Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2937 - Mein Vater – mein Feind

2937 - Mein Vater – mein Feind

Titel: 2937 - Mein Vater – mein Feind
Autoren:
Vom Netzwerk:
etwas enthalten, das ich noch nicht kenne? Zum Beispiel zum Mord an Giordano?«
    Phil verzog das Gesicht. »Nada.«
    »Ich verstehe das nicht. Da hat sich eine der New Yorker Mafia-Familien neu aufgestellt, und es ist nichts passiert, weswegen wir bei unserem alten Bekannten Pasquano vorbeischauen könnten? Eigentlich ist so etwas ja immer mit einigen unschönen Aktionen verbunden. Kleiner Mord, kleine Schießerei, kleiner Überfall. Und hier nun eine friedliche Revolution?«
    »Ich verstehe es auch nicht. Normalerweise dauert es immer, bis sich die Hierarchien gefestigt haben.«
    Unser Kollege Zeerookah kam zu uns Büro. Er hatte eine Liste dabei. »Wollt ihr auch etwas zu essen haben?«
    »Wo gehst du hin, Zeery?«, fragte Phil.
    »Zu Ryan’s .«
    »Dann kannst du für mich ein Truthahn-Sandwich mitbringen. Mit extra Barbecue-Ketchup.«
    »Was ist mit dir, Jerry?«
    »Nein danke. Ich habe keinen Appetit.«
    Phil zuckte mit den Schultern. »Ihm schlägt die Sache mit Giordano auf den Magen.«
    »Giordano? Der ermordete Mafioso?« Zeery schien in seinem Gedächtnis zu kramen.
    Vor nicht allzu langer Zeit war Mike Giordano erschossen worden, der als Nachfolger auf den Chefsessel der Familie Russo galt. Giordano hatte aber zu viel auf eigene Rechnung gemacht, und das war dem Oberhaupt der Russos, Renato Mazzotta, zugetragen worden.
    »Giordanos Leiche hat man noch immer nicht gefunden«, sagte ich knapp.
    »Pasquano hat erst Giordanos Platz eingenommen, und dann ist er noch eine Stufe höher gestiegen, nachdem Mazzotta sich zurückgezogen hat«, ergänzte Phil. »Pasquano hat wahrscheinlich seinerzeit den Auftrag erhalten, sich um die Sache mit Giordano zu kümmern, und er hat die Gelegenheit genutzt, seinen Neffen Federico durch den Mord an Giordano in der Familienhierarchie zu positionieren.«
    Zeery sah sich die Wand hinter meinem Schreibtisch an. Ich hatte sie meterhoch mit Packpapier verklebt und alles, was wir über die Familie Russo wussten, darauf verzeichnet. An verschiedenen Stellen befanden sich Fotos mit Familienmitgliedern, die allesamt eine Gemeinsamkeit aufwiesen: Sie waren von einer Ermittlungsbehörde aufgenommen worden.
    Zwischen Fotos und Aufzeichnungen hatte ich rote Verbindungslinien gezogen und Textbausteine aufgeklebt. In der Mitte der Collage befand sich das Foto von Michele Pasquano.
    Zeery hob das Kinn in Richtung Fotowand. »Ist das der neue Bebauungsplan für South Brooklyn, Jerry?«
    »Das ist Mind Mapping. Man zeichnet auf, was man an Informationen hat, und verbindet die Stellen, die zusammengehören. Und daraus erschließt sich möglicherweise etwas Neues.«
    Zeery verzog den Mundwinkel. »Sag mal, was ist das hier? Die Polizeischule in Quantico? Außerdem haben wir Whiteboards, Kollegen. Das hat sich offenbar zu euch beiden wohl noch nicht herumgesprochen.« Zeery deutete auf mein Wandgemälde. »Das lässt sich alles wunderbar mit dem Computer darstellen und dann direkt an der Projektionsfläche verändern.«
    »Als ob du damit arbeiten würdest.« Phil deutete ein Lachen an.
    Zeery schüttelte den Kopf. »Ich brauche das nicht, Freunde. Ich nehme den Begriff wörtlich. Mind Mapping.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf seine Stirn. »Bei mir ist das alles hier drin.«
    ***
    Eine Woche später saßen sich Frazer und Black im Hinterzimmer eines chinesischen Restaurants in der Lexington Avenue gegenüber. Frazer wollte nicht, dass Black mehr als nötig über ihn erfuhr. Je weniger Black wusste, desto besser. Wenn irgendjemand geschnappt werden würde, der Frazer kannte, dann würde der nur wissen, dass der große, blonde, gutaussehende Typ David Frazer hieß.
    Aber niemand wusste, dass es einen David Frazer aus Chicago nicht mehr gab, sondern nur noch den New Yorker Robert Davis. Selbst seine Freundin Eve wusste nichts von Frazers neuem Namen. Er wollte abwarten, wie sich die Sache mit ihr weiter entwickelte.
    »Nun erzähl schon, wann geht es los?«, fragte Frazer ungeduldig.
    Black sah auf seine Uhr. »Lass uns auf Ruiz warten.«
    Ein Windspiel signalisierte, dass ein weiterer Gast das Restaurant betreten hatte. Man konnte auf den ersten Blick sehen, dass Hector Ruiz südamerikanische Vorfahren hatte. Seine Haut war kaffeebraun, seine dunklen Augen lagen tief im Kopf. Das Haar war glatt, pechschwarz und zu einem Zopf zusammengebunden, der auf dem breiten Rücken auflag.
    Er trug eine Piloten-Sonnenbrille und bugsierte einen Zahnstocher stetig vom einen in den anderen Mundwinkel.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher