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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad
Autoren: Stephanie Seidel
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Frauen fest, trieben sie hin und her zwischen Wahnsinn und Verzweiflung.
    Juneeda erlitt einen Schlaganfall, der ihre Beine lähmte. Tumaaras Verstand floh vor den Schatten in unerreichbare Gefilde. Und Ireela, die Jüngste des Zirkels, erhängte sich, als das Gewisper in ihrem Kopf zu viel für sie wurde.
    Es war alles umsonst , dachte Juneeda. Unser Leiden, unser Sterben. Die Traurigkeit, die wir zurücklassen. Alles umsonst. Hätten wir doch eine einzige Information über den Streiter erfahren! Irgendetwas, das helfen könnte, die Welt vor diesem Ungeheuer zu retten!
    Juneeda hielt inne. Täuschte sie sich oder hatte der Schattentanz zugenommen? Klang das geschäftige Wispern erregt? Warum nur? Wurde sie etwa... belauscht ?
    »Du hörst mich!«, flüsterte sie in plötzlicher Erkenntnis, und ihr Herz schlug schneller. »Die Schatten, die Stimmen – ich hielt sie für ein Echo deiner früheren Opfer. Aber nein, du bist es selbst!«
    Juneeda richtete sich auf. Alles, was an Mut und Kraft noch in ihr war, nahm die Priesterin zusammen. Nickte grimmig. »Zeig dich mir!«, befahl sie. »Zeig dich, du verfluchte Kreatur!«
    Nichts geschah.
    Juneeda war sicher, dass sie die Wahrheit erkannt hatte. Zorn explodierte in ihr über die Arroganz dieses Wesens, das sich nahm, was es wollte und keinen Forderungen Beachtung schenkte außer den eigenen.
    »Zeig dich mir!«, schrie Juneeda und schlug mit der Faust auf die Bettdecke. »Zeig dich! Zeig dich!«
    Die Schatten verschwanden, es wurde still, und zum ersten Mal seit Wochen hatte Juneeda das Gefühl, wirklich allein zu sein. Es regte sie auf. Mehr und mehr, denn sie war es nicht gewohnt, dass man ihre Befehle ignorierte. Ihr Herz raste; manchmal knickte sie ein, sah pulsierende Lichter. Doch das hinderte sie nicht daran, wieder und wieder zu schreien: »Zeig dich! Zeig dich!«
    Die Lichter wurden größer, tanzten umeinander. Verschmolzen. Juneeda riss den Arm hoch, um ihre Augen vor der wachsenden Helligkeit zu schützen. Vergeblich: Das Gleißen war in ihrem Kopf!
    »Was... was...«, stammelte sie – und da kam er . Fließend glitt der Streiter aus dem Licht, zeigte sich der Menschenfrau.
    Juneeda hörte nicht, wie die Zimmertür aufflog. Sah nicht Arjeela, die vom Schreien der Priesterin alarmiert in den Raum stürmte. Merkte nicht, dass die Freundin sie schüttelte.
    Ihr ganzes Sein wurde aufgezehrt von dem übermächtigen Wesen, das sie gerufen hatte. Unaufhaltsam. Juneeda kämpfte um ihr Leben, wehrte sich mit aller Kraft gegen den grauenhaften Sog, der sie von innen heraus entleerte.
    Einen Moment lang konnte sie sich befreien. Sah Arjeelas Gesicht über sich, spürte ihre Hände auf den Schultern. Ich muss es ihr sagen!
    » Der Streiter!«, keuchte Juneeda, während ihr überanstrengtes Herz bereits aufgab. »Er ist...«
    Weiter kam sie nicht mehr.
    ***
    Vielleicht war es besser, dass Aruula nichts von Juneedas Schicksal wusste. Die Barbarin hätte gute Nachrichten gebraucht. Oder jemanden, der ihr Mut machte. Irgendetwas Positives. Doch das gab es nicht in der dunklen Tiefe. Kaltes Gestein und Einsamkeit waren ihre Begleiter, als sie sich durch das unterirdische Labyrinth bewegte.
    Aruula sah keine Hand vor Augen, hörte nur den Tritt ihrer Stiefel. Und immer war da die Angst, an ein Hindernis zu stoßen. Eine Felswand. Einen Hohlraum ohne Ausgang. Es wäre das Ende ihres letzten Ringens um die Freiheit gewesen.
    Sie hatte versucht, sich den Weg zurück zur Haupthöhle einzuprägen. Orlaando wartete dort, und er liebäugelte bereits mit dem Tod. Falls Aruula keinen Ausgang fand – oder wenn es schlicht keinen gab –, dann würde das düstere Labyrinth zum Doppelgrab werden.
    »Maddrax ist an allem schuld!«, sagte sie unvermittelt in die Stille hinein. Reden half gegen das bedrückende Gefühl von Isolation und Hoffnungslosigkeit, das hatte Aruula festgestellt in den langen Wochen ihrer Gefangenschaft. Die Worte waren eigentlich egal. Wichtig war nur der Klang einer menschlichen Stimme.
    »Warum hat er sich von mir abgewandt? Er kennt mich doch! Er muss doch wissen, dass es nicht meine Absicht war, Ann zu töten! Und hätte Jenny mich nicht am Fußgelenk festgehalten, wäre gar nichts passiiiii-« Aruula schrie auf, als sie einen Schritt machte und ins Leere trat. Sie versuchte noch, das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang ihr nicht.
    Aruula fiel bis zum Knie in eine Bodenspalte. Ihr Schienbein schrammte dabei an der Bruchkante entlang.
    Schlagartig war die
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