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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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kräftig werden, um eine gute Kämpferin zu sein? Und will ich das überhaupt?
    Dad jedenfalls war davon nicht sonderlich begeistert. Als sie und Aruula zu ihm gekommen waren, um über das Schwertkampftraining zu sprechen, war er zunächst total dagegen gewesen. Sein kleines Mädchen sollte den Umgang mit Waffen lernen? Sie sei doch noch so jung - und überhaupt.
    Aruula hatte ihn freundlicher darauf hingewiesen, dass sein kleines Mädchen bald bereits seinen zehnten Geburtstag feierte und Kindern auf den Dreizehn Inseln der Schwertkampf schon viel früher beigebracht wurde.
    Als sie Canduly Castle vor vier Tagen verlassen hatten, hatte Rulfan Ann dieses Schwert geschenkt. Er meinte, nach all den Abenteuern, die sie seit der Versteinerung von Jenny und Pieroo und all den anderen in Corkaich erlebt habe, brauche sie unbedingt etwas, um sich zu verteidigen. Für den Anfang würde ein kleines Kurzschwert da völlig ausreichen.
    Ich hätte damals eines brauchen können , dachte Ann, um Fletscher in den Hintern zu pieksen! Robin Fletscher, jener seltsame Bunkermann, der so versessen auf Jenny gewesen war, war vor den Schatten geflohen und hatte sie mitgenommen. In der Folge war ihr der Mann immer unheimlicher geworden, hatte sie in die Sklaverei geführt und ihr immer wieder vorgelogen, er würde im Namen ihrer Mom handeln. [2]
    Na ja, jetzt war sie ihn los und bei ihrem Vater! Und der hatte dann schlussendlich doch einsehen müssen, dass ein bisschen Unterricht mit dem Schwert möglicherweise doch gar nicht so schlecht war.
    Anns Mundwinkel zogen sich nach oben und ihre düsteren Gedanken wurden abgelöst von der Erinnerung an die überwältigende Freude, als Matt sie in die Arme geschlossen hatte. In diesem Augenblick war alles andere, das zuvor geschehen war, vergessen. Dass er und sie jetzt zusammen waren, nur das zählte.
    »Na so was, du kannst ja doch lächeln«, grinste Aruula und streichelte ihr über die Haare.
    Ann grinste zurück. »Klar! Ich freue mich auf Mom und Pieroo. Ich hoffe, sie haben alles heil überstanden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, ein Stein zu sein. Aber gefallen würde es mir bestimmt nicht…« Sie griff hinter sich, zog das Schwert heran und nestelte an der Gürtelschlaufe herum. »Meinst du, Rulfan freut sich auch auf seinen Vater?«, fragte sie.
    »Aber klar«, stimmte Aruula zu, obwohl sie da gar nicht so sicher war. Von den Republikanern in London war Sir Leonard als Tyrann bezeichnet worden, und was sie auf Guernsey vorgefunden hatten, schien diesen Verdacht zu bestätigen. Aber das hatte Ann nicht zu interessieren. »Er baut ja mit Hochdruck an dieser… Roziere, um zu ihm zu fliegen.«
    »Diese Roziere ist ein Ein-Mann-Zeppelin«, erklang eine Stimme aus Richtung des Panzer-Cockpits. »Meines Wissens gibt es Rozieren nur in Afra.«
    Die Verbindungstür hatte sich geöffnet und heraus kam eine schlanke Gestalt, von der man auf Anhieb nicht hätte sagen können, ob sie ein Junge oder Mädchen war.
    »Hallo Xij«, sagte Aruula. »Woher kennst du denn Rozieren? Jetzt sag nicht, dass du schon mal bei Kaiser de Rozier warst!«
    Xij, die junge Frau, die seit Kurzem Matt und Aruula begleitete, winkte ab. »Das weiß man eben«, tat sie unschuldig, was Aruula nicht zu überzeugen schien, denn sie schaute skeptisch drein. Xij, das hatte auch Ann schon gemerkt, verfügte über mehr Wissen als alle Menschen, denen sie bisher in ihrem Leben begegnet war.
    Sie hatte die letzten Stunden vorne bei Matt in der Steuerzentrale des Panzers verbracht. Sie wollte Dad bei der Bedienung des Fahrzeugs beobachten, erinnerte sich Ann. Auch das war toll: Obwohl Xij so ein Gefährt sicher noch nie gesehen hatte, traute sie sich schon zu, es zu fahren.
    Einerseits faszinierte Xij sie, andererseits ging sie ihr aber auch auf die Nerven. Was sie sagte, klang meistens irgendwie besserwisserisch. Als hätte sie schon tausend Dinge erlebt und gelernt. Dabei war sie viel jünger als Dad und Aruula.
    Xij trat in den Aufenthaltsraum, wandte sich der gegenüberliegenden Kojen-Wand zu und hüpfte aus dem Stand auf das oberste Bett. Geschmeidig drehte sie sich dabei in der Luft und kam - ebenfalls mit den Beinen baumelnd - auf der Pritsche zu sitzen. »Wenn Weißhaar es mit den Ding bis nach Guernsey schafft, dann Hut ab«, meinte sie. »Ich habe die Konstruktionspläne gesehen. Da hat ja selbst Leonardo da Vincis rudimentärer Hubschrauber einen besseren Eindruck gemacht.«
    Ann verzog beleidigt das Gesicht.
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