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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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wiedergeben?« Er tastete nach seiner Wunde. Tatsächlich, sie war verschwunden!
    Neben ihm richtete sich Mecloot auf. Er belastete das zuvor gebrochene Bein. »Wie neu«, stellte er fest. Er griff sich sein Schwert und warf seinem Clanchef einen verwegenen Blick zu. »Dann mal los!«, knurrte er und stürmte unter dem Felsvorsprung hervor auf Ruuks Männer zu.
    Teggar tat es ihm gleich.
    Ruuk sah, wie zwei weitere seiner Krieger im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verloren. Damit waren die Teggar-Krieger in der Überzahl und die Chancen auf einen Sieg geschwunden. »Rückzug!«, befahl er. »Zu den Booten!«
    Teggars Krieger wollten den Fliehenden hinterher, allen voran Mecloot, dem es sichtlich gut tat, sich nach der Zwangspause wieder in den Kampf zu werfen. Doch Teggar hielt sie zurück. »Lasst sie gehen! Auf dem Wasser können wir sie nicht angreifen ohne die Gefahr selbst unterzugehen.«
    »Aber…!«, begehrte Mecloot auf.
    »Nein!«, unterstrich Teggar seinen Befehl. »Der Hüter hat sich entschieden, uns über seinen Tod hinaus seinen Segen zu schenken. Bedanken wir uns erst einmal beim Bewahrer, dass er uns an der Grenze zur endgültigen Vernichtung errettet hat!«
    Die Heilige Frau trat vor und warf sich auf die blutigen Felsen vor dem toten Hüter. Teggar, Mecloot und alle anderen Anwesenden des Clans setzten sich in den Schneidersitz und sprachen die Worte, die sie vorbetete, leise nach.
    ***
    An der schottischen Westküste, Mitte Oktober 2526
    »Das war schon nicht schlecht, aber probier mal diese Haltung…«
    Aruula machte einen Schritt nach vorn und stütze sich mit dem quer gestellten hinteren Fuß ab. Dann erhob sie ihr mit beiden Händen gefasstes Schwert und hielt es mit dem Griff etwa auf Augenhöhe schräg nach hinten angewinkelt über den Kopf. Dabei achtete sie darauf, mit der Spitze nicht an die Decke des Amphibienpanzers zu stoßen. Die Höhe des Aufenthalts- und Schlafraumes im Mittelteil des Fahrzeugs ließ die Bewegung so gerade zu.
    Ann steckte konzentriert die Zunge zwischen die Lippen und versuchte sich die Pose abzuschauen. Sie nahm die gleiche Beinhaltung ein, federte in den Knien, so wie es ihr die Kriegerin von den Dreizehn Inseln gezeigt hatte, und hob ihr Kurzschwert. Sie konnte kaum den für Erwachsenenhände ausgelegten Griff mit beiden Händen umklammern.
    »Gut so«, lobte sie die schöne Freundin ihres Daddys. »Im Kampf reicht es aber nicht aus, einfach das Schwert vor sich zu halten. Wenn man damit die Schläge des Feindes pariert, drückt die Wucht des Angriffs zusätzlich auf die Klinge. Mit kräftigen Handgelenken ist das kein Problem, aber…«
    »Kann ich das Ding jetzt wieder runternehmen?«, flehte Ann. Ihre Arme brannten vor Anstrengung. Das war erst ihr zweiter Trainingstag und von den ersten paar Übungen vorgestern hatte sie immer noch ein bisschen Muskelkater.
    »Ja, natürlich!«, beeilte sich Aruula zu sagen. Auch sie gab ihre Verteidigungspose auf und steckte ihr noch relativ neues Schwert zurück in die Rückenkralle.
    Ann sah, wie der in den Griff eingearbeitete Kristall im Licht der Deckenbeleuchtung kurz aufblitzte. Aruula hatte ihr davon erzählt, wie kostbar dieser Stein war, denn er enthielt die Erinnerungen und die Persönlichkeit eines Mannes, mit dem ihr Dad und Aruula lange Zeit befreundet und unterwegs gewesen waren. Leider war der echte Aiko Tsuyoshi schon lange tot. Aber durch diesen Speicherkristall war er doch immer noch bei ihnen.
    Ann fand, dass das ein schöner Gedanke war. Sie überlegte, dass sie auch von ihrer Mom Jenny, von Pieroo oder von ihrem Dad gerne etwas bei sich hätte, das ihr das Gefühl gab, nicht allein zu sein. Denn davon hatte sie endgültig genug.
    »Hey, alles in Ordnung?«, fragte Aruula, die herangekommen und vor ihr in die Hocke gegangen war. »Du siehst ein bisschen bedrückt aus. War das Training zu anstrengend? Du kannst es mir ruhig sagen, dann lassen wir es beim nächsten Mal langsamer angehen.«
    Ann schüttelte den Kopf. »Nein, nein, schon okee.« Sie ging zu einer der Schlafkojen an der Wandung des Amphibienpanzers und schob ihr Kurzschwert in die dort abgelegte lederne Scheide. Dann schob sie die Waffe beiseite und setzte sich, die Beine baumelnd, auf die Kante der Pritsche.
    Aruula schnallte ihr Schwert ab und setzte sich neben sie. Müde lehnte sich Ann bei der starken Frau mit der auffälligen Körperbemalung an. Sie konnte die Armmuskeln spüren, wie sie gegen ihre Wange drückten. Muss ich auch so
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