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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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irgendwann zum Heimatplaneten ihrer Vorfahren zu fliegen.
    Der weitere Flug verlief ohne besondere Vorkommnisse - und ohne besondere Kommunikation unter den Besatzungsmitgliedern.
    Tartus Marvin Gonzales gab es nicht auf, das Funkgerät reparieren zu wollen. Wie die meisten Ingenieure der Marskolonie pflegte auch er so lange nach der Ursache eines Problems zu suchen, bis er sie fand. Sie nicht zu finden, kam nicht in Frage, denn die Ursache eines Problems wies immer den Weg zu seiner Lösung. Und wäre er kein Ursachenfinder und Lösungssucher gewesen, hätte Gonzales es niemals bis zum Chefingenieur bei MOVEGONZ TECHNOLOGY gebracht. Dass er weiterhin erfolglos blieb, war seiner Laune nicht eben zuträglich.
    Auch Tita Athena Gonzales gab es nicht auf, weiterhin die Beleidigte zu spielen und vor sich hin zu schmollen. Yiling Kyi Angelis kontrollierte die Instrumente und Anzeigen viel öfter, als dies notwendig gewesen wäre, und Belt Sören Braxton schließlich tat, was ein Pilot zu tun hatte, beteiligte sich aber genauso rege an der Nicht-Unterhaltung wie alle anderen.
    Es war Yiling, die nach über zwei Stunden für den ersten bedeutenden Gesprächsbeitrag sorgte.
    »Die Entfernung liegt jetzt bei unter fünfzig Kilometern«, ließ sie sich vernehmen. »Wir müssten das Objekt bald mit der Kameralinse erfassen können.«
    Braxton aktivierte den Autopiloten, beugte sich nahe an den Ortungsmonitor heran und rief weitere Daten ab. »Das Ding, was immer es ist, hat eine Länge von gerade mal dreiundzwanzig Metern; der Flugzeugträger kann es also nicht sein.«
    »Aber was dann?« Tartus Marvin Gonzales löste sich endlich von dem defekten Funkgerät und richtete sich auf.
    »Werden wir bald sehen«, erwiderte Braxton und schielte zur Treibstoffanzeige. »Die Energie für das Magnetfeld wird allerdings langsam knapp. Noch zwei Stunden, zehn Minuten können wir uns halten, dann müssen wir auf den Düsenantrieb umschalten und zum Mond zurückfliegen!«
    Unter ihnen glitten einige winzige Inselchen vorüber, die auf keiner Karte verzeichnet waren. Ein paar Wolken schwebten durch den blauen Winterhimmel. Über ihnen stieg die Sonne ihrem Zenit entgegen. Tartus Marvin ließ sich im Copilotensessel nieder und beobachtete die Instrumente. Nach weiteren Minuten legte er das Bild der Bugkamera auf einen der Monitore. Noch war das Zielobjekt nur ein verwaschener Fleck, aber sie näherten sich rasch.
    »Es ist tatsächlich ein Schiff!«, rief Belt Sören Braxton schließlich. »Schaut nur - ein uralter Kahn!«
    Alle starrten jetzt auf den Monitor. Das Schiff hatte Segel und war aus Holz. Als sie sich weiter den Koordinaten der Tachyonenquelle näherten, sahen sie, dass es ein wenig flimmerte und irgendwie durchsichtig wirkte.
    »Seltsam…« Der Kommandant rieb sich nachdenklich sein breites Kinn. »… sieht fast halbstofflich aus.«
    »Was soll das sein, ›halbstofflich‹?« Yiling rümpfte die Nase.
    »Wie auch immer«, sagte Braxton. »Das Schiff und die Tachyonenquelle sind identisch.«
    Bald lieferte die Außenkamera klarere Aufnahmen. Das Schiff schien verlassen zu sein; sie konnten niemanden an Bord ausmachen. Die Segel hingen schlaff herab, wie bei einer Flaute, obwohl die Messwerte eine Windgeschwindigkeit von 48 km/h anzeigten. Seltsam…
    »Kennt ihr die Geschichte vom ›Fliegenden Holländer‹?«, fragte Tita Athena in die atemlose Stille hinein; der erste Satz, den sie seit Stunden von sich gab. Auch sie hatte sich neugierig aus ihrem Sessel erhoben und spähte auf das Monitorbild.
    »Nie gehört«, knurrte Tartus Marvin. »Was soll das sein?«
    »Ein irdisches Gruselmärchen aus der Bibliothek der CARTER I«, erklärte die Ärztin. »Es handelt von einem verfluchten Schiff aus dem 17. Erdjahrhundert, dessen Besatzung keinen Seelenfrieden findet und auf ewig auf dem Meer kreuzen muss. Das da«, sie deutete auf den Segler vor ihnen, »erinnert mich frappierend daran.«
    »Eine Diskussion über Geisterschiffe können wir uns wohl sparen«, gab der Kommandant unwirsch zurück. »Die Frage ist eher: Wieso strahlt das Ding eine derart hohe Tachyonenkonzentration ab?«
    »Vielleicht hat es den Zeitstahl durchquert«, warf Yiling ein. »Das würde auch die altertümliche Bauweise erklären.«
    »Schauen wir es uns doch einfach aus der Nähe an«, schlug Braxton vor.
    »Davor kann ich nur warnen.« Yilings Stimme klang plötzlich gepresst. »Ohne klare Anweisung von der Mondstation sollten wir ein unbekanntes Objekt wie
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