Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
Füßen seine Rutschpartie zu stoppen versuchte, prallten eisige Splitter wie Nadelstiche gegen sein Gesicht.
    Das war Schnee! Hoffnungsvoll begann sein Herz schneller zu schlagen: War dies die Antarktis? Hatten sie es endlich geschafft und ihr Ziel erreicht? Wenn ja, hatten sicher die Archivare ihre Hände im Spiel. Aber gab es denn hier ein zweites Portal? Im Flächenräumer waren sie definitiv nicht gelandet.
    Mit einem kräftigen Ruck rollte Matt sich auf den Rücken und drückte die Absätze in den Firn. Die unfreiwillige Rutschpartie verlangsamte sich und endete jäh, als seine Stiefel gegen eine Felsnase stießen.
    Noch etwas benommen, setzte Matt sich auf und suchte nach einem optischen Anhaltspunkt. Doch er sah nichts als weiße Schemen. Dazu drangen nur dumpfe Geräusche in seine Wahrnehmung, als ob Watte seine Ohren verstopft hätte. Bei keiner seiner bisherigen Reisen durch die Zeitportale waren seine Sinne derart in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Immerhin, er spürte Eis und Schnee, die ihn in feinen Wolken umgaben. Und das Beben der Erde, das, ausgelöst durch die Zeitblasen, jeden Austritt aus einem Portal begleitete.
    Ungeduldig rieb er sich Ohrmuscheln und Augen. Nur langsam wich der Schleier vor seinem Blickfeld und die Geräuschkulisse wurde lauter. Doch was er nun sah und hörte, enttäuschte und entsetzte ihn gleichermaßen:
    Berge, Eis und Schnee, so weit das Auge reichte. Ganz offensichtlich waren er und seine Gefährten nicht am Südpol gelandet, sondern in einer unwirtlichen Gebirgsregion irgendwo am Ende der Welt.
    »Auf einem Gletscher«, stöhnte Matt Drax. Wenn sie Pech hatten, bedeutete das brüchige Eisschollen, lockere Schneebretter und versteckte, metertiefe Spalten. Nicht unbedingt eine sichere Basis, um schnell den Rückzug anzutreten.
    Egal. Wohin auch immer es sie diesmal verschlagen hatte, er würde hier nicht mehr Zeit verschwenden, als nötig war, um zum Portal zurückzukehren. Die Abschiedsworte von Tom Ericson fielen ihm ein: »Unsterbliche haben schließlich alle Zeit der Welt.«
    Unsterbliche vielleicht, ich aber nicht!
    Nun, immerhin hatte einer der Archivare den Tachyonenmantel um seinen Körper, der ihn vor dem Altern schützte, erneuert. Er lief also nicht mehr Gefahr, unvermittelt jene zwölf Jahre älter zu werden, um die er die Zeit bereits betrogen hatte.
    Fluchend versuchte Matthew, auf die Beine zu kommen. Doch der schwankende Boden riss ihn wieder von den Füßen. Dieses Erdbeben war stärker als die vorangegangenen. Vielleicht, weil sein Ursprung eine Zeitblase war, die »ganz regulär« bei einer der Entladungen des Flächenräumers alle tausend Jahre in den Zeitfluss gestanzt wurde? Und nicht durch eins jener Portale, die bei einem Sabotageakt an der hydritischen Waffe entstanden waren? [1]
    Irgendwo polterte Geröll. Besorgt hielt er Ausschau nach seinen Gefährten. Gut hundert Fuß entfernt erblickte er Grao’sil’aana. Wie eine glänzende Statue ragte die schuppige Gestalt des Daa’muren aus dem Schneefeld. Anscheinend hatte er irgendetwas in dem Gebirgsmassiv vor sich entdeckt, denn er stierte unverwandt in eine Richtung.
    Die Reise durch das Portal schien er jedenfalls auch mit dem Superior Magtron gut überstanden zu haben – jenem Supermagneten, den ihnen die Archivare überlassen hatten, um den Flächenräumer aufzuladen. Der Daa’mure hatte das X-förmige Gerät mit seinem wandelbaren Körper umhüllt. Nur so konnte es gelingen, Gegenstände aus anderen Zeitepochen mitzunehmen: indem sie quasi Teil des Körpers wurden. Bemerkt hatten sie das durch die implantierten Translatorchips aus dem Jahr 2201, die sie nach dem nächsten Zeitsprung immer noch trugen.
    Dieser Supermagnet war ihre bislang einzige Hoffnung im Kampf gegen den Streiter. Sie mussten nur in ihr eigenes Paralleluniversum gelangen, das Magtron beim Flächenräumer deponieren und einen Hinweis hinterlassen, der ihre zukünftigen Ichs darauf hinwies.
    Nur! Fast hätte Matt aufgelacht. Es war ja schon fast unmöglich, die eigene Welt als solche zu identifizieren. Auch diese Eiswüste kam dafür in Frage – aber bis sie Gewissheit erlangen würden, wären sie längst erfroren...
    Am liebsten hätte sich Matt Drax sofort auf den Weg zu Grao gemacht, um sich über den Verbleib des kostbaren Geräts zu vergewissern. Doch erst musste er Xij Hamlet finden. Wo steckte sie nur?
    Schließlich entdeckte er die junge Frau unterhalb von sich am Fuß des Hanges. Alle viere von sich gestreckt, lag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher