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2941 - Die Zeit läuft ab

2941 - Die Zeit läuft ab

Titel: 2941 - Die Zeit läuft ab
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seinen ersten Tag in der Selbsthilfegruppe. Sie teilten alle das gleiche Schicksal und fühlten sich hilflos.
    »Deine Wut war doch unübersehbar«, dachte Richard.
    Der hochgewachsene Mann mit den roten Haaren und fast schwarzen Augen hatte ihn wie ein Magnet angezogen. Sie verbrachten immer mehr Zeit miteinander und wurden zu so etwas wie Anführer der Gruppe. Während Richard rein spekulativ über Wege diskutierte, wie man MedFuture doch noch zur Verantwortung ziehen konnte, entwickelten seine Mitstreiter immer konkretere Ideen.
    »Mord ist doch keine Lösung«, stöhnte er.
    Es kostete ihn große Anstrengung, den Blick von der Leiche der jungen Frau zu nehmen. Ihr Mörder hatte ihr eine große Wunde in den Bauch zugefügt und damit ein Signal gesetzt.
    »Halver wird nicht einknicken. Das haben wir doch tausend Mal besprochen«, schimpfte er.
    Er kannte den Präsidenten besser als seine Freunde aus der Selbsthilfegruppe und hatte immer wieder betont, wie eiskalt der Mann war. Selbst der Mord an seiner Tochter würde ihn nicht zerstören, sondern vermutlich nur zu noch größerer Sturheit führen.
    »Ich muss es stoppen! Sofort!«, stieß Richard hervor.
    Er sprang auf und schaltete den Fernseher aus, um mit der Jacke in der Hand sein Apartment zu verlassen. Den Laptop ließ er laufen, obwohl niemand mehr in der Wohnung die verstreichende Frist verfolgen konnte. Richard hatte keine Familie mehr, die sein Leben mit ihm teilte.
    ***
    Drei Stunden Schlaf hatten genügen müssen, um die größte Erschöpfung einzudämmen. Mehr Pause gönnten Phil und ich uns nicht. Ein zweites Menschenleben wurde bedroht, und dieses Mal durften wir nicht zu spät kommen.
    »June und Blair übernehmen die Suche nach den Betreibern der Homepage«, ordnete Mr High an.
    Zusammen mit den beiden Kollegen saßen wir am Besprechungstisch in seinem Büro. Auf dem Wandmonitor mahnte uns die rückwärts laufende Uhr der Website, dass kaum noch zwanzig Stunden Zeit zur Verfügung standen.
    »Phil und ich grenzen weiterhin die möglichen Opfer ein. Wir haben eine Liste der besonders gefährdeten Personen erstellt«, sagte ich.
    Phil schob dem Chef einen Ausdruck zu, der trotz starker Selektion immer noch sechs Seiten umfasste.
    »Ich weiß, dass ich Ihnen viel zumute. Es gibt bislang leider keinen besseren Weg«, erwiderte er.
    Gab es doch, aber uns fehlten die Druckmittel, um Halver zum Einlenken zu bewegen.
    »Halver weigert sich demnach immer noch, diesen Fonds einzurichten?«, fragte June.
    »Ja, aber wir stehen ununterbrochen in Kontakt«, antwortete Mr High.
    Er würde seine gesamte Autorität in die Waagschale werfen, um den Präsidenten von MedFuture zur Einsicht zu bringen.
    »Sie wurden übrigens bei Mister Gebhard angemeldet«, sagte der Chef.
    Er nickte uns zu, sodass Phil und ich eilig das Büro verließen. Auf der Fahrt zur Rechtsanwaltskanzlei informierte mich Phil über Gebhard.
    »Seine Kanzlei hat MedFuture juristisch vertreten und verhindert, dass eine Zivilklage erhoben werden konnte. Gebhard muss so etwas wie der personifizierte Teufel für die Erpresser sein.«
    ***
    Dreißig Minuten später führte uns die Assistentin des Rechtsanwalts in sein Büro. Der Raum war sehr groß, sodass nicht einmal der lange Besprechungstisch für zwölf Personen den Blick auf sich zog. Gebhard bevorzugte klare Farben und Formen. Weinrotes Leder und matt glänzendes Metall dominierten bei der Einrichtung. Er selbst war ungefähr einen Kopf kleiner als ich, hatte pechschwarzes Haar, dunkelbraune Augen und wirkte extrem konzentriert.
    »Falls Sie gekommen sind, um mich gegen meinen Mandanten zu verwenden, muss ich Sie enttäuschen. Mister Halver handelt ganz im Sinne des Unternehmens und ich würde ihm keinen anderen Rat geben«, sagte er sofort.
    »Special Agent Cotton, und das ist mein Partner, Special Agent Decker«, erwiderte ich.
    Gebhard winkte ungeduldig ab, als ich mein Etui aufklappte. Mit einer Geste bot er uns die beiden Besucherstühle vor seinem Schreibtisch an. Der Rechtsanwalt warf immer wieder prüfende Blicke auf den Monitor seines Computers.
    »Verfolgen Sie das Ultimatum?«, fragte ich.
    Der Ausdruck seiner Augen wurde hart.
    »Natürlich, Agent Cotton. Ich bin kein Unmensch. Was führt Sie also zu mir?«, erwiderte Gebhard.
    Ich erklärte ihm, wie hoch nach unserer Ansicht die Gefahr wäre, dass er selbst oder einer seiner Angehörigen das nächste Opfer der Erpresser sein könnte.
    »Ja, das ist mir bewusst. Danke für die
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