    Mit einem Hechtsprung warf er sich zu Boden und bekam in letzter Sekunde ein Fußgelenk seiner Gefährtin zu packen. Bis zur Brust riss ihn ihr Gewicht über die Bruchkante. Ächzend rammte er die Stiefelspitzen in den Schnee. Vergeblich! Die Kante befand sich nun unterhalb seines Brustbeins, und aus dem bläulich schimmernden Spaltenschlund wehte ihm eiskalter Hauch ins Gesicht.
    »Lass mich ja nicht los! Nicht loslassen!« Xij Stimme klang so brüchig wie das Eis, das sie umgab. Stocksteif hing ihr schmächtiger Körper im eisernen Griff seiner Hände.
    »Keine Panik, ich hab dich«, keuchte er. Seine Armmuskeln zitterten vor Anstrengung und ein Wadenkrampf malträtierte sein rechtes Bein. »Siehst du irgendwas, woran du dich festhalten kannst?«
    Statt einer Antwort streckte Xij die Arme aus und beugte den Oberkörper zur Eiswand. Durch den plötzlichen Zug rutschte Matts Körper noch weiter in den Spalt.
    Xij tastete die glänzende Wand nach Ritzen und Vorsprüngen ab. »Verflucht noch mal. Nur eine glatte Fläche. Nichts als verdammtes Eis.«
    Während Matt Drax die Bruchkante nun schmerzhaft unter seiner Bauchmuskulatur spürte, hörte er, wie das Grollen außerhalb der Spalte in ein Donnern überging. Erneut bebte die Erde. Diesmal allerdings nicht ausgelöst von der Zeitblase, sondern von den Schneemassen, die dröhnend die Bergrücken hinab schossen. Einen Augenblick lang erstarrte er und schloss die Augen. Das war’s.
    In den zurückliegenden Wochen und Monaten hatte er mehr als einmal ans Ende gedacht: Tod im Kampf gegen den Streiter, dieser mächtigen Entität, die aus dem All kam und die Erde bedrohte. Nur um sie aufzuhalten, war er überhaupt noch am Leben. Irrte mit seinen Gefährten durch die Zeit. Und nun sollte er in dieser verdammten Eisspalte verrecken? Wütend öffnete er die Augen. Niemals!
    »Ich brauche eine freie Hand. Mach dich steif!«, befahl er und löste den Griff seiner Rechten um Xijs Knöchel. Gleichzeitig spannte er sämtliche Muskeln an und verrenkte sich fast beim Versuch, mit der nun freien Hand die Bruchkante zu erreichen. Es gelang. Bis zur Schmerzgrenze bohrte er seine Finger in den verharschten Rand. Weder achtete er auf Xijs wüste Verwünschungen unter sich, noch auf die eisigen Windböen über sich, die die heranbrausenden Schneemassen ankündigten.
    Mit übermenschlicher Anstrengung förderte er Xij Stück für Stück nach oben, bis auch sie die Kante zu fassen bekam. Er glaubte schon, es geschafft zu haben, als ein Knallen und Knirschen unter seinem geschundenen Körper ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Der nächste Bruch öffnete sich! Splitternd und zischend fräste er sich durch den Boden.
    Matt sprang hoch und riss Xij auf die Beine. Schnee wirbelte auf. Rechts und links der Gefährten krachten Eistrümmer in die Tiefe. Dann gab auch die Eisdecke unter ihren Stiefeln nach.
    Vergeblich der Versuch, zu entkommen. Während Matts Beine ins Bodenlose sackten, umklammerte er immer noch
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