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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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von den »normalen« Hydriten geduldet, denn nach Gilam'eshs Verkündung der Wahrheit änderte sich das Bild der kriegerischen Mar'os-Jünger in der Gesellschaft zusehends. So strömten ihr immer neue Mar'osianer zu, wie auch die Kolonie von Qua'don, die sich bislang in den nördlichen Meeren verborgen hatte. Die reisenden Kolonien wuchsen auf dem langen Weg zu Sar'kir stark an. Hatten Qua'dons Anhänger zunächst nur zwanzig Hydriten gezählt, so waren es inzwischen an die vierzig.
    Der Mar'os-Kult blühte. Viele Hydriten fühlten sich auch vom Gilam'esh-Bund verraten, da er ihnen ihre dunkle Vergangenheit über Jahrhunderte verschwiegen hatte. Die Mitglieder des Bundes gaben sich geläutert, mussten aber viele Anfeindungen über sich ergehen lassen.
    Etliche Junghydriten schlossen sich dem Mar'os-Kult an. Da sie nun erfahren hatten, dass alle Hydriten von Natur aus gewalttätig sein konnten, bekannten sie sich offen zu ihrer dunklen Seite. Sie fraßen Fisch und schämten sich nicht mehr dafür. Ihre vergrößerten Tantrondrüsen machten sie aggressiv, und es oblag den besonneneren Mar'osianern, sie im Zaum zu halten. Gilam'esh trug wesentlich zum Frieden bei, indem er verkündete, der Prophet aller Hydriten sein zu wollen und für ein respektvolles Miteinander warb.
    Kal'tar sah Rig'az abwägend an. »Hör zu. Ich will dir ein Geheimnis zeigen, auf das ich gestoßen bin. Aber du musst es für dich bewahren.«
    Ihr meergrüner Flossenkamm verfärbte sich zustimmend. Sie war schon lange an ihm interessiert, und es konnte nicht schaden, eine zuverlässige Verbündete zu haben.
    Er holte den Bernstein, den er sorgfältig zwischen weichen Fischlederstücken eingewickelt hatte, aus einem Versteck. Noch immer ging ein zartes Leuchten von einem Einschluss im Zentrum des Brockens aus, als würde darin der letzte Strahl im Lichtend(Lichtend = Sonnenuntergang, Finsternis = Nacht) versinken.
    Rig'az streckte die Finger danach aus. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, es ist wertvoll. Ich will es Sar'kir bringen, der Herrin der Meere. Vielleicht kann ich dadurch in ihrer Gunst steigen und uns zu ihren Vertrauten machen.«
    Rig'az' Scheitelkamm spreizte sich vor Aufregung. »Ich glaube auch, dass es wertvoll ist. Es wirkt wie ein Heiligtum. Du solltest gut darauf aufpassen. Wenn Qua'don es sieht, wird er es haben wollen.«
    »Eben deshalb brauche ich deine Hilfe. Du musst den Stein bewachen, wenn ich ruhe.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Zufrieden wickelte Kal'tar den Stein wieder ein. Er war sicher, dass dieser leuchtende Klumpen sein Garant für den Aufstieg unter den Mar'os-Jüngern war.
    ***
    Atlantik, Südspitze von Afra, Ende Mai 2526
    Quesra'nol stürzte aus dem Strahl und streckte seinen Körper. Mit einem Jauchzen stieß er in die kalten Fluten des Meeres. Er hatte es geschafft! Die Flucht von Rotgrund - so hatten sie den Mars genannt - war ihm gelungen! Mit ein wenig Glück würde er auf der Erde das finden, was es auf Rotgrund nicht mehr gab: Hydriten, Nachkommen seiner Artgenossen, den Hydree.
    Er schwamm mehrere Züge, tauchte unter und fühlte das Meer, das so anders und zugleich so vertraut war. Zu seiner Lebenszeit hatte es auch auf Rotgrund Luft zum Atmen und Wasser gegeben. Die Meere waren seine Heimat gewesen. Bevor Rotgrund seine Atmosphäre verlor und austrocknete.
    Heute gab es wieder Gewässer auf dem Mars der Menschen - es war nicht mehr sein Planet! Sie hatten ihn besiedelt, ihm einen neuen Namen und mit ihrer Technik eine neue Atmosphäre gegeben, und Wolken, aus denen es regnete. Aber diese Meere waren ihm fremd, und es schwamm kein Hydree mehr in ihnen.
    Quesra'nol konnte es immer noch nicht fassen: Mehr als dreieinhalb Milliarden Jahre waren für ihn in wenigen Minuten vergangen. Er hatte die Hydree Rotgrunds vor der Gefahr des schwarzen Kristalls gerettet - aber zu welchem Preis?
    Wieder sah er in Gedanken seinen Mitstreiter Chus'rila. Er hatte das justierte Zeitverzögerungsfeld aktivieren sollen, das den schwarzen Kristall im Krater im Mount Olympus einschloss und damit ungefährlich machte. Aber er war zu voreilig gewesen und hatte damit auch Quesra'nol in dem Feld gefangen, in dem er unvorstellbare Zeiten überdauert hatte. Bis er in dieser fernen Zukunft befreit worden war. [1]
    Die Wesen, die ihn fanden, waren keine Hydree, sondern Abkömmlinge von Erdmenschen. Von einem von ihnen, Maddrax, hatte Quesra'nol erfahren, dass er dennoch nicht der letzte
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