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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens
Autoren: Sascha Vennemann
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Garaus zu machen«, überlegte er. »Das ist nicht gut. Wir sind schwach und verwundet. Aber wir haben Waffen und sind in der Überzahl.«
    Zustimmendes Gemurmel kam aus den Reihen der Dörfler. Schwerter und Äxte wurden gegen Holzschilde geklopft.
    »Und wenn unsere Wunden nicht heilen«, fuhr er fort und verstärkte den Nachdruck in seiner Stimme, »dann werden sich auch die unserer Feinde nicht schließen! Heute haben wir die Chance, den Fluch, der auf uns lastet, ein für alle Mal zu beenden! Denn solange Ruuk und seine Leute nicht tot sind, können wir den See nicht verlassen. Über dreihundert Winter waren wir an diesen Ort gebunden; jetzt hat uns der Hüter dieses letzte Geschenk gemacht und uns unsere Sterblichkeit zurückgegeben!«
    »Aus dem Dorf haben wir sie schon gejagt!«, kreischte die Heilige Frau. Dort waren zwei der vier Boote mit Ruuks Männern angelandet, während die beiden anderen direkten Kurs auf die Felseninsel genommen hatten.
    »Wahrscheinlich sind sie dann schon auf dem Weg hierher«, gab Mecloot zu bedenken.
    Ein Krieger schaute mit zusammengekniffenen Augen über den See. »Ich sehe sie. Zwei Boote, acht Mann!«
    »Damit wären unsere Gruppen jeweils gleichstark«, seufzte Teggar. »Doch Mecloot und ich können in unserem Zustand nicht kämpfen.«
    »Wir werden sie hier erwarten«, schlug sein Freund vor. »Hier können wir uns gut verteidigen. Und wenn Ruuk und sein Haufen vom Felsendom herunterkommen, ist ihnen der Weg abgeschnitten.«
    Chiiftan Teggar winkte einen seiner Krieger heran und ließ sich aufhelfen. Er schrie seinen Schmerz heraus, als die bereits angetrocknete Blutkruste auf der Wunde in seiner Seite wieder aufriss.
    »Einverstanden!«, ächzte er und blickte noch einmal auf den Leichnam des Hüters herab. »Heute werden wir den Fluch brechen, der uns an diesen Ort bindet. Und wenn es das Letzte ist, was wir tun!«
    ***
    Sie kamen…
    Teggar hörte, wie die schweren Stiefel von Ruuks Kriegern den schmalen steilen Grat des Felsendoms herabpolterten. Gleichzeitig erklangen am Ufer erste Rufe der neu eingetroffenen Verstärkung.
    Ein Krieger aus Teggars Clan, der sich auf einem erhöhten Felsen auf die Lauer gelegt hatte, gab den Wartenden ein Zeichen.
    Dreißig Atemzüge noch , rechnete der Chiiftan die Anzahl der gezeigten Finger hoch. Dann sind sie heran. »Haltet euch bereit!«, flüsterte er seinen Leuten zu.
    Die Männer und Frauen hatten ihre Waffen erhoben und sich in Position gebracht, um aus dem Schatten hervorzustürmen, sobald Teggar das Zeichen gab.
    »Und du bist sicher, dass das da funktionieren wird?«, zischte Mecloot unter ihm und deutete auf das Gerüst.
    Als sie sich eine Strategie für den Angriff überlegten, war der Chiiftan auf die Idee gekommen, den Leichnam des Hüters so zu platzieren, dass Ruuks Leute ihn bemerken mussten. Wenn sie entdeckten, dass der Hüter tot war, würden sie ebenso geschockt sein wie Teggars Clan. In diesem Augenblick der Schwäche würden sie zuschlagen!
    Kieselsteine regneten über den Felsüberhang herab. Die Krieger wichen ein paar Schritte zurück, um nicht von ihnen getroffen zu werden.
    »Sie sind gleich da!«, sagte Mecloot. »Noch ein kleines Stück und sie sehen…«
    »Nein!«, brüllte Ruuk über ihnen. »Nein!« Das Poltern der Kampfstiefel auf dem Felsboden beschleunigte sich, immer mehr kleine Steine kullerten den Abhang herab. Panische Rufe erklangen, jetzt auch aus Richtung der eingetroffenen Boote.
    Die feindlichen Krieger kamen ins Blickfeld. Ruuks Augen waren weit aufgerissen, seine Axt baumelte kraftlos an einer Hand neben ihm. Sechs Krieger folgten ihm nach, zwei humpelnd, aber doch so schnell sie konnten. Vom Ufer her näherte sich die achtköpfige Verstärkung mit erhobenen Schilden und Schwertern.
    Ruuk war vor dem toten Hüter in die Knie gesunken und stieß einen verzweifelten Schrei aus. »Was haben die Fremden getan?«, brüllte er. »Wudan verfluche sie!« Mecdoof, sein Berater und Vertrauter, musste seinen Clanchef stützen.
    Teggar konnte gut nachvollziehen, wie es Ruuk gerade ging, doch er fühlte kein Mitleid mit seinem verfeindeten Bruder. Nur dessen schlechtem Führungsstil hatten sie zu verdanken, dass bei ihrer Suche nach einer neuen Heimat vor über dreihundert Wintern so viele aus ihrem Clan gestorben waren.
    Es war die richtige Entscheidung gewesen, einen eigenen Clan zu gründen, nachdem sie hier am See auf den Hüter getroffen waren und sich niedergelassen hatten. Ruuk hatte diese
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