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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens
Autoren: Jana Paradigi
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Trommelwirbel seinen Namen ins Mikrofon rief, und trat mit zur Begrüßung erhobenen und weit geöffneten Armen hinaus ins gleißende Scheinwerferlicht.
    ***
    Im Luftschiff über dem Iran, Februar 2527
    Xij schnappte nach Luft, sprang auf, rieb sich Arme und Beine und sah so bleich aus, als hätte sie dem Tod selbst gegenüber gestanden. Nur ein kurzer Moment, in dem sich der Schrecken in ihrem Blick spiegelte, dann fand sie zurück in die Wirklichkeit, grinste bemüht und raunte mit belegter Stimme: »Verdammt lästiges Ungeziefer hier.«
    Es gab weder Mücken noch Fliegen oder auch nur einen Holzwurm an Bord. Dennoch nickte Matt. Er würde Xij auch weiterhin nicht drängen, sich ihnen anzuvertrauen - erst recht nicht, wenn ein zweifelhafter Charakter wie Alastar anwesend war.
    Rulfan schien Matts Gedankengänge zu teilen, denn er wechselte rasch das Thema: »Ich schätze mal, es sind noch knapp siebenhundert Kilometer, bis wir das Kaspische Meer erreichen, und dann in etwa die gleiche Strecke bis zur Afghanischen Grenze«, sagte er. »Kannst du das bestätigen, Exekutor?«
    Alastar setzte den Finger sofort wieder auf die Karte, und Matthew Drax musste beim Anblick der beinahe knielangen schwarzen Haare, die dem Bleichgesichtigen strähnig vom Kopf hingen, abermals an eine Spinne denken, die ihre Netze wob und auf Beute lauerte. Aber was begehrte der Exekutor der Reenschas wirklich? Eine Frage, die sich wohl erst in Agartha beantworten ließ.
    ***
    Die Zeit zog sich wie Kaugummi, und je weiter sie mit dem Luftschiff nach Osten kamen, umso schwüler wurde es. Die ehemals karge steppenartige Landschaft verwandelte sich mehr und mehr in einen von petrolfarbenem Schlick durchzogenen Sumpf. Schwarze Baumleichen reckten ihre knorpeligen Arme gen Himmel, halb von fahlgelbem Gras überwuchert und halb eingesunken in der Erde, die einst Nährboden für Dutzende Naturschutzgebiete gewesen war. »Christopher-Floyd« und die ihm nachfolgende Eiszeit hatten auch hier die Erde auf immer verändert.
    Das Kaspische Meer, größter Binnensee überhaupt, lag vor ihnen im dichten Nebel. Ein gigantisches Gewässer, das zwei Meere miteinander verband. Sein Salzgehalt nahm nach Süden hin stetig zu - so war es zumindest früher gewesen. Ein Reservat für Hunderte Vogelarten und berühmt für seinen Fischreichtum und seine Störzuchten, die die Scheichs mit Kaviar versorgten. Und dazu ein See über einem See. Denn auch wenn man zumindest für die Medien lange damit gehadert hatte, das Risiko einer Bohrung einzugehen, so war doch von einer ganzen Horde gut bezahlter Geologen festgestellt worden, dass am Seegrund mehrere Milliarden Barrel Erdöl schlummerten.
    Vielleicht war das die Ursache für diese Wandlung. Für diesen kilometerlang sich erstreckenden, toten trostlosen Sumpf.
    »Bah, das stinkt wie ein Tunnel voller verwesender Ratten«, sagte Xij. Die kleine Blonde hatte sich von ihrer Vision rasch erholt und tigerte wie eine eingesperrte Wildkatze die Reling entlang, drückte ihre Nase immer wieder gegen die Scheiben der Gondel, stierte hinaus, nur um im nächsten Moment ihre Runden weiter zu drehen.
    »Dann schieb dir deine prickelnde Laune doch in die Nasenlöcher«, erwiderte Alastar kühl. »Und wenn du schon dabei bist, such dir auch gleich noch was für deinen Mund. Deine Meckerei wird langsam unerträglich.«
    Matt rieb sich die Schläfen. Diese Reise zehrte an jedermanns Nerven. Aber sich gegenseitig zerfleischen war da wenig hilfreich.
    Während Xij nicht weiter auf die Provokation des Chefexekutors einging, schien Aruula sich berufen zu fühlen, ihre neue Freundin zu verteidigen oder auch nur eine offene Rechnung zu begleichen. Die Barbarin sprang mit grimmiger Miene auf die Füße und machte ein paar schnelle Schritte auf den Hageren zu, die Hand locker an den Dolchgriff gelegt.
    »Vielleicht sollten wir dein Maul stopfen«, zischte Aruula mit angriffslustig vorgebeugtem Oberkörper. »Am besten mit dem Ölschlamm, damit du weißt, wie es sich anfühlt, qualvoll zu ertrinken.«
    »Hey, hey, keine Keilerei an Bord, sonst schicke ich euch beide über die luftige Planke!«, rief Rulfan vom Ruder her, und auch Matt entschied sich, einzugreifen. Er marschierte mit forschen Schritten ins Sperrfeuer der tödlichen Blicke und wollte gerade zu einer Rede ansetzen, als ein Klang ihn stutzen ließ.
    Auch Aruula schien es gehört zu haben. Ihr Blick ging irritiert zur Backbordseite.
    »Hört ihr das?«, fragte Matt. »Das klingt doch
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