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305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren
Autoren: Michelle Stern
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Patrydree im harten Silbergras und legten ihre Harpunen an. Selbst gute Reflexe würden ihn nicht mehr retten.
    Willst du etwa aufgeben? , herrschte der fremde Geist ihn an. Der Kampf ist erst vorbei, wenn du tot bist.
    Was soll ich noch tun? , fragte er zurück. Mit der nächsten Salve erwischen sie mich.
    Der Geist schwieg, und das sagte ihm mehr als jedes Wort. Auch der Fremde wusste keinen Rat.
    Vor ihm schienen sich seine Gegner wie in Zeitlupe zu bewegen. Er glaubte die Harpunenpfeile mit ihren spitzen Widerhaken bereits in seinem Fleisch zu fühlen – als plötzlich lautes Klacken und Rufen erschollen. Ein helles Leuchten glitt über den Platz.
    Ditrydree seiner Heimatstadt strömten über die Felsen hinab in die Senke! Offenbar war er doch nicht der Einzige gewesen, der die Spur der Verschleppten aus Ischtan’got gefunden hatte.
    »Gerettet«, flüsterte Gilam’esh. Sein Herz wurde leicht. Zwar mochte die Kriegsmeisterin Kar’iryish tot sein, aber über fünfzig Ikairydree waren einem grausamen Schicksal entgangen.
    Die Patrydree ergriffen Hals über Kopf die Flucht. Gilam’esh sah ihnen nach. Sie würden nicht weit kommen. Seine Leute hatten die Senke strategisch abgeriegelt.
    Eine Hydree kam mit aufgerichtetem Scheitelkamm auf ihn zu. Ihr silbern blitzender Fischlederanzug saß wie eine zweite Haut. Er kontrastierte mit ihren sattgrünen Schuppen. In der Hand hielt sie einen Kombacter schussbereit.
    Er hatte Manil’bud zuletzt vor vielen Umläufen auf dem Schoß ihres Vaters gesehen, des Hochrats Ardi’bud von Tarb’lhasot, doch nun stand eine Jungmutter vor ihm. Ihre türkisblauen Augen glitzerten wie Sterne.
    »Kriegsmeister Gilam’esh«, sagte Manil’bud mit melodischer Stimme. »Mögen Rotgrunds Wärme und das Gelächter seiner Götter mit Euch sein. Ich bin gekommen, um Eure Dienerin zu werden. Ihr werdet unsere Stadt anführen und mich zur Kriegsmeisterin ausbilden.«
    So unterwürfig der Teil mit der Dienerin geklungen hatte, so impertinent erschien ihm der letzte Satz. Sein Scheitelkamm spreizte sich unwillig. »Ach ja? Werde ich das?«
    Sie trat so dicht an ihn heran, dass ihre Brüste in dem bionetischen Anzug ihn berührten. »Ja, das werdet Ihr. Denn wir sind in der Kriegszeit. Die Ikairydree haben soeben beim Hochrat um Hilfe gebeten und unser Volk wird dem Ruf folgen. Nehmt mich an Eure Seite, wenn das Schlachten beginnt, denn Ihr seid der beste Kriegsmeister von Trab’lhasot und solltet nur die fähigste Schülerin annehmen.«
    Gilam’esh schob sie ein Stück von sich. »Ich werde darüber nachdenken«, klackte er abweisend. Doch in Wahrheit hatte er sich bereits entschieden, als er in ihre Augen geblickt hatte.
    ***
    Gilam’esh’gad
    Matt berührte Gilam’eshs Arm. Schlimm genug, dass Xij zusammengebrochen war, doch auch Gilam’esh verhielt sich, als sei er vollkommen weggetreten. Obwohl er seine Augen weit aufriss, schien er nichts mehr wahrzunehmen. Sein Körper war starr wie eine Ei’don-Statue.
    »Gilam’esh?« Matt verstärkte seinen Griff. Keine Reaktion.
    Quart’ol beugte sich zu Xij hinunter. »Sie ist ohnmächtig. Ich hole lieber Bel’ar, die kennt sich besser aus.«
    Matt nickte abwesend. Seine Aufmerksamkeit galt Gilam’esh. Mit der flachen Hand schlug er leicht gegen dessen empfindliche Ohrlöcher. »He, Gil! Hörst du mich?«
    Der Hydree zuckte zusammen. Erleichtert sah Matt, dass der Blick seiner Augen sich klärte. »Matt, entschuldige. Das war... nur eine Erinnerung.«
    »An Manil’bud?«, fragte Matt. »An deine Partnerin auf dem Mars?«
    Überrascht sah er auf, als E’fah schnaubend die Luft ausstieß. Er hatte die Hydritin ganz vergessen. Sie stand mit hochrotem Scheitelkamm und gespreizten Beinen an der Schleuse. Ihre Miene war so düster, als erwartete sie, dass der Spindelturm jeden Moment über ihr zusammenstürzen und sie begraben könnte.
    »Ja«, sagte Gilam’esh versonnen, ohne sich nach seiner Partnerin umzusehen, »an Manil’bud.«
    E’fah drehte sich wortlos um und verließ den Besucherraum. Gilam’esh schien es gar nicht zu bemerken. Er blickte auf Xij hinab. Seine Augen glänzten fiebrig. »Wie kann das sein? Wie kann sie all die Jahrmillionen überlebt haben?« Er packte Matts Hände. »Du warst doch dabei, Freund. Du weißt, dass sie tot sein müsste. Sie kann nicht vor mir liegen... und doch ist es so. Ich verstehe es nicht.«
    In Matts Kopf überschlugen sich die Gedanken. Im Gegensatz zu Gilam’esh hatte er eine Theorie –
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