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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad
Autoren: Stephanie Seidel
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Dorfgemeinschaft, spiegelten sich in vielen Augen und in noch mehr Tränen.
    Wieder hieß es Abschied zu nehmen von einer Gefährtin. Ihr Name war Ireela. Sie gehörte zum Zirkel der mächtigsten Telepathinnen um Juneeda und war bereits die Dritte, die der Versuch einer Kontaktaufnahme mit dem Streiter im Nachhinein das Leben gekostet hatte. Weitere würden ihr folgen, daran zweifelte inzwischen niemand mehr.
    Die Priesterin gab der Toten Wudans Segen mit auf den Weg in die Unendlichkeit, wie es Brauch war auf den Dreizehn Inseln. Dann wandte sie sich Rebeeka zu. »Ich weiß, es ist die Sorge um Tumaara, aus der dein Zorn erwächst«, sagte sie sanft. »Aber so darfst du trotzdem nicht von unserer Königin sprechen! Aruula hatte ihre Gründe, uns zu verlassen.«
    »Ach? Und die wären?« Aufsässig schob Rebeeka das Kinn vor. Selbst im Zorn war sie eine schöne Frau; hochgewachsen, braunäugig, mit rotbraunem Haar.
    Juneeda musste die Antwort schuldig bleiben. Sie konnte nur Vermutungen anstellen, warum sich Aruula bei Nacht und Nebel davongemacht hatte.
    Wahrscheinlich ist ihr alles zu viel geworden, überlegte die Priesterin. Meine Schuld – ich habe Aruula gedrängt, das Amt der Königin zu übernehmen, aber sie war noch nicht reif dafür. Sie fing doch gerade erst an, die Trennung von Maddrax zu verarbeiten.
    Rebeekas Stimme drang in Juneedas Gedanken. »Aruula hatte nicht die Kraft, dabei zuzusehen, wie die Besten unseres Volkes sterben, nachdem sie ihnen befohlen hat, diesen Streiter zu kontaktieren! Und das, nachdem es ihr nichts ausgemacht hat, uns in den Kampf gegen die Nordmänner zu schicken, von dem ich bis heute nicht weiß, wozu er eigentlich gut sein sollte.«
    »Immerhin haben die Lokiraa-Krieger viele unserer Schwestern brutal ermordet!«, entgegnete Juneeda. »Das konnten wir nicht ungesühnt lassen.« Sie merkte, wie dünn und wenig überzeugend ihre Worte klangen. Tief im Inneren wusste die Priesterin auch, warum das so war.
    Rebeeka sprach es aus. »Es ist nicht der Weg unseres Volkes, Angriffskriege zu führen. Greift man uns an, wehren wir uns. Aber dieser Rachefeldzug gegen die Nordmänner war übereilt, schlecht geplant und forderte zu viele Opfer, auch wenn wir letztlich siegreich waren. Außerdem finde ich es bedenklich, dass dies Aruulas erste Handlung als unsere Königin war.« Sie schüttelte den Kopf. »Sag, was du willst, aber ich finde das seltsam!«
    Ich ja auch , dachte Juneeda, sprach es aber nicht aus. Als Priesterin musste sie loyal zur Königin stehen, zumindest nach außen hin. Doch innerlich... Es waren viele seltsame Dinge geschehen in jüngster Zeit. Aruulas Verhalten hatte sich drastisch verändert, seit sie zur Königin gekrönt worden war. Sie gab sich oft kalt und abweisend, verschwand manchmal, ohne ein Ziel zu nennen, blieb tagelang fort. Etwas stimmte nicht, das war klar. Doch Juneeda war weit davon entfernt, ihren Glauben an die schöne Kriegerin aufzugeben.
    »Aruula ist etwas Besonderes! Das hat schon unsere ehrwürdige Seherin gewusst!«, sagte sie energisch. »Wudans Auge prophezeite mir einmal, dass am Ende aller Tage, wenn die Welt vor dem Abgrund steht, eine Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln aufbrechen wird, um den verlorenen Pfad zu suchen, der unser aller Rettung birgt. Und ich bin sicher, dass sie von Aruula sprach. Also verurteilt unsere Königin nicht leichtfertig!« Juneeda hielt inne, dann wandte sie sich ihren Begleitern zu. »Ich würde jetzt gern ins Haus zurückkehren«, meinte sie verlegen. Sie hatte sich verausgabt, musste neue Kraft sammeln.
    Die Männer zögerten nicht. Sie traten rechts und links neben Juneeda, packten ihren Stuhl an den Lehnen und trugen die gelähmte Priesterin heim.
    »Kann ich dich auch wirklich allein lassen, Juneeda?«, fragte Arjeela besorgt, während sie die weiche Decke auf dem Bett der Priesterin glatt zog.
    »Natürlich kannst du das!« Juneeda lächelte. »Ich habe alles, was ich brauche. Geh und kümmere dich um dein eigenes Wohlbefinden! Du siehst erschöpft aus, meine Liebe!«
    »Hmm-m.« Arjeela stellte einen Becher und einen Krug Wasser auf den Schemel am Kopfende des Bettes und schob alles so zurecht, dass Juneeda es ohne Mühe erreichen konnte. Als sie sich aufrichten wollte, hielt die Priesterin sie fest. Kalte, kraftlose Finger streichelten Arjeelas Hand, während die Blicke der Telepathinnen ineinander versanken.
    Eine Weile war nichts zu hören außer dem Heulen des Winterwinds draußen vor der
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